Garten Herlet in Koblenz
Mission „Entsiegelung“: Die Nähe zur Erde wieder finden
"Abpflastern" ist Arbeit: Die Steinplatten sind nicht aus Pappe, die Helfer haben gut zu tun.
Alexander Thieme-Garmann

Dutzende Menschen sind am Smastag im Garten Herlet in Koblenz zusammengekommen. Sie trafen sich zur Aktion „abpflastern“. Viel gesprochen und diskutiert über die zunehmende Versiegelung in Städten wurde ebenfalls.

Gut fünfzig Naturfreunde haben sich am Samstagnachmittag im Garten Herlet versammelt, um die nächsten Stunden mit Spaten und Schubkarre ans Werk zu gehen. Hintergrund ist der Start der Aktion "abpflastern" zur Entsiegelung städtischer Flächen. Deren Initiatoren sind die Professoren Lars Hochmann und Daniela Gottschlich von der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG).

Bundesweiter Wettbewerb

Gemeinsam mit Studierenden haben sie die Kampagne in Form eines bundesweiten Wettbewerbs konzipiert. Ziel ist es, Böden von Beton und Pflastersteinen zu befreien, um damit gegen Hochwasser, Hitze und Artensterben anzukämpfen. Als Gastrednerin für die Eröffnungsveranstaltung im Garten Herlet konnten die Organisatoren Sieglinde Karges gewinnen, die als Vorsitzende des Vereins Grün(h)ecken die Rolle des Grundwassers als Quell des Lebens in ihrem Vortrag hervorhob.

Blick in den Garten Herlet und auf die Aktion im Hintergrund.
Alexander Thieme-Garmann

Auch andere Vereine und Gruppierungen sind vor Ort, so die „Freunde des Garten Herlet“ und die Bürgerinitiative „Unsere Altstadt“, die sich aktuell verstärkt für die Entsiegelung von Rathauspassage und Kaltenhof einsetzt. Daneben haben einige Neugierige den Weg in die „grüne Oase“ gefunden, darunter Anwohner und Menschen, die durch Newsletter oder Rundmails auf die Aktion aufmerksam geworden sind. Nach den einführenden Worten von Lisbeth Scholz und Lioba Huss vom Studiengang Ökonomie, Verantwortung und Institutionsgestaltung (ÖVI) wird sogleich zur Tat geschritten.

Mit großen Steinplatten versiegelt

Ziel ist eine Ecke im Garten, die mit großen Steinplatten versiegelt ist. Mithilfe von Spaten lösen die Helfer die beträchtlichen Brocken aus ihrer Verankerung und entfernen sie vom Ort. Das eröffnet den Blick auf ein Erdreich, das von altem Wurzelwerk durchsetzt ist. Es ist Martin Görlitz, der sich eine Schubkarre schnappt, um darin die alte Erde abzutransportieren.

Der Unternehmer ist Begründer der gleichnamigen Stiftung, die sich seit dreißig Jahren für Umwelt, Energie und Soziales engagiert. Sitz sowohl der Stiftung als auch deren Tochterorganisation, das Institut for Zukunftsgestaltung (ISSO), ist das Dreikönigshaus in der Kornpfortstraße, in dessen Räumen auch die HfGG untergebracht ist.

Anwohner, die "Bürgerinitiative Altstadt" und die "Freunde des Garten Herlet" tauschen sich in gemütlicher Runde aus.
Alexander Thieme-Garmann

„Dem Stadtmenschen geht der Bezug zu natürlicher Erde zunehmend verloren, weil so viele urbane Flächen versiegelt sind“, konstatiert Görlitz, der dadurch die Fähigkeit zur Empathie für die Umwelt im Ganzen gefährdet sieht. Insofern begrüßt er die Idee der Hochschule, aus den Resten der entfernten Steinplatten eine Skulptur entstehen zu lassen, die gleichsam an die Dringlichkeit der Entsiegelung von Flächen mahnt.

Martin Görlitz, Begründer der gleichnamigen Stiftung, geht mit gutem Beispiel voran.
Alexander Thieme-Garmann

Ein Modell des Kunstwerks im Maßstab 1:4 ist bereits vor Ort zu bewundern. Sein Schöpfer ist der Künstler Elias Franz. Sein Löwenzahn-Motiv soll dem Gewinner des Wettbewerbs am Endes des Jahres als Preis übergeben werden. Währenddessen haben die Hobbygärtner ein Ahorn und Blumen auf die entsiegelte Fläche gepflanzt. Besonders eifrig ist dabei der Nachwuchs zugange.

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