Niederwerth
Mikroturbinen im Rhein bei Niederwerth sollen bald Strom liefern

Dr. Karl Kolmsee (5. von rechts) erläutert Mitgliedern der Genossenschaft Neue Energie Bendorf das von seiner Firma entwickelte Mikro-Strömungsturbinen-Kraftwerk.

Winfried Scholz

Niederwerth. Im Rhein bei Niederwerth könnte noch in diesem Jahr ein kleines Wasserkraftwerk in Betrieb gehen. Den elektrischen Strom würden zehn Mikroströmungsturbinen im Fluss liefern.

Von unserem Mitarbeiter Winfried Scholz

Bei dem von der Firma Smart Hydro Power aus Feldafing entwickelten Produkt handelt es sich um das weltweit erste Kraftwerk dieser Art, das in Afrika und Südamerika schon erfolgreich betrieben wird. Am Rhein wäre es das erste Kraftwerkprojekt dieser Art. Eigentümer wäre die Genossenschaft Neue Energie Bendorf (NEB) eG, an der die Inselgemeinde beteiligt ist.

Das Miniwasserkraftwerk war eins der Themen, die im Rahmen der Aktionswoche „Rheinland-Pfalz: Ein Land voller Energie“ im alten Wasserwerk Niederwerth präsentiert wurden. Veranstalter war die Energieagentur Rheinland-Pfalz, Region Rhein-Mosel-Eifel.

Herzstück der Anlage, die vom Firmenchef Dr. Karl Kolmsee vorgestellt wurde, ist ein Fünf-Kilowatt-Unterwassergenerator, der von einem Kunststoff-Glasfaser-Rotor mit einem Meter Durchmesser angetrieben wird. Das Ganze ist umgeben von einem Saugmantel, der die auf den Rotor wirkende Kraft verstärkt und gleichzeitig als Schutz dient. Die stromerzeugende Einheit hängt in einem Stahlgestell, an dessen Oberseite ein austarierter Schwimmkörper für eine schwebende Lage im Wasser sorgt. Ein nach vorn spitz zulaufender Drahtkorb soll die Anlage vor größerem Treibgut schützen. Kleinere Teile oder Fische können die Rotorblätter passieren. Gehalten wird die Anlage von einem im Boden verankerten Pfahl. Installiert wird sie außerhalb der Schifffahrtsrinne.

Wie hoch ist die Leistung? Kolmsee sagt: „Wir können die Physik nicht überlisten.“ Die erzielbare Leistung hängt im Wesentlichen von der durchflossenen Wassermenge und der Fließgeschwindigkeit ab. Begrenzender Faktor für die Wassermenge sind Größe und Gewicht der Anlage. Kolmsee erläutert: „Das kleine Kraftwerk haben wir hauptsächlich entwickelt für den Einsatz in abgelegenen Regionen Afrikas oder Südamerikas, wo keine Infrastruktur zur Verfügung steht.“ Die 3,13 Meter lange, 1,60 Meter breite, 2,01 Meter hohe und 380 Kilogramm schwere Anlage kann auf einem normalen Pick-up transportiert und von acht Personen getragen werden. Zum Versenken im Fluss ist kein Kran erforderlich. Die maximale Leistung von fünf Kilowatt wird bei einer Fließgeschwindigkeit von 2,8 Metern pro Sekunde, wie sie hier bei Hochwasser herrscht, erreicht. Bei der derzeitigen Fließgeschwindigkeit liegt sie bei einem Kilowatt. Diese Leistung würde aber rund um die Uhr abgegeben. Weiterer Vorteil: Es würde ohne Transformationsverluste ins Niederspannungsnetz eingespeist.

Geplant ist, bei Niederwerth zehn Einheiten zu installieren. Zurzeit prüft die SGD Nord den Genehmigungsantrag hinsichtlich naturschutz- und fischereirechtlicher Belange. Das WSA Bingen habe signalisiert, es gebe für eine Genehmigung keinen Abweisungsgrund.

Die Wirtschaftlichkeit: Die Einspeisevergütung für diese Anlagen liegt bei 12,5 Cent pro Kilowattstunde. Die Lebensdauer liegt bei 20 Jahren. Der NBE-Vorstandsvorsitzende Frank Simonis erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Die Investitionssumme liegt bei 150 000 Euro. Es gibt bereits Sponsoren. Technisch könnten wir noch in diesem Jahr installieren. Für die Genehmigung sind wir optimistisch. Bei der letzten Genossenschaftsversammlung gab es keine Gegenstimme für das Projekt, das für uns eine Herzenssache ist.“

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