48 möblierte Apartments entstehen derzeit in dem großen Gebäude in der Casinostraße 9, 11 und 13 mitten in Koblenz. Und eigentlich hätten dort gegenüber des Forums Mittelrhein schon vor Monaten Mieter einziehen sollen. Doch sie wurden zuletzt mehrfach kurzfristig auf einen späteren Einzug vertröstet. Woran liegt das? Und was bedeutet das für betroffene Mieter?
Der hellbeige Marmorboden glänzt wie frisch poliert, Sonnenstrahlen durchfluten die Wohnküche durch bodentiefe Fensterscheiben und lassen die goldenen Beine der Sessel schimmern. Wer sich auf der Internetseite des Immobilienprojekts „City Living Koblenz“ durch die 3D-Visualisierungen der 20 bis 86 Quadratmeter großen Apartments klickt, wird merken: In diesem Haus soll der Hauch von Luxus durchs Eigenheim wehen.
Wasserschaden verzögerte die Bauarbeiten
Seit rund zweieinhalb Jahren wird das Haus an der Ecke Casinostraße/Clemensstraße kernsaniert. In einem Masterplan der Stadtverwaltung zu zentrumsnahen Baumaßnahmen hieß es vor rund 15 Monaten, die Kernsanierung werde circa bis Sommer 2024 andauern. Bauherr Yusuf Kocyigit spricht gegenüber unserer Zeitung derweil davon, dass eine Fertigstellung „Ende 2024“ geplant war. Bei dem Gespräch Mitte April 2025 sagt er aber auch: Vor Juli 2025 wird das Gebäude nicht einzugsbereit sein.
Als Hauptgrund für die monatelange Verzögerung nennt Kocyigit einen Wasserschaden, der während der Bauarbeiten aufgetreten sei. Wandmodule seien durchnässt worden, hätten ausgetauscht werden müssen. „Das hat die Bauarbeiten um sechs bis acht Monate verzögert“, so Kocyigit. Weitere Gründe, die er nennt, hört man oft, wenn es auf dem Bau länger dauert: Handwerkermangel und lange Lieferzeiten.
Stadtverwaltung spricht von Baustopps
Auch die Stadt, deren Bauaufsicht die Kernsanierung betreut, nennt einen Grund für die längere Bauzeit: „Während der Bauphase gab es Baueinstellungen wegen fehlender Nachweise“, heißt es von der Pressestelle. Außerdem stehe noch ein Nachtragsantrag aus, weil es noch Abweichungen hinsichtlich Fassadendetails gebe.
Angesprochen auf die von der Stadt zitierten Baustopps sagt Kocyigit: Größere Probleme auf dem Bau habe es nicht gegeben. Auf die Frage, ob die Verzögerungen durch den Wasserschaden den Mietern kommuniziert wurden, antwortet er derweil mit einem klaren „Ja“.
Von Mieterseite hört man dagegen anderes. Eine Person, die in ein Apartment einziehen will, äußerte gegenüber unserer Zeitung, von einem Wasserschaden nichts gewusst zu haben. Die Situation sei sehr belastend. Dass der anvisierte Einzugstermin Ende 2024 nicht geklappt hat, brachte reale Probleme mit sich: „Meine alte Wohnung hatte ich da nämlich schon gekündigt.“
Seither sei man gezwungen, als Zwischenlösung anderswo unterzukommen, ohne genau zu wissen, wie lange noch. Im März 2025 hieß es in einer offiziellen E-Mail des Bauträgers, die unserer Zeitung vorliegt, dass das Gebäude im Mai 2025 bezugsfertig sein soll. Im April folgte in einer weiteren offiziellen E-Mail ein neuer Stand: Bezugsfertig ist es voraussichtlich erst Ende Juli. Nach Informationen unserer Zeitung sind auch Mieter von ihrem Vertrag zurückgetreten.
Apartments schon möbliert
Yusuf Kocyigit sagt, die meisten Mieter hätten aber bisher mit Verständnis auf die Verzögerungen reagiert. Rund 80 Prozent der Apartments seien aktuell vergeben. Viele Mieter würden diese künftig als Zweitwohnsitz nutzen, zum Beispiel Pendler, Bundesbeamte oder Ärzte.
Die Apartments, auch das betont Kocyigit, seien an sich seit Monaten fertig möbliert. Doch einziehen dürfen Mieter erst, wenn die Bauaufsicht der Stadt das kernsanierte Gebäude in Gänze begutachtet hat und alle Nachweise etwa zum Brandschutz und zur Standsicherheit vorgelegt wurden. Ein Besichtigungstermin mit der Bauaufsicht sei zu terminieren, so die Stadt.
Betroffene Mieterinnen und Mieter müssen sich also noch Geduld haben. Wer keine mehr hat, dem hält der Bauherr weiter offen, vom Vertrag zurückzutreten. Glaubt man Yusuf Kocyigit, biegt das Bauprojekt in bester Koblenzer Innenstadtlage, zwar mit reichlich Verzögerung, aber dennoch langsam auf die Zielgerade ab.
AOK soll ins Erdgeschoss einziehen
In die Gewerbeflächen im Erdgeschoss der Immobilie soll die Gesundheitskasse AOK einziehen. Das teilte Yusuf Kocyigit unserer Zeitung mit. AOK-Sprecher Jan Rößler bestätigte auf Anfrage, dass man aus dem Standort in der Rizzastraße 11 in „zeitgemäße Räumlichkeiten in Koblenz“ umziehen werde. Man wolle die Kundennähe mit persönlicher Kundenberatung weiter stärken und Beschäftigten eine moderne Arbeitswelt bieten. mtk