Fachkräftemangel hier, Suche nach Arbeit dort. Die Nachfrage von zugewanderten Menschen nach einer Arbeitsstelle und das Angebot regionaler Unternehmen, die auf der ständigen Suche nach gut ausgebildetem Personal sind, scheinen sich zu ergänzen wie Topf und Deckel. Doch was in der Theorie einfach klingt, ist es in der Praxis meistens nicht. Denn im Alltag der Bürokratie gilt es viele Hürden zu überwinden, ehe sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer finden. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz lud nun zum wiederholten Maße zu einer Jobmesse für Zugewanderte ein – Veranstaltungsort war die Stadthalle in Bendorf.

Martin Neudecker, IHK-Regionalgeschäftsführer für den Bereich Mayen-Koblenz, erklärte Sinn und Zweck eines solchen Events: „Die IHK ist als Interessenvertretung der Unternehmen typischerweise eher für Aus- und Weiterbildung als für die Akquirierung bereits ausgebildeter Fachkräfte zuständig. Doch als im Jahr 2022 zahlreiche Ukrainerinnen und Ukrainer zu uns kamen, die arbeiten wollten, oftmals aber kein Deutsch konnten, öffnete uns dies die Augen, dass hier Handlungsbedarf herrscht.“ Nachdem im Herbst 2022 erstmals eine Jobmesse ausschließlich für ukrainische Arbeitsuchende stattgefunden hatte, wurde die Beschränkung auf ein spezifisches Herkunftsland aufgehoben. Das Format für Migranten jeglicher Herkunft und Nationalität hat sich inzwischen etabliert.

„Wie auf klassischen Ausbildungsmessen ist es unser Ziel, Netzwerke zwischen Unternehmen und potenziellen Arbeitskräften herzustellen. Beide Parteien sollen sich im Smalltalk kennenlernen und ausloten, ob eine feste Zusammenarbeit Sinn ergeben könnte“, schilderte Neudecker. In Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels handele es sich dabei einmal mehr um eine Win-Win-Situation.
So waren es denn auch rund 20 Betriebe aus sämtlichen Branchen, die sich in der Bendorfer Stadthalle mehr als 600 Besuchern vorstellten. Die IHK bot in Kooperation mit der Handwerkskammer Koblenz einen sogenannten Anerkennungscheck an. Hierbei hatten die Messebesucher die Möglichkeit, ihre im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen vorzuzeigen und sich entsprechend beraten zu lassen: Welcher Beruf und welches Unternehmen passen zu mir?

Neben möglicher Sprachbarrieren sind aus Sicht der Unternehmen Probleme bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse die größte Herausforderung. So jedenfalls argumentierte Neudecker: „Für den Arbeitgeber ist es essenziell, zu wissen, welche Kompetenzen jemand mitbringt. Doch bei der Anerkennung bereits erworbener beruflicher Qualifikationen sind die bürokratischen Hürden leider sehr hoch.“
Als dritte große Schwierigkeit bezeichnete der IHK-Regionalgeschäftsführer die eingeschränkte Mobilität von Migranten: „Viele haben keinen gültigen Führerschein. Und der ÖPNV ist jenseits der Ballungsräume um Koblenz nun einmal nicht stark genug ausgebaut, um problemlos und mit angemessenem Zeitaufwand auch in ländlichere Gebiete zu kommen.

Neudecker ist aber auch überzeugt, dass es für jene Herausforderungen Lösungen gibt. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Künstliche Intelligenz, die mit Übersetzer-Apps Sprachbarrieren verringern könne, und auch auf den politischen Willen, bei ausländischen Berufsqualifikationen auch Teilanerkennungen zu ermöglichen.
Bendorfs Bürgermeister Christoph Mohr, der sich freute, dass die Jobmesse für Zugewanderte bereits zum zweiten Mal in der Rheinstadt stattfand, betonte die Wichtigkeit einer solchen Veranstaltung: „Arbeit ist und bleibt der beste Weg zur Integration. Bendorf ist bereits vor vielen Jahrzehnten ein wichtiger Industriestandort geworden. Hier schätzt man das Potenzial durch zugewanderte Arbeitskräfte sehr.“ Er lobte das Engagement der IHK und ihrer Kooperationspartner: „Angesichts des Fachkräftemangels ist es genau das, was wir jetzt brauchen.“