Stadtrat entscheidet für Bühne
Mehrzweckhalle Bendorf soll neu gestaltet werden
Aus alt und leerstehend mach neu und gemeinschaftlich genutzt: Die Mehrzweckhalle in Bendorf-Sayn soll saniert werden und von Vereinen genutzt werden können.
Heinrich+Steinhardt Architekten/leonie steinhardt, Thilo Hagen

Seit Jahren ist die Halle nicht nutzbar, nun soll eine Lösung her, die Kultur und Sport zumindest teilweise vereint. Mit einem Abzug: Ballsportarten werden nicht möglich sein, Grund hierfür ist eine festinstallierte Bühne.

Bei der ersten Stadtratssitzung des neuen Jahres konnte Bürgermeister Christoph Mohr (SPD) ein für die Stadt wichtiges Projekt vorstellen: Nach fünf Jahren Leerstand könnte die Mehrzweckhalle Sayn bald saniert und einer neuen gemeinschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Das Objekt beschäftigt den Rat seit Jahren und stellt einen Anlaufpunkt fürs Vereinsleben der Stadt dar. Doch bauliche Mängel führten zum Stillstand. Schnell war klar, es soll weitergehen in der Halle, doch genauso schnell wurde klar, aus eigenen Mitteln wird dies kaum möglich sein. Das Architekturbüro Heinrich + Steinhardt GmbH hat nun eine Lösung vorgestellt, die fast alle Wünsche unter einen Hut bringt.

Erstmal das Thema Förderung: 2020 wurde bereits ein Antrag auf Förderung durch den Bund versucht, allerdings erfolglos. Nach Einbindung der Sayner Vereine wurde 2022 ein neuer gemeinsamer Antrag gestellt, der eine Kultur- und Sporthalle als Ziel hatte. Ein Neubau ist ausgeschlossen. Kurz vor Weihnachten 2022 kam der positive Bescheid: Eine Förderung über mehr als drei Millionen Euro ist möglich.

Im Januar 2025 wurde im Ausschuss dann eine Gestaltungsplanung durch das Architektenbüro vorgestellt. Eine Frage wurde diskutiert: Soll es eine festverbaute Bühne geben? Dahinter steckt ein Interessenskonflikt zwischen kultureller und sportlicher Nutzung. Denn durch eine festverbaute Bühne wäre Ballsport nicht möglich. „Wir mussten uns darauf einstellen, dass Kompromisse geschlossen werden müssen“, erinnert Stadtchef Mohr. Der Ausschuss schlug einstimmig vor, die festverbaute Bühne zu wählen.

Mohr betont, dass die Vereine sowohl vor als auch während der Konzepterstellung eingebunden waren. Allerdings gab es hier unterschiedlich starkes Engagement. Das Fazit ist: „Ja, sportliche Nutzung wird möglich sein, nein, nicht alle sportlichen Nutzungen werden möglich sein.“

Der Bendorfer Bürgermeister Christoph Mohr hier bei einem Termin zur Eröffnung eines Trinkwasserhochbehälters. Bis die Mehrzweckhalle im neuen Gewand eröffnet wird, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern.
Kim Fauss

Das sagen die Fraktionen: Die FWG ist zwar froh über den positiven Fortlauf, allerdings kritisiert sie, dass die Kommunikation mit den Vereinen nicht zufriedenstellend gewesen sei und das nun keine Ballspiele möglich sind. Der Fraktion fehlt die Alternative, was wären etwa die Mehrkosten gewesen, damit Ballspiele möglich sein könnten. Generell wolle man zustimmen, allerdings zuerst zwei Fragen klären: Zum einen sind im Konzept 23 Parkplätze ausgewiesen, für die FWG ist fraglich, ob diese bei 330 angedachten Sitzplätzen ausreichend sind oder man teuer externe Plätze anmieten müsse. Zudem fragt die FWG, wie es kommen konnte, dass nicht berücksichtigt wurde, dass kein ordentlicher Kanalanschluss besteht.

Mohr hierzu: Die Vereine waren zu Terminen im Rathaus eingeladen, allerdings war nur ein Verein vor Ort. „Ja, das hätte besser ablaufen können“, sagt Mohr, aber die Gelegenheit zu einer Kommunikation war von Verwaltungsseite aus gegeben: „Natürlich sind wir darauf angewiesen, dass auch ein Rücklauf kommt.“ Schon bei der ersten Veranstaltung werde auffallen, dass es Restriktionen gibt. Allerdings ist es auch eine Frage der Alternativen: Ein Neubau ist nicht möglich, eine Aufteilung auf andere Hallen wäre nicht das kleinere, sondern das größere Übel. In Bezug auf die Parkplätze antwortet das Architekturbüro, dass der Platz maximal ausgenutzt sei und die Verpflichtungen erfülle.

Beim Thema Kanal sei man in der Projektskizze davon ausgegangen, dass der Anschluss wie üblich bis ans Grundstück heranrage, dies hat sich als Fehlschluss herausgestellt. Die Architekten erklären, dass man nun einen Kanalanschluss vor die Jahnbrücke verlegen müsse, hinzukommen eine Druckleitung und ein Pumpwerk. Hierdurch entstehen Mehrkosten.

Thilo Hagen

Die FDP erinnert daran, dass man vor Weihnachten glücklich über das Geschenk des Bundeszuschusses war, natürlich seien Mehrkosten ärgerlich, doch man könne nur dafür sein, dass nach einem Jahr Verzögerung, das Projekt nun umgesetzt werden kann. Es werde bemängelt, dass Ballsport nicht möglich ist, aber „wir können die Ausmaße der Halle nicht verändern. Wir müssen im Bestand sanieren, da können wir keine Spielfläche herzaubern“.

Die SPD weist darauf hin, dass es nicht nur Ballsportarten gibt. Es handele sich um ein „tolles Projekt“ und „das wird so ein Wahnsinnsgewinn für Sayn, wenn diese Halle steht.“ Die Fraktion erinnert daran, dass sich sogar ein Verein gegründet hatte, der die Vereine vertreten sollte: „Es ist total unfair, zu sagen, da wäre zu wenig drüber geredet worden.“ Eine festinstallierte Bühne habe den Vorteil, dass Tische und Stühle darunter gelagert werden könnten, zudem würden die Parkplätze für die Nutzer, die ja überwiegend aus Sayn direkt kommen, wohl ausreichen.

Die Grünen fragen, ob es Kostenschätzungen für eine mobile und eine festverbaute Bühne gab, und wie es mit einer Förderung aussehen würde. Zudem gab die Fraktion den Hinweis, dass Schulen für Sport teils auf andere Hallen ausweichen, ob das in der neuen Halle auch möglich wäre.

Mohr dazu: Wenn die Schule auf sie als Träger zukomme, wäre es möglich, allerdings ist es keine Sporthalle, sondern eine Halle, „wo Sport gemacht werden kann“.

Die CDU weist auf einen Bach hin, der in der Nähe des Notausgangs fließt. Die Frage ist, ob der Platz in einer Flucht ausreicht. Der Weg ist rechtlich abgecheckt, heißt es vom Architekturbüro.

In der Visualisierung kann ein erster Eindruck vom küntigen Erscheinungsbild der Mehrzweckhalle Sayn gewonnen werden.
Heinrich+Steinhardt Architekten/leonie steinhardt. Heinrich+Steinhardt Architekten/Leonie Steinhardt

So könnte die Halle künftig aussehen: Zunächst braucht es zwei Nebengebäude – einen Technik- und Lagerraum – die mit Containern gestellt werden. Eine nachhaltige Energieversorgung wird über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und eine Luftwärmepumpe erreicht. Die verwendeten Materialien für die Halle werden Holz, Metall, Glas und Beton sein, inklusive Grünflächen in der Fassade und auf dem Dach.

Letztgenannte sind, ebenso wie die Entsiegelung der Außenfläche, wichtig für die Förderung: „Wir wollen die Halle nicht kaputtmachen, sondern annehmen und in eine neue Zeit transferieren, indem wir sie visuell und technisch ertüchtigen“, heißt es von Architekt, Thomas Steinhardt, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Außenfassade und Innenraum werden mit Holz verkleidet, das Metall soll einen Bezug zur Sayner Hütte bilden. Beton wird im Eingang und an den Treppen verwendet. Im Foyer sollen zur Straßenseite hin getönte Gläser verbaut werden.

Da der bisherige Eingangsbereich undicht ist und Feuchtigkeit in den Keller eindringt, wird dieser in Abstimmung mit den Behörden abgerissen und ein Neubau geschaffen. Eine spiegelnde Spanndecke soll optisch Raumhöhe erzeugen.

Mit am Wichtigsten für eine solche Halle sind die Bodenbeläge, so muss in der Halle ein federnder Boden vorhanden sein. Es gibt einen Sportboden mit einer elastischen und speziell versiegelten Linoleumschicht, der mit einer Fußbodenheizung versehen werden kann, heißt es von Steinhardt. Durch die Versiegelung besteht ein gewisser Schutz bei höheren Beanspruchungen. Allerdings müsse man hinnehmen, dass der Boden eine Patina bekommen wird, die im Konzept berücksichtigt ist und ein stimmiges Bild ergeben soll.

Der Rat stimmt einstimmig zu.

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