Da gibt es das Professorinnenprogramm M4P (Mentoring for Professorship), das aktuell in der zweiten Runde läuft und von Barbara Nemesh begleitet wird. Dieses Programm zielt auf Frauen ab, die bereits promoviert sind, Berufs- und Lehrerfahrung haben und mit M4P an das Karriereziel einer FH-Professur herangeführt werden, erläutert Nemesh. Mit verschiedenen Seminaren und Beratungen, aber auch der Vernetzung untereinander sowie mit Professorinnen der Hochschule Koblenz zu vernetzen, will Nemesh Hürden zur Professur abbauen und Wege ebnen.
Vernetzung und Austausch sind das A und O
Zwei Kernprobleme haben sich für Nemesh bei der Rekrutierung potenzieller zukünftiger Professorinnen herauskristallisiert: Zum einen, dass der Weg zur FH-Professur vielen unbekannt ist, da er sich von der zur Uni-Professur stark unterscheidet, zum anderen, dass die Frauen häufig regional stark gebunden sind und nicht zu einem Umzug innerhalb Deutschlands bereit sind. Ergo: „Wir müssen viel mehr schauen, wo hier in der Region die Frauen sitzen, die für uns erst mal nicht sichtbar und nicht greifbar sind“, sagt Nemesh.
An diesem Punkt setzt das Aufgabengebiet von Barbara Fischer an. Als Headhunter bezeichnet sie sich zwar nicht, allerdings sucht sie initiativ nach promovierten Frauen in Unternehmen in der Region, die sie auf die Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Karriere aufmerksam machen möchte. Dabei geht es ihr vor allem auch um Aufklärungsarbeit, beispielsweise, dass es die Hürde einer klassischen Habilitation für eine FH-Professur gar nicht bedarf – sondern man wird nach einem Bewerbungsverfahren zur Professorin berufen.
Als besonderen Standortvorteil der FH Koblenz kehrt sie dabei die enge Verzahnung von Theorie und Praxis heraus, sichtbar an der engen Zusammenarbeit der FH mit regionalen Unternehmen. „Viele wären gar nicht auf die Idee gekommen, dass eine Professur ein Karriereweg für sie sein könnte“, berichtet Fischer aus ihrer Erfahrung.
Das Hauptaugenmerk liegt darauf, wie sich die Frauen gegenseitig unterstützen können, welche Skills sie den anderen näherbringen können und wo sie sich selbst Unterstützung suchen.
Leoni Reis
Damit Frauen diese Möglichkeit von Anfang an mitdenken, gibt es noch ein drittes Programm, das noch einen Schritt vorher ansetzt: Leoni Reis betreut das Projekt „Pick it – Peer in Career“, das sich an Frauen wendet, die gerade ihren Master erwerben oder vor Kurzem ihren Abschluss erhalten haben und sich die Frage stellen, wie ihr weiterer Karriereweg aussehen kann. Leoni Reis hat zwölf Frauen mit ähnlichen Zielen in verschiedenen Gruppen zusammengebracht, in denen sie in den kommenden zehn Monaten gemeinsam in Seminaren und Gruppengesprächen ihre Möglichkeiten ausloten. „Das Hauptaugenmerk liegt darauf, wie sich die Frauen gegenseitig unterstützen können, welche Skills sie den anderen näherbringen können und wo sie sich selbst Unterstützung suchen“, erklärt Reis. Dazu gibt es Angebote zur Selbstoptimierung, Kompetenzgewinnung und Beratungen, Reis gibt aber auch Hinweise auf externe Angebote und Möglichkeiten.
Die aktuellen Programme, die über das Professorinnenprojekt III des Bundes und der Länder finanziert werden, endet zum Beginn des nächsten Jahres. Die Initiatorinnen hoffen, dass sich die Angebote verstetigen, denn: „Wir erleben, wie sinnvoll diese Programme sind“, sagt Barbara Nemesh. Die Rückmeldungen aus dem ersten M4P-Projekt sind durchweg positiv, resümiert Nemesh. Dies zeige sich auch darin, dass Frauen, die am M4P-Programm teilgenommen haben, im Bewerbungsverfahren einen Schritt weitergekommen seien als bislang. „Man sieht ganz konkrete Effekte“, fasst Nemesh den zusammen.
Hochschule profitiert von Erkenntnissen
Weiterer positiver Nebeneffekt: Die Hochschule Koblenz wird bekannter und positiv wahrgenommen, wie die Befragung im Anschluss an das erste Mentorinnenprogramm ergab. Darüber hinaus profitiert die FH von den Ergebnissen des Programms – nicht nur von mehr Bewerberinnen, sondern auch von den Erkenntnissen, die aus den Programmen gezogen werden, beispielsweise, welche Wünsche und Voraussetzungen potenzielle Professorinnen an die Hochschule stellen. Auch an der FH selbst fänden Reflexionsprozesse statt, wie sie attraktiver für Professorinnen werden können.
Vielen Frauen – und letztendlich nicht nur ihnen – ist es wichtig, Familie und wissenschaftliche Karriere miteinander vereinbaren zu können. Klar gefordert werden Teilzeitmodelle, auch auf professoraler Ebene, nennt Barbara Nemesh ein Beispiel, das die Hochschule in Koblenz in ihren Stellenausschreibungen schon umgesetzt hat. Derzeit gibt es sechs vakante Professorenstellen, „aber perspektivisch stehen wir hier vor einem Generationenwechsel“, blicken die Frauen in die Zukunft.
Wer sich angesprochen fühlt oder sich über die Angebote informieren möchte, findet weitere Informationen und Ansprechpartner im Internet unter www.hs-koblenz.de/mentoring