Ein Mann mit einer angeblichen Schusswaffe hat in der Koblenzer Clemensstraße kürzlich einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. Der Mann war deutlich alkoholisiert, eine Schusswaffe oder ein Messer fanden die Beamten nicht bei ihm. Dennoch, es war richtig, dass gleich mehrere Passanten den Notruf gewählt haben, sagt Oliver Jutz, Vizesprecher des Koblenzer Polizeipräsidiums. Er gibt Tipps, wie man sich in Gefahrenlagen verhalten sollte.
Messerangriffe und Amokfahrten in Fußgängerzonen und bei Festen und Veranstaltungen, Betrunkene und unter Drogen stehende Personen, die in der Öffentlichkeit pöbeln und provozieren: Mindestens gefühlt haben diese Vorfälle zugenommen. Doch wie verhält man sich als Passant in einer solch gefährlichen Situation? Sollte man gar eingreifen und den Angreifer aufhalten?
In Gefahrenlagen: Sich selbst nicht in Gefahr bringen und den Notruf wählen
Generell, sagt Jutz, der stellvertretender Leiter der Pressestelle im Polizeipräsidium ist, beurteilen Passanten eine Gefahrenlage anders als die Polizei: „Als Passant hat man Angst um sich und seine Begleitung und spürt ein Unwohlsein.“ Dabei gelten grundsätzlich zwei Regeln: Man wählt den Notruf (110) und bringt sich nicht selbst in Gefahr. Wenn eine Person sich „nur“ selbst gefährdet, könne man auch die 112 wählen, damit ein Rettungsfahrzeug kommt. Aber das übernehme sonst auch die Polizei. Wenn die Person keine Gefahr für andere darstellt, wird sie dem Ordnungsamt übergeben und wird ärztlich untersucht. Zwischen den Gefahrenlagen müsse man natürlich unterscheiden.
1Eine Person bringt sich selbst in Gefahr: So könne man eine verwirrte, betrunkene und/oder unter Drogen stehende Person in einer psychischen Ausnahmesituation sehen, die sich selbst in Gefahr bringt, indem sie etwa über die B9 läuft. Jutz sagt: „Das sind Lagen im öffentlichen Verkehrsraum, bei denen man als Passant versuchen könnte, einzugreifen. Aber das machen die wenigsten, was auch in Ordnung ist.“ In jedem Fall solle man auch dann den Notruf wählen, ein oder zwei Streifenwagen würden sofort rauskommen. Oft gingen mehrere Notrufe zu einem Fall ein, was „auch so sein soll.“

Mann mit Schusswaffe in Koblenz? Tatmotiv unklar
Ein größerer Polizeieinsatz am Koblenzer Zentralplatz hat am Samstagnachmittag für Aufsehen gesorgt: Ein Mann soll eine Schusswaffe bei sich gehabt haben, er wurde festgenommen. Auf Anfrage teilt die Polizei Hintergründe mit.
2 Eine Person läuft aggressiv durch eine Straße: Anders verhält es sich, wenn eine Person mit Drohgebärden und einer aggressiven Grundhaltung durch eine Straße läuft – ob mit Waffe oder nicht – und eine Gefahr für andere darstellt: „Dann könnte diese Person mir als Passant oder anderen Schaden zufügen.“ In jedem Fall solle man sich dann nicht selbst in Gefahr bringen, die 110 wählen, in der Leitung bleiben, genau melden, wo sich die Person aufhält oder hingeht, ob sie sich oder andere verletzt hat und was sie noch tut.
„In Gefahrenlagen ist die Polizei immer Ansprechpartner Nummer eins. Man sollte sich nie scheuen, den Notruf zu wählen.“
Oliver Jutz, Vizesprecher des Polizeipräsidiums Koblenz
3Eine oder mehrere Personen haben Waffen dabei: Die extremste Variante: Eine Person, oder mehrere, haben ein Messer oder Schusswaffen dabei. Auch dann gelten die genannten Hinweise, aber vor allem auch für die Polizei ergibt sich eine ganz andere Lage: Sie muss schauen, mit welchen Einheiten – etwa Spezialeinheiten – sie anrückt, mit wie vielen Kräften und welche Einsatzmittel sie einsetzt. Passanten werden als Erstes aus der Gefahrenlage gebracht. Dann beurteilt die Polizei die Lage und entscheidet, wie sie weiter vorgeht. Sie ermittelt, wer die Person ist, ob sie schon öfters aufgefallen oder vielleicht aus einer Klinik geflohen ist.
Jutz stellt klar: „In Gefahrenlagen ist die Polizei immer Ansprechpartner Nummer eins. Man sollte sich nie scheuen, den Notruf zu wählen.“ Denn: Je nach Verfassung einer Person oder eines Angreifers sei die Situation völlig unberechenbar: Besonders wenn jemand Alkohol und/oder Aufputschmittel genommen hat, kann das zu „ganz üblen Wesensänderungen führen, etwa von kooperativ zu hochaggressiv“, wie Jutz sagt: „Das ist auch für die Polizei kaum auszurechnen. Wir fahren dann lieber mit einer Besatzung mehr hin.“