Koblenz
„Mama geht tanzen“ in Koblenz: Deine Mutter geht ins Agostea (oder auch nicht)
Debüt der Party-Reihe "Mama geht tanzen"
Die Reihe "Mama geht tanzen" gibt es seit Anfang 2023. Sie verbreitet sich in immer mehr Städten in Deutschland, hier eine Party in Stuttgart. Auch in Essen, Heidelberg, Leipzig und München fanden schon entsprechende Partys statt. Koblenz ist die erste Station in Rheinland-Pfalz.
Christoph Schmidt. picture alliance/dpa

Die Partys beginnen schon um 20 Uhr und enden weit vor Mitternacht: Bei den Events der Marke „Mama geht tanzen” sollen auch Menschen mit kleinen Kindern eine Möglichkeit zum Feiern bekommen – als erste rheinland-pfälzische Disco ist das Agostea in Koblenz im Programm. Ein anderer Koblenzer Club kommt den Macherinnen dabei allerdings sogar zuvor.

Debüt der Party-Reihe "Mama geht tanzen"
Die Reihe "Mama geht tanzen" gibt es seit Anfang 2023. Sie verbreitet sich in immer mehr Städten in Deutschland, hier eine Party in Stuttgart. Auch in Essen, Heidelberg, Leipzig und München fanden schon entsprechende Partys statt. Koblenz ist die erste Station in Rheinland-Pfalz.
Christoph Schmidt. picture alliance/dpa

Physiker bestreiten es bis heute beharrlich, aber jeder, der schon mal eine Discokugel von unten gesehen hat, weiß es: Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man die Nacht durchfeiert. Insofern ist es fraglich, ob man sein Zeitgefühl genauso schön verlieren kann, wenn die Party schon mit der Tagesschau anfängt und lange vor Mitternacht wieder rum ist. Immer mehr Menschen im ganzen Land scheinen aber Gefallen daran gefunden zu haben: Sie gehen auf sogenannte „Mama-Partys“. Startzeit 20 Uhr, Kehraus: 23 Uhr.

Auch in Koblenz wird bald so eine Party angeboten, die besonders gut in den Familienplaner passen soll: In der Großraumdisco Agostea, die sonst eher dem feierwütigen Jungvolk schöne Augen macht. Und das just am internationalen Frauentag, dem 8. März. Es ist einer von vielen Terminen im bundesweiten Programm: „Mama geht tanzen“ gibt es in über 30 Städten, darunter Köln und Berlin, aber auch Fulda und Ihrhove in Friesland. Erfunden haben die Partymarke zwei Mütter aus Wuppertal: Die 28-jährige Anna Schumacher und ihre Freundin Andrea Rücker (36).

Anna Schumacher und Andrea Rücker von Mama geht tanzen
Anna Schumacher (28, links) und Andrea Rücker (36) haben sich den Titel "Mama geht tanzen" in Wuppertal ausgedacht und daraus ein Franchise gemacht. Sie sind vom Fach: Mit ihren jeweiligen Partnern haben Schumacher und Rücker selbst drei bzw. zwei Kinder.
Anna Schumacher/Mama geht tanzen. Mama geht tanzen

„Wir haben uns gesagt: Wir würden so gerne mal wieder im Club stehen. Wie cool wäre es, wenn man das Gleiche, was man von eins bis drei in der Nacht hat, schon um 20 Uhr haben könnte?“, sagt Schumacher im Interview mit unserer Zeitung.

„Mama geht tanzen” ist ein Franchise

Wahrscheinlich wäre es eigentlich bei einer einmaligen Fete in einem Wuppertaler Tanzlokal geblieben: Schumacher hat drei Kinder, das Älteste gerade mal vier Jahre alt, und einen Hauptjob im Bereich Soziale Arbeit. Partys schmeißen stand nicht ganz oben auf ihrer Agenda. Doch das Konzept verfing, und bald erreichten die beiden Wuppertalerinnen Anfragen von sehnsüchtigen Müttern aus ganz Deutschland.

Eher Wildberry Lillet als ein Wodka Energy.

Anna Schumacher über den Stil ihrer Party-Reihe „Mama geht tanzen”

“Mama geht tanzen„ ist deshalb mittlerweile ein Franchise: Gegen Lizenzgebühren können Veranstalter das Logo nutzen und auf standardisiertes Material zurückgreifen. Auch das Agostea in Koblenz habe sie kontaktiert, erzählt Schumacher. “Die haben auch total verstanden, was uns wichtig ist: reibungslose Abläufe an der Garderobe zum Beispiel, oder die richtigen Getränke für die Zielgruppe. Also eher ein Wildberry Lillet als ein Wodka Energy.„

Circus Maximus in Koblenz greift Trend auf

Gleiches Konzept, anderer Club: Im Circus Maximus startet die neue Veranstaltungsreihe “Mama ist tanzen” schon an diesem Samstag, 20. Januar. Die Ähnlichkeiten in Titel und Plakatgestaltung gegenüber der Wuppertaler Franchise sind dabei durchaus auffällig. Aber: “Eine Absprache gab es nicht„, bestätigt Anna Schumacher unserer Zeitung. Beide Partys sind unabhängig voneiander.

„Ich gebe zu, dass wir das nicht erfunden haben”, sagt auch Circus-Betreiber Ralf Prestenbach, „ich schaue mich immer bundesweit um, welche Trends gerade so funktionieren und orientiere mich daran.” Von der Veranstaltung im Agostea habe er dabei erst im Laufe dieser Woche erfahren. Seine Party sei dagegen schon im Oktober 2023 angekündigt worden.

Geburtsurkunden der Kinder werden nicht kontrolliert.

Ralf Prestenbach, Circus Maximus, heißt bei seiner Mama-Party natürlich auch Kinderlose willkommen – genau wie die Alternative im Agostea

„Ich würde nie etwas aufgreifen, was jemand anderes in Koblenz exklusiv plant”, sagt Prestenbach. “Mama geht tanzen„, also Anna Schumacher und Andrea Rücker, haben ihre Party in Koblenz am Montag (15.) auf Social Media bekannt gemacht. Da war die Circus-Party schon seit über einer Woche restlos ausverkauft. Bei beiden Veranstaltungen gilt übrigens: Die Party ist auch für Papas offen. Prestenbach schmunzelt: „Geburtsurkunden der Kinder werden nicht kontrolliert.”

Kulturveranstaltungen für Mütter

Die Nachfrage nach Veranstaltungen für Eltern scheint es in Koblenz ohnehin zu geben, ganz gleich, woher die Idee kommt: Das Odeon-Apollo-Kino bietet regelmäßig vormittags Filme im “Kinderwagenkino„ mit verminderter Lautstärke und gedimmter Beleuchtung an. Da sind Partys für Mütter gewissermaßen die logische Fortsetzung. Die 39-jährige Hanna Jones von der Plattform “Jobs for Moms" kennt ein ähnliches Disco-Konzept auch aus dem Kreis Ahrweiler, wie sie sagt.

Die Freude darüber, dass es jetzt auch in Koblenz Alternativen gibt, begeistert die Mutter von drei Kindern (fünf, 11 und 15 Jahre): „Ich tanze viel zu selten. Klar, mal auf einer Party oder in den eigenen vier Wänden, aber zu selten ausgelassen in einem Club. Einfach mal Ausgleich, Abschalten, fröhlich den Kopf frei tanzen, das fehlt.” Besonders toll findet die Koblenzerin, dass man dann damit rechnen kann, von Menschen umgeben zu sein, die einen ähnlichen Alltag haben. Und: „Diejenigen, die um 23 Uhr den Heimweg antreten, bekommen trotzdem noch eine Mütze Schlaf.”

Genau darum geht es auch dem Veranstalter Ralf Prestenbach. Der Betreiber des Circus Maximus ist selbst Vater und weiß, dass es vielen Müttern nach der Schwangerschaftspause schwerfällt, wieder loszulegen und in den Alltag zu finden.

Feiern nach der Schwangerschaft

„Gerade vor dem Club ist eine gewisse Hemmung da. Und da kann das Konzept von drei Stunden Party – aber dann eben auch drei Stunden Vollgas – und nicht bis in die Puppen feiern zu gehen, helfen. Als Elternteil kann man vorher den Haushalt und die Kinder organisieren und dann tanzen gehen. Und, der Bonus: Am nächsten Morgen ist man fit.” Außerdem will er mit „Mama ist feiern” einen Schutzraum für die Frauen schaffen: „Die Mütter wissen in erster Linie, dass dort viele Gleichgesinnte sind.”

Termine
20. Januar: Mama ist tanzen, Circus Maximus
8. März: Mama geht tanzen, Agostea
13. April: Mama ist tanzen, Circus Maximus

Damit sich möglichst alle Gäste wohlfühlen, hat der Circus Maximus an diesem Abend nicht seine volle Kapazität ausgeschöpft: Insgesamt dürfen 250 Personen in den Keller, doch nur 200 Tickets wurden in den Verkauf gegeben. Diesmal konnte Hanna Jones keine Karte ergattern. Doch dafür vielleicht beim nächsten Mal: „Mama ist tanzen” soll nämlich öfter stattfinden. Und auch das Original „Mama geht tanzen” könnte in Koblenz öfter an den Start gehen, wenn die Premiere am 8. März gut ankommt, sagt Anna Schumacher gegenüber unserer Zeitung. Bei rund 1000 Geburten in Koblenz im Jahr gibt es wohl genug Mütter für mehrere Clubs.

Top-News aus der Region