10.000 Euro Verkaufspreis
Makellose Eiche wird für Dieblich zum Geldsegen
Forstamtsleiter Sebastian Schmitz, Försterin Ann-Kathrin Frings, Bürgermeister Christoph Jung und Beigeordneter Helmut Hannes (von rechts nach links) zusammen mit der elf Meter langen Eiche.
Rico Rossival

Selten und makellos: Eine elf Meter lange Eiche aus dem Dieblicher Forst hat der Gemeinde einen fünfstelligen Betrag eingebracht. Das Geld hilft dem Moselort in schwierigen Haushaltszeiten enorm.

Ein Glücksgriff ist für den Moselort Dieblich gelungen: Eine Eiche aus dem Forst der Gemeinde hat bei einem Verkauf einen fünfstelligen Erlös erzielt. Wie das zustande kam, wohin die Eiche nun geht und wie selten das ist, erzählt der Koblenzer Forstamtsleiter, Sebastian Schmitz.

Ein stolzer Preis: Für 10.000 Euro geht ein Eichenstamm von 11,4 Metern Länge und 73 Zentimetern Durchmesser ins europäische Ausland. Der Baum war schätzungsweise 250 bis 300 Jahre alt. Doch was machte den Eichenstamm so wertvoll, dass er für den stolzen Preis – die meisten anderen Stämme gehen laut Schmitz für etwa 2000 Euro über den sprichwörtlichen Ladentisch – verkauft wurde?

Ziel der Forstwirtschaft sei möglichst hochwertiges Holz zu schaffen, sagt Schmitz. Bedeutet: möglichst gerade, astfreie Stämme, die in ebenso hochwertige Produkte fließen sollen, und damit nachhaltig sind. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Fall, dass das im Holz gespeicherte CO2 möglichst lange in diesem gebunden bleibt, sei es etwa in Möbeln oder wie im konkreten Fall in Fässern, die in der Lebensmittelbranche gebraucht werden.

Um diesen Baum geht's: Die Eiche, die für 10.000 Euro verkauft wurde, ist besonders gerade gewachsen, ohne störende Astlöcher.
Rico Rossival

Viel darf Schmitz nicht über den neuen Besitzer sagen, doch Fässer dieser Art werden oft etwa für Rotwein verwendet und in zweiter oder gar dritter Verwendung dann für Whiskey oder Rum. Schätzungsweise 50 Jahre kann ein derartiges Fass in Betrieb bleiben. Wichtig ist: Solche Stämme sind zwar relativ selten, aber bei Weitem kein Zufallsprodukt: „Die Bäume werden von ihrer Jugend an ,erzogen’“, sagt Schmitz und erklärt: Förster suchen im Wald nach jungen, vitalen Bäumen, deren Qualität bereits vielversprechend ist. Über Jahrzehnte werden die Bäume dann gepflegt. Haben sie eine gewisse Stärke erreicht, werden sie gefällt; der Wald kann sich auf dem neu gewonnenen Platz dann wieder verjüngen, sagt Schmitz.

Als "Braut" des Wertholzplatzes bezeichnet man den Baum, der das höchste Gebot eingebracht hat. Mitarbeitende des Forstamtes Koblenz posieren gemeinsam mit Waldbesitzenden vor dem Eichenstamm aus dem Dieblicher Forst.
Landesforsten.RLP.de / Andreas Weber

Die 10.000-Euro-Eiche nun wurde im vergangenen Winter gefällt und lag seither auf dem Wertholzplatz zwischen Pfaffenheck und Boppard. Dort haben Käufer die Möglichkeit, blind ein Gebot abzugeben und den Zuschlag zu erhalten. Sobald der Betrag überwiesen ist, kann das Holz abgeholt werden.

Natürlich wäre es auch schön gewesen, wenn das Holz im Land oder sogar der Region als Wertschöpfung geblieben wäre, sagt Schmitz, aber Holz dieser Qualität sei eben selten und die Nachfrage auch international groß. Teils reisen Kunden von Land zu Land, um solchen Rohstoff zu finden. In der Region befinde man sich mit dem erreichten Preisniveau in den oberen zehn Prozent, sagt Schmitz.

Geld für den Baum fließt zurück in den Wald der Gemeinde

Für Revierförsterin Ann-Kathrin Frings, die den Dieblicher Bereich seit Anfang des Jahres verantwortet, ist der Verkaufserfolg ein schöner Einstieg in die Gemeinde, auch wenn die Lorbeeren an ihren Mann Jonas Frings gehen müssen, der den Baum im Wald gefunden und auf den Wertholzplatz gebracht hatte, sagt sie.

Der Baum sei ein Paradebeispiel für das, was sie mit Waldbewirtschaftung erreichen wollen, und ein Zeichen, dass sie im Wald auf einem guten Weg sind. Tendenziell sei es natürlich ein „kleines Sternchen“, wenn nachhaltige Produkte aus solchen Bäumen in der Region geschaffen werden, doch hauptsächlich sei für sie, dass sie eine höhere Verwertung finden: „Und nicht, dass sie etwa in den Ofen wandern, das wäre bei so einem Stamm eine Schande.“

Dieblichs Ortschef Christoph Jung (CDU) freut sich über den Betrag, der zu 100 Prozent in die Gemeinde fließt: „Das hilft uns extrem in einer schwierigen Haushaltslage, weil es die Nachhaltigkeit und Zertifizierung des Dieblicher Walds ein großes Stück nach vorne bringen wird.“ Bedeutet: Das Geld fließt etwa durch Aufforstung mit klimaresistenten Schonungen zurück in den Wald.

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