Koblenz bereitet sich auf die Party rund um Rhein in Flammen vor: Schön soll alles sein, und vor allem sicher
Mähen, fegen, Schilder stellen: Wie Koblenz sich fürs Sommerfest zu Rhein in Flammen rausputzt
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Mario Kilbinger macht mit seinem Trupp das Kaiserdenkmal am Deutschen Eck in Koblenz sauber – ohnehin regelmäßig, aber vor dem Sommerfest besonders gründlich.
Doris Schneider

Koblenz. Noch liegt die Plattform am Kaiser-Denkmal voll mit winzig kleinen Glassplittern, „die sind besonders eklig, die kriegt man fast nicht weg“, sagt Vorarbeiter Mario Kilbinger, der mit seinem Trupp das Deutsche Eck in Koblenz „sommerfest-fein“ macht. Vorbereitungen zu Rhein in Flammen, das ist ein bisschen so, wie wenn man privat eine Party feiert: Vorher räumt man auf und putzt – und nachher noch mal. Noch mehr sogar.

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„Wir arbeiten 365 Tage im Jahr, um die Stadt schön zu machen, in diesem Jahr sogar 366“, sagt Susanne Roth, Abteilungsleiterin beim Kommunalen Servicebetrieb. „Aber man guckt schon, dass es auf besondere Tage hin dann eben auch besonders schön ist.“ Das Kaiser-Denkmal ist frisch von Unkraut befreit worden, ebenso die steinernen Poller, die die Landzunge am Deutschen Eck umrahmen. Überall wird noch geblasen und gefegt. „Hier oben am Denkmal sitzen abends immer Leute – und dann lassen sie einfach ihre Flaschen fallen“, sagt Kilbinger. Oder sie schlafen hier und hinterlassen – alles Mögliche. „Alles, was Sie sich vorstellen können. Das ist schon wirklich eklig.“

Alles, was man sich vorstellen kann, wird auch nach den Sommerfest-Abenden am Samstag- und Sonntagmorgen ab 4 Uhr wieder aufgekehrt und gewischt werden. Notfalls mit Dampfstrahler, wenn mal wieder Leute nicht die bereitstehenden Toi-Toi-Toiletten nutzen wollten, berichtet Michael Koch von der Straßenreinigung. „Wir haben auch mal versucht, noch früher anzufangen, so um 1 Uhr“, sagt er. „Aber das bringt nix, da sind noch zu viele Leute unterwegs.“

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Joshua Weiß und Carsten Cremer mähen die Wiesen am Deutschen Eck.
Doris Schneider

Das ist ja sogar gewollt: Damit nicht alle Menschen gleichzeitig nach dem Feuerwerk gegen 23.30 Uhr Samstagnacht Richtung Stadt oder nach Hause strömen und sich dann lange Schlangen an den Bushaltestellen und Parkhauskassen bilden, wird am Rhein bis nachts um 2 Uhr Programm angeboten, ist der Pressemitteilung der Koblenz-Touristik zu entnehmen.

Gerüstet für den Ernstfall

Wenn es dann doch dazu käme, dass alle Menschen gleichzeitig vom Veranstaltungsgelände weggehen, weil beispielsweise etwas passiert, braucht man breite, freie Wege, „zur Entfluchtung“, sagt Mario Plum, Sachgebietsleiter bei der Straßenunterhaltung. Dies ist einer der Gründe, warum die Kolonnen von der Straßenunterhaltung in den vergangenen Tagen rund 250 Parkverbotsschilder aufgestellt haben. Zu jedem der Schilder gehören drei Füße, die jeweils 28 Kilo wiegen, berichtet Plum. „Da haben die Kollegen ganz schön was zu schleppen bei rund 800 Füßen.“

Weniger schwer, dafür aber aufwendig ist die Bestückung der Parkverbotsschilder: Zu jedem gibt es eine eigene Parkzeit, die auf einem Zettel vermerkt ist. Der wird händisch laminiert und aufgeklebt. Sechs Personen haben rund drei bis vier Tage für den Aufbau benötigt, etwa genauso lang dauert der Abbau.

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Das Sommerfest ist auch in den umliegenden Straßen präsent: Rund 250 Parkverbotsschilder wurden in den vergangenen Tagen aufgestellt.
Doris Schneider

An die Parkverbote hält sich indes nicht jeder: Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen des Sommerfestes von Freitag bis Sonntag 59 Wagen abgeschleppt, berichtet Stadt-Pressesprecher Thomas Knaak auf Anfrage der RZ. Auch die ganzen Absperrgitter, die bei Bedarf aufgestellt werden, sind in den vergangenen Tagen verteilt worden – alles läuft nach einem festen Plan. Auch für die Anwohner, die Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Denn wenn die Massen am Rhein feiern, können sie zum Teil nur sehr begrenzt in ihre Tiefgaragen fahren.

Vorbereitungen laufen seit Wochen

„Wir tragen mit unserem Schilderwald nicht unbedingt dazu bei, dass die Stadt schöner wird“, sagt Jens-Uwe Herrmann, Abteilungsleiter bei der Straßenunterhaltung, und lächelt. „Aber eben sicherer.“ Dass es schöner wird, dazu tragen aber definitiv die Mitarbeiter vom Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen bei. Auch bei ihnen gilt: Die Wiesen am Deutschen Eck und die Rheinanlagen sind ohnehin Premiumflächen, die das ganze Jahr in einem sehr guten Zustand gehalten werden – aber jetzt, zum Sommerfest, werden sie noch einmal besonders gut behandelt.

Das hat schon vor Wochen angefangen: So war beispielsweise die Wiese hinterm Deutschen Eck wochenlang mit Kordeln abgesperrt, weil an den Ecken noch einmal die sogenannte Anspritzbegrünung aufgebracht worden war, berichten Meisterin Christina Hoffmann, Vorarbeiter Joshua Weiß und Carsten Cremer vom Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen. Dabei werden Rasensaat, Dünger und Haftkleber gemischt und vor allem auf den Ecken und Rändern aufgebracht, die ausgedünnt sind.

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Katja Klein und Anne-Kathrin Behner putzen die Pflanzen im Blumenhof raus.
Doris Schneider

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Alles ist saftig-grün. „Allerdings spielt uns da diesmal auch das Wetter in die Karten“, sagt Verena Groß vom Eigenbetrieb. In Vorjahren gab es zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem zweiten Augustwochenende, an dem traditionell Rhein in Flammen stattfindet, manches Mal schon eher Steppenlandschaften statt üppiger grüner Wiesen an Rhein und Mosel.

Üppig ist auch die Blütenpracht im Blumenhof, in dem gerade Katja Klein und Anne-Kathrin Behner noch einmal nach dem Rechten schauen. Auch die Grünflächen in der Stadt werden jetzt kurz vor dem großen Fest noch einmal besonders schön hergerichtet. Wo Pflanzen fehlen, werden sie ersetzt: Alles soll besonders gut aussehen für die rund 140.000 Besucher, die laut Angaben der Veranstalter an den drei Tagen bei den Festen in Koblenz und den anderen teilnehmenden Kommunen bis Spay erwartet werden.

Auf dem Kirmesplatz werden die Fahrgeschäfte aufgestellt.
Doris Schneider

Hergerichtet wird an diesem Vormittag auch der Kirmesplatz. Die Fahrgestelle werden nach und nach aufgebaut, zwei Mitarbeiterinnen der Koblenz-Touristik haben ein Auge darauf. Denn es ist so ähnlich wie Tetris-Spielen: Die Fläche ist klein und soll gut ausgenutzt werden. Da muss alles zentimetergenau stimmen. Und beim Aufbau der Fahrgeschäfte ohnehin: Die Arbeiter überprüfen akribisch mit der Wasserwaage, dass alle Teile genau richtig sitzen. Auch hier gilt: Schön soll es sein. Vor allem aber sicher.

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