Bunker-Areal auf Oberwerth
Luxuswohnungen entstehen in Koblenzer Goethestraße dem Oberwerth – Anwohner fordern mehr Informationen
Hier in der Goethestraße auf dem Koblenzer Oberwerth entstehen 14 Luxuswohungen. Vermarktet werden sie unter dem Projektnamen "Goethe Living".
Katrin Steinert

Eine der teuersten Wohnadressen von Koblenz entsteht in der Goethestraße 11 auf dem Oberwerth. Nach einigen Jahren Hängepartie geht es auf der Baustelle und bei der Vermarktung voran.

Nach zwei Jahren Stillstand wird am Bunker auf dem Koblenzer Oberwerth wieder gearbeitet – das Mahlen und Brechen der Betonfräse dröhnt durch die Straßen. Gleichzeitig ist der Verkauf der Luxuswohnungen erfolgreich angelaufen: Die beiden Penthousewohnungen sind bereits weg.

Anwohner wollen mehr Infos

Von den Anwohnern, die sich über den Fortschritt freuen, kommt allerdings Kritik: Sie fühlen sich weder informiert über das, was am Ort passiert, noch von der Stadt und der Aufsichtsbehörde unterstützt, was Lärm-, Staub und Erschütterungsschutz angeht. Der Makler kündigt jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion an, bald ein Info-Treffen zu veranstalten. Wir beantworten sechs Fragen zum Thema.

Nach hinten, wo später der Garten entstehen wird, ist die Baustelle offen, und zu den Seiten mit Holzverschlägen etwas begrenzt, was Staub und Lärm kaum abfängt.
Katrin Steinert

1 Wie sieht es aktuell auf der Baustelle aus? Die Baustelle mitten im Wohngebiet auf dem Oberwerth gleicht einer zerbombten Ruinenlandschaft: Drei Außenwände des Weltkriegsrelikts ragen empor, die Rückwand wurde samt Decken und Geschossen abgerissen. Die teils 30 Tonnen schweren Betonklumpen, manche so groß wie Autos, liegen im hinteren Bereich des Geländes herum. Dazwischen befindet sich das schon abgefräste Material.

Die Fräse arbeitet sich an den Betonbrocken ab und muss laut Makler alle paar Stunden ersetzt werden.
Katrin Steinert

In wochenlanger Sisyphusarbeit zerkleinert ein einsamer Maschinenführer die Kolosse mit einer reifengroßen Fräse. Laut Makler muss diese alle paar Stunden ersetzt werden, weil sie sich so schnell abnutzt.

Wasser spritzt aus einem aufgestellten Gartenschlauch – ohne dem Weg der Fräse zu folgen. So steigen Staubwolken auf, verflüchtigen sich ins Umland, sinken auf Gartenmöbel, Fensterscheiben und Autos nieder. Anwohner halten den Dreck für eine Zumutung, zumindest in dem Ausmaß.

Die Struktur des Bunkers wird in der Fassade bis zum Boden des zweiten Obergeschosses beibehalten. Die zwei Meter starke Betonwand bleibt dort stehen und ist sichtbar, bekommt nur einen anderen Anstrich. Die Fensterfront ist bis ins erste Obergeschoss zurückgesetzt.
Planungsgruppe 4. Planungsgruppe 4/Halfen Baumanagement & Service GmbH

2Was soll hier entstehen? In der Goethestraße 11a sollen nach einer Umplanung 14 luxuriöse Eigentumswohnungen entstehen. Im dritten Anlauf wird nun mit einem neuen Makler und neuem Image das „Goethe Living“, kurz „GL“, vermarktet: ein exklusives Angebot für herausgehobene Wohnansprüche.

Laut 24-seitiger Werbebroschüre sind die Wohnungen zwischen 80 und 236 Quadratmeter groß und kosten zwischen 500.000 und 1,6 Millionen Euro.

Das Gebäude umfasst drei Voll- und ein viertes Staffelgeschoss, in dem die beiden Penthousewohnungen eingerichtet sind. Auf dem Grundstück befindet sich die Zufahrt zu einer Tiefgarage.

3Wie läuft der Verkauf? Nachdem jahrelang keine Wohnungen verkauft werden konnten, wurde Carsten Unger, Bezirksleiter Immobilien bei der LBS Immobilien GmbH Südwest, im vergangenen Herbst mit dem Projekt beauftragt. Er und sein Team stellten es strategisch neu auf, wie Unger berichtet. „Dazu gehörten eine vollständige Überarbeitung des Konzepts, hochwertige Visualisierungen, eine neue Homepage sowie eine klare Zielgruppenansprache.“ So kam es auch zur Bezeichnung „Goethe Living“.

Die aktive Vermarktung mit neuem Konzept begann im Januar – mit Erfolg. „Aktuell sind rund 35 Prozent der Fläche verkauft und notariell beurkundet, weitere Einheiten sind reserviert“, berichtet Unger im Telefonat mit unserer Redaktion. Die Käuferstruktur sei vielseitig, die meisten kommen aus der Region Koblenz.

Auf den Werbebannern am Bauzaun wird gezeigt, wie es einmal im Innern der Wohnungen aussehen kann: weiträumig, offen, hochwertig eingerichtet.
Katrin Steinert

4Worüber beschweren sich Anwohner? Die Anwohner betonen, dass sie sich freuen, dass seit Jahresbeginn wieder am Bauprojekt gearbeitet wird und dass hier irgendwann ein tolles Wohnensemble steht. Sie hatten befürchtet, dass sie noch Jahre mit der Ruine leben müssten, vor allem mit dem Schmutz durch herumwehenden Betonstaub.

Aber: Sie vermissen Informationen zu den Abläufen. Eine ältere Eigentümerin meint: „Uns wurde bei einer Initialveranstaltung vor einigen Jahren zugesagt, dass wir regelmäßig auf dem Laufenden gehalten werden, was die Planungen und einzelne Bauschritte angeht. Aber da kommt einfach nichts!“

Dass der Investor den Größenzuschnitt einiger Wohnungen umplante und es auch deshalb nicht mit den Arbeiten weiterging, erfuhren sie durch Berichte unserer Redaktion. „Alles, was wir möchten, ist, dass man uns mitnimmt und erklärt, wann etwas gemacht wird und wann der Bau fertig ist.“ Sie ärgert sich auch über den vielen Dreck. „Der Gartenschlauch, der gegen den Staub auf der Baustelle eingesetzt wird, ist doch viel zu schwach gegen die Masse, die da entsteht.“ 

„Das hier ist doch kein Abriss eines 200 Jahre alten Häuschens, sondern eines massiven Hochbunkers im Wohngebiet.“
Ein Hauseigentümer aus der Nachbarschaft wünscht sich mehr Schutz.

Ein anderer Anwohner sorgt sich um die Substanz seines Hauses und kritisiert, dass sich weder Bauherr noch Bauamt oder die Aufsichtsbehörde Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord für den Schutz ihres Wohneigentums einsetzen würden. Anfangs gab es ein Erschütterungsmonitoring durch ein Fachbüro. „Da wurden unsere Räume komplett fotografiert und aufgenommen“, schildern die Anwohner. „Warum gibt es das jetzt nicht mehr, wo es mit den Arbeiten weitergeht?“, fragt der Oberwerther. Er betont: „Das hier ist doch kein Abriss eines 200 Jahre alten Häuschens, sondern eines massiven Hochbunkers im Wohngebiet.“

Tonnenschwere Betonbrocken, teils so groß wie Kleinwagen, liegen auf dem Gelände. Sie stammen vom Abriss des Bunkers und werden am Ort mit einer Fräse zermalmt. Das zerkleinerte Material soll mit Lkw abtransportiert werden.
Katrin Steinert

Das Zerkleinern der Betonbrocken sorgt für Erschütterungen in den Wohnhäusern, Gläser klirren in Vitrinen, wie private Videoaufnahmen zeigen. Vor wenigen Wochen wurde sogar gefilmt, wie der Bagger tonnenschwere Brocken mit einer Schaufel hochhievte und fallen ließ, um sie zu zerteilen. „Da fällt man buchstäblich aus dem Bett“, schildert ein Hausbesitzer. Das Video liegt unserer Redaktion vor.

Weil es kein Monitoring mehr gibt, fragt sich der Oberwerther, wie er nachweisen soll, dass eventuelle Schäden auf die enorme Erschütterung der Baustelle zurückzuführen sind. Und er sagt: „Ich glaube einfach nicht, dass es da keine Möglichkeiten gibt, dem Bauherrn Vorgaben zu machen.“

5Was sagen SGD Nord und Makler zu den Vorwürfen? Aus der Pressestelle der Aufsichtsbehörde, der SGD Nord, heißt es, dass sie mit dem Fall befasst sei. Sie prüfe, ob die rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden, und stehe mit den Beteiligten in engem Kontakt.  Eine Sprecherin erklärte auf Anfrage unserer Redaktion: „In der kommenden Woche werden Mitarbeitende die Situation vor Ort noch einmal prüfen.“

Zur Methode des Brockenwerfens teilt die SGD mit, dass ihr die filmischen Sequenzen vorliegen. „Wir haben den Bauherrn aufgefordert, die Handlungen zu unterlassen, was dieser bestätigt hat.“

Die begleitenden Erschütterungsmessungen zu Beginn des Abbruchs wurden vom Bauherrn beauftragt, um mögliche Schäden durch Erschütterungen festzustellen (Beweissicherung), sagt die Sprecherin. „Die Auswertung der Messergebnisse ergab keine Überschreitungen der Anhaltswerte der DIN 4150 ,Erschütterungen im Bauwesen’.“ Deshalb war kein behördliches Handeln geboten, heißt es aus der Pressestelle.

Der Bunker wurde entkernt, die Wand an einigen Stellen ausgefräst, um dort später Wandöffnungen des Neubaus einzufügen. Auf der Rückseite der Wand rechts liegt die Goethestraße, also die spätere Fassade des Gebäudes.
Katrin Steinert

Der neue Makler Carsten Unger sieht sich als Mediator und Ansprechpartner für alle Beteiligten. „Wenn mich jemand informiert, kümmere ich mich“, sagt er. Unger wurde ebenfalls von Anwohnern auf den mangelnden Informationsfluss angesprochen und erklärt gegenüber unserer Redaktion: „Ich habe schon mit dem Architekten gesprochen und kläre das noch mit dem Bauherrn, der sicher auch dafür ist.“ Unger will bald eine Informationsveranstaltung auf der Baustelle anbieten. „Ist doch klar, dass die Anwohner wissen möchten, wie es hier weitergeht“, zeigt er Verständnis für deren Anliegen.

Die Fräse arbeitet sich an den Betonbrocken ab.
Katrin Steinert

6Wie ist der Zeitplan für das Bauprojekt? Laut Immobilienfachmann Carsten Unger wird in etwa zwei Wochen die Bodenplatte abgefräst. „Der eigentliche Rohbau wird voraussichtlich im Juli 2025 starten.“ Gebaut wird dann bis 2027. „Der Bezug der Wohnungen ist für April 2027 geplant.“ Man habe absichtlich Pufferzeiten eingeplant – „damit wir nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch zuverlässig fertigstellen können“.

So viel kostet eine Luxuswohnung im „Goethe Living“

Mitten im Wohngebiet entsteht anstelle des Bunkers ein exklusives Wohngebäude an der Goethestraße mit Garten und Zufahrt zu einer eigenen Tiefgarage.
Planungsgruppe 4. Planungsgruppe 4/Halfen Baumanagement & Service GmbH

Die Kosten für diese exklusive Wohnadresse Goethestraße 11 auf dem Oberwerth beginnen bei knapp 500.000 Euro für 80 bis 95 Quadratmeter mit zwei bis drei Zimmern (Typ „Urbanity an Refinement). Für Wohnungen zwischen 148 und 236 Quadratmetern mit zwei bis fünf Zimmern zahlt man ab 975.000 Euro. Die beiden 217 Quadratmeter großen Penthousewohnungen mit zwei bis fünf Zimmern liegen bei knapp 1,6 Millionen Euro (Luxury and Individuality). Sie sind bereits verkauft.

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