Anlaufstelle in Koblenz
Lotsenhaus ebnet Weg in den deutschen Arbeitsmarkt
Das neue „Lotsenhaus International" ist in der Rudolf-Virchow-Straße 11 in Koblenz beheimatet.
Wolfgang Lucke

Der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt gestaltet sich für Zugewanderte oft beschwerlich, da ihnen der Überblick über unterstützende Angebote fehlt. Im „Lotsenhaus International“ in Koblenz schaffen nun acht Einrichtungen eine gemeinsame Anlaufstelle.

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Im „Lotsenhaus International“ in Koblenz soll Menschen mit Bleibeperspektive eine abgestimmte und koordinierte Hilfestellung zur Integration in die Gesellschaft und in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erbracht werden. Nicht nur Geflüchtete, sondern auch internationale Ausbildungs- und Studieninteressierte sowie Fachkräfte gehören zu den Zielgruppen. „Das Kind ist erwachsen geworden und hat eine eigene Wohnung“ – mit diesem launigen Vergleich startete Bürgermeisterin Ulrike Mohrs die Feierstunde zur Eröffnung der Einrichtung.

Die Beteiligten sind sich sicher, im Sinne der Klienten vor allem kurze Wege geschaffen zu haben. Unter einem Dach und auf einem Flur sind die Agentur für Arbeit, die Stadtverwaltung Koblenz, die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, das Jobcenter, HwK, IHK, die Hochschulen und die Caritas mit eigenen Büros präsent.

„Die Menschen, die ins Lotsenhaus kommen, müssen es mit einer Lösung verlassen.“
Frank Schmidt, Agentur für Arbeit

Zu den Aufgabenfeldern der Beteiligten gehören unter anderem die Vermittlung in das deutsche Bildungssystem sowie in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, die Anerkennungsberatung für ausländische Abschlüsse, die Unterstützung des Ehrenamts, die Integration durch den Erwerb von Sprachkompetenz und allgemein die Integration in die deutsche Gesellschaft.

Bei der Feierstunde räumte der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner Schwierigkeiten und kontroverse Diskussionen im Zuge der hohen Zuwanderung nach Deutschland um das Jahr 2015 ein. „Aber man sollte darauf hinweisen, dass seitdem auch vieles gelungen ist. Vielen Menschen konnte eine Perspektive gegeben werden.“

Arbeitsmarkt profitiert von Zuwanderung

Das Lotsenhaus stelle ein großes Leuchtturmprojekt dar, ergänzte Janosch Littig, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. „So geht Integration. Dieses Projekt sollte auch in anderen Städten und Gemeinden Schule machen.“

In einer Podiumsdiskussion wies Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz, auf die aktuelle Situation des Arbeitsmarkts hin, die sich ohne Zugewanderte erheblich problematischer gestalten würde. Er rief Betriebe auf, den Horizont zu öffnen, die Herausforderung durch Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt anzunehmen.

Eine Führung durch die neu gestalteten Räumlichkeiten rundete die Feierstunde ab.
Wolfgang Lucke

Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, sprach sich für eine pragmatische Zusammenarbeit der Beteiligten aus. „Jeder Fall ist anders, es gibt kein Geheimrezept.“ Ganz im Sinne von Ulrike Mohrs: „Wenn man Ideen nicht auf die Schiene bringt, nützt es nichts.“

Manfred Stein, Jobcenter, freute sich darauf, jetzt die vorhandenen und bereits eingespielten Synergien noch besser nutzen zu können. Er wisse aus der Praxis, dass es manchmal wegen kleiner Missverständnisse zu Problemen käme, so Gregor Bell, Caritas Koblenz. Durch die hier vorhandenen kurzen Wege könnten schon in einer frühen Phase Konflikte entschärft werden.

Acht Institutionen kooperieren für bessere Integration

Frank Schmidt, Agentur für Arbeit: „Wir müssen in Lösungen denken. Die Menschen, die ins Lotsenhaus kommen, müssen es mit einer Lösung verlassen.“ Er halte sich bei der Beurteilung der Lage am liebsten an konkrete Zahlen: „Rund 2000 Menschen aus der Ukraine befinden sich beispielsweise allein in Koblenz in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen, ebenso viele im Landkreis Mayen-Koblenz.“ Mit einer Besichtigung der neu gestalteten Räumlichkeiten des Lotsenhauses in der Rudolf-Virchow-Straße 11 endete die Eröffnungsfeier.

Zur Geschichte: Das zunächst „Lotsenhaus für Flüchtlinge“ benannte Netzwerk wurde im Jahr 2015 gegründet. Mit der Intention einer bestmöglichen Zusammenarbeit bei der Arbeitsmarktintegration gingen acht Institutionen eine Kooperation ein. Mit Austauschtreffen, stetiger Informationsweitergabe, Besprechung aktueller Entwicklungen und der Optimierung der Schnittstellenarbeit entwickelte sich ein gutes Zusammenwirken. Die Berufsbildenden Schulen, die Jugendberufsagentur und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verstärkten das Netzwerk. Im Laufe der Zeit erweiterte sich der Fokus von Geflüchteten auf alle Personen mit Zuwanderungsgeschichte, auch auf Fachkräfte.

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