Nur als Familienbetrieb und mit eigener Immobilie sei der Lockdown zu meistern gewesen, berichtet Bernd Kiesheyer vom Koblenzer Hotel Krämer. Mit maximal 15 Prozent des gewohnten Umsatzes auszukommen, das war ohne Einschnitte nicht möglich. „Ohne Kurzarbeit ging das nicht“, berichtet Kiesheyer. In Sachen Gäste setzt der Koblenzer Hotelier jetzt vor allem auf Reisende aus Deutschland. Und da gebe es auch schon eine gute Nachfrage. So ist das 59-Betten-Haus zu Pfingsten schon zu 60 Prozent belegt. „Erste Anfragen kommen auch wieder aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg“, berichtet Kiesheyer weiter. Dafür sei der gesamte asiatische und amerikanische Markt weggebrochen, ebenso wie der aus Frankreich, Spanien und Italien.
Gut nachgefragt ist auch bereits wieder das Romantikhotel Villa Sayn in Bendorf mit seinen auf 16 Zimmern und Suiten verteilten 32 Betten sowie den angeschlossenen Restaurants La Toscana und Dr. Broserius. Allerdings stellt Geschäftsführer Gerrit Hoffmann klar: „Da wir uns aus wirtschaftlichen Gründen von Anfang an dazu entschlossen haben, den Betrieb nur wiederaufzunehmen, wenn wir gleich auf ,100' gehen können, ist es für uns wichtig, dass Gastronomie und Hotellerie keinen großen Beschränkungen wie etwa einem Beherbergungsverbot von Privatreisenden mehr unterliegen.“ Deswegen gehe er momentan von einer Wiedereröffnung erst zum 2. Juni aus.
Die finanziellen Einschnitte während des Lockdowns waren auch für die Villa Sayn herb: Da der Betrieb komplett heruntergefahren wurde, floss auch kein Geld in die Kasse. Über das ganze Jahr gesehen spricht Hoffmann von 75 Prozent Umsatzeinbußen. Mit den verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen seitens des Bundes sei das Haus aber relativ gut durch diese Zeit gekommen, bilanziert Hoffmann. Zwar habe es eine große Stornowelle hinsichtlich gebuchter Veranstaltungen gegeben. Aber: In rund 95 Prozent dieser Fälle zeitgleich mit der Ankündigung, diese Veranstaltung in naher Zukunft in unserem Haus nachzuholen. In Sachen Hgyieneschutzmaßnahmen sind Hotel und Gastronomie der Villa Sayn dazu gut gerüstet. Ein sechsstelliger Betrag wurde in das Hygienekonzept investiert.
Ähnlich sieht es im Diehls Hotel in Koblenz-Ehrenbreitstein aus. In Zusammenarbeit mit den Johannitern wurde zudem ein Testzentrum auf dem Hotel-Parkdeck eingerichtet, berichtet Nils Mehlhorn von der Operativen Geschäftsleitung. Während der Hotelbetrieb mit seinen 67 Zimmern und 120 Betten für Geschäftsreisende auch während des zweites Lockdowns offen war, waren die Pforten des Restaurants in den letzten Monaten komplett geschlossen. Mehlhorn befürchtet, dass sich einige Geschäftsbereiche nicht auf dem Vor-Corona-Niveau erholen werden. Denn der Blick auf die vergangenen Monate schmerzt: „Bei uns sind, wie in fast allen Betrieben, sämtliche großen Veranstaltungen weggebrochen.“ Jeder weitere Monat Lockdown verringere die Chance, jemals wieder komplett zu öffnen.
Stephan Sandmann vom Koblenzer Sander Hotel blickt indes recht zuversichtlich in die Zukunft, allerdings auch mit ein wenig Galgenhumor. „Wenn man so weit unten angekommen ist, kann es nur noch bergauf gehen“, sagt er. Bislang sei die Nachfrage noch gedämpft, die Kunden würden wohl abwarten, wie stabil die Inzidenzen sind. Durch die bis vor Kurzem gültige Geschäftsreise-Regelung habe das Unternehmen in der Casinostraße den Verlust aber zumindest minimieren können. Trotzdem: „Im Jahr 2020 haben wir über 30 Prozent Belegung und Umsatz verloren“, rechnet Sandmann vor. Für das laufende Jahr betrage der Einbruch an Buchungen etwa 60 Prozent, 50 Prozent des Umsatzes sind so weggebrochen. Das Haus bietet seit September 2018 100 Zimmer sowie ein Frühstücksrestaurant und eine Bar mit Terrasse.
Über 37 Zimmer und zehn Suiten verfügt das Fährhaus am Stausee in Koblenz-Güls – und auch von diesen standen im Lockdown viele etliche Wochen leer. Ein Teil der Fixkosten konnte zwar mit der erlaubten Beherbergung von Geschäftsreisenden gedeckt werden, wie General Manager Eike Gethmann erklärt. Die Sehnsucht nach einem Restaurantbesuch, nach Reisen und einem Wellnesswochenende ist groß, weiß der Gastronom, schränkt aber ein: „Von 0 auf 100 hochfahren wird uns aufgrund der aktuellen Restriktionen nicht möglich sein.“