Die Layer Fähre ist im April 2018 aus der Mosel gehoben und nach Ochtendung gebracht worden. Seitdem liegt sie auf dem Firmengelände des stadtbekannten Gerüstbauers Jürgen Löhr. Ursprünglich sollte sie spätestens bis April 2024 als Denkmal zurück in den Ort kehren. Doch bislang ist kaum etwas passiert.
Da ist vier Jahre lang nichts passiert.
Unternehmer Jürgen Löhr, Eigentümer der Fähre
Der Unternehmer ist genervt und sagt: „Wir brauchen hier die Lagerfläche für Gerüstbauteile, und die Fähre nimmt Platz weg.“ Er hatte das 24,50 Meter lange Wassergefährt der Stadt für einen symbolischen Euro abgekauft. Nun will er es wieder loswerden.
Beim Besuch unserer Zeitung in Ochtendung spricht der Layer Klartext: „Da ist vier Jahre lang nichts passiert.“ Er sieht sowohl den Layer Ortsbeirat als auch die Stadt Koblenz in der Pflicht, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Vieles hängt offenbar von einem Genehmigungsverfahren ab und offenbar auch von einem Beschluss des Ortsbeirats. Wir beantworten sieben Fragen zum Thema.
1 Was soll mit der Fähre passieren? Die Menschen im Stadtteil Lay wünschen sich, dass die Fähre als saniertes Denkmal zurückkehrt. Sie soll dann an Land begehbar sein und an die 700-jährige Flussquerungsgeschichte erinnern, die für das Leben der Layer bedeutungsvoll war. Klar ist, dass etliche Rentner und Interessierte bereit sind, das Wasserfahrzeug in Eigenregie zu restaurieren und aufzuhübschen, wie Unternehmer Löhr bei der Septembersitzung im Layer Ortsbeirat schilderte.
Dazu soll ein Förderverein gegründet werden, der auch benötigte Gelder zusammenbringt. Jürgen Löhr sagt: „Es macht aber nur Sinn, wenn auch klar ist, dass die Fähre nach Lay kommt.“ Ortsvorsteher Gerd Baulig (WGS) erklärt im Ortsbeirat zum Projektstand: „Es gab nie eine Planung, aber da ist man jetzt weiter. Es wurde ein Ingenieurbüro beauftragt.“
2 Was muss angegangen werden, damit die Fähre nach Lay zurückkehren kann? Verschiedene Faktoren müssen geklärt sein: Standort, Machbarkeit, Kosten, Umsetzung und Transport. Die Stadt ist laut eigener Aussage dafür zuständig zu klären, wie das ehemalige Wasserfahrzeug so gesichert und aufgestellt werden kann, dass es bei Hochwasser keinen Auftrieb bekommt und herrenlos herumtreibt. In der Technikersprache heißt das: „die Genehmigungsfähigkeit als Denkmal“ prüfen und gegebenenfalls herstellen. Das erklärt der (relativ) neue Tiefbauamtsleiter Kai Mifka im Telefonat mit unserer Zeitung. Er hat das Denkmalprojekt auf den Tisch bekommen, sich die Fähre im vergangenen Winter gemeinsam mit Baudezernent Bert Flöck angeschaut und spürt, dass dieses Vorhaben „hoch emotional“ ist.
Wir haben in Archiven geforscht, aber es gibt keine technischen Unterlagen wie Betriebshandbücher oder ähnliches.
Kai Mifka leitet das städtische Tiefbauamt der Stadt Koblenz
Die Stadt beauftragte im Frühjahr 2023 ein Ingenieurbüro, die Fähre zeichnerisch aufzunehmen. „Wir haben in Archiven geforscht, aber es gibt keine technischen Unterlagen wie Betriebshandbücher oder ähnliches“, meint Mifka.
Das Gewicht ist bekannt, weil die Fähre am Kran hing. Laut Mifka wiegt sie 27 Tonnen, ist 24,50 lang und 6,70 Meter (ohne Schwimmkörper 4,50 Meter).
Mittlerweile steht fest, wie sie gesichert werden kann: Ihre Hohlkammern, die im Wasser dazu beitragen, dass die Fähre schwimmt, werden mit Sand befüllt, etwa eine Lkw-Ladung, meint Mifka. „Damit gehen wir nun an die Genehmigungsbehörde SGD Nord, weil der geplante Standort im Überschwemmungsbereich liegt.“ Auch der LBM werde beteiligt.
Das gute Stück soll, so der Plan, auf einem städtischen Grundstück an der Ecke der B 49 zur Legiastraße stehen, ein Stück weiter nach der Bushaltestelle „Obermark“. Dort hat die Stadt eine passende Grünfläche.
Jürgen Löhr und der Ortsbeirat stellen sich vor, dass die Fähre mit Blumen bepflanzt, mit Fähnchen verziert und mit Sitzbänken bestückt wird. Der Förderverein soll das Denkmal pflegen.
3 Welche Bedeutung hat die Fähre für die Stadt Koblenz und für Lay? Fragt man genau das den Baudezernenten Bert Flöck, erklärt dieser: „Das Interesse wurde naturgemäß hauptsächlich im Stadtteil Lay geäußert, auch vom Ortsbeirat in der vergangenen Wahlperiode.“ Die Verwaltung prüfe zur Zeit die Rahmenbedingungen (technische Fragen, Standort, finanzieller Aufwand) zur Realisierung. Aus Flöcks Sicht ist „die Fähre für viele Menschen aus dem Stadtteil ein Teil der Geschichte des Stadtteils, ein Stück Identität“. Eine Bedeutung für die Stadt – immerhin war sie 700 Jahre eine wasserseitige Querung der Mosel – sieht er offenbar nicht.
Lay. Die Fähre geht, die Erinnerung an das kultige Wasserfahrzeug soll bleiben. Am Freitagabend hat die Layer Fähre den Moselstadtteil verlassen - von vielen Schaulustigen wurden die Hebung per Kran und der anschließende Abtransport beobachtet.Kleines Spektakel auf der Mosel: Layer Fähre verlässt endgültig das Wasser [Fotostrecke]
4 Wird die Stadt die Fähre zurückkaufen und die Transportkosten übernehmen? ? Jürgen Löhr hatte die Fähre für einen symbolischen Euro gekauft und sagt augenzwinkernd: „Als Unternehmer muss man Gewinn machen, und ich verlange 2 Euro.“ Er weiß, dass vor allem der Transport sehr kostspielig wird: Kran, Spediteur, zwei Sattelzüge mit Krangewichten, Transporter für die Fähre und so weiter. „Ich schätze 15 000 Euro“, sagt Löhr.
Auf Anfrage bei der Stadt, ob sie die Fähre kauft und die Transportkosten übernimmt, meint Bert Flöck: „Die Verwaltung prüft die Rahmenbedingungen. Dann bedarf es eines eindeutigen Beschlusses des Ortsbeirates.“ Sprich: Der eindeutige Wunsch, dass die Fähre zurückkehren soll. „Danach wird die Verwaltung den Gremien einen Vorschlag unterbreiten.“
5 In welchem Zustand ist die Fähre heute? Verkalkte Muscheln kleben noch immer an der Unterseite des Kolosses, Moose, Flechten und Rost überziehen das ausgediente Wassergefährt. Seit Jahren liegt es bei Wind und Wetter im Freien. Überall blättert der Lack ab, Gestrüpp und Gräser wuchern nach und nach über die Fahrgastunterstände, den Schwimmkörper. Die Originalschlüssel hängen noch in einem Räumchen, zwei Rettungsringe wirken sonderbar an dem stillgelegten Fahrzeug. Dort, wo früher Autos parkten, sind die Hohlkammern geöffnet, Wasser sammelt sich darin. Eigentümer Jürgen Löhr betont: „Hier muss einiges gemacht werden.“
6 Warum hat Jürgen Löhr die Fähre gekauft? Der Layer erklärt: „Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass diese Fähre auf den Schrott kommt und aus Lay verschwindet.“ Wie viele Einheimische verbindet er Kindheitserinnerung mit dem Wassergefährt. „Als Kinder sprangen wir vom Führerhaus oder der Rampe in die Mosel“, sagt er und lacht. Löhr fand die Idee gut, sie als Erinnerungsstück an Land zu erhalten.
Koblenz. Die Layer Fähre wird wachgeküsst aus ihrem Winterschlaf. Der Spezial-Gerüstbau-Unternehmer Jürgen Löhr kauft der Stadt Koblenz das schon stillgelegte fast 90-jährige Wasserfahrzeug ab und möchte es der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen.Layer Fähre soll Blickfang für Moselstadtteil werden: Unternehmer hat das Gefährt gekauft
7 Warum wurde die Fähre überhaupt stillgelegt? Die Stadt fand keinen Fährmann mehr, nachdem der Layer Arno Schüller seine Tätigkeit nach 16 Jahren im Oktober 2014 aufgab. Neue Vorschriften sahen zusätzlich einen Matrosen vor, der den Fährmann unterstützt. Schüller war von freiwilligen Helfern der Layer „Interessengemeinschaft Fährbetrieb“ unterstützt worden, ist auf einer Infotafel schräg gegenüber des geschlossenen Fähranlegers zu lesen.