Reinhold Messner in Koblenz
Kurze Begegnung mit einem Weltstar des Bergsports
Vor und vor allem nach Vortrag und Film mit Reinhold Messner in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle wollten jede Menge Gäste ein Autogramm vom früheren Extremsportler haben oder sich ein Buch signieren lassen.
Markus Müller

Das Interesse am früheren Extremsportler Reinhold Messner aus Südtirol ist nach wie vor ungebrochen: Als er jetzt in Koblenz seinen jüngsten Film „Sturm am Manaslu“ zeigte und auch kurz sein Leben erzählte, war die Rhein-Mosel-Halle voll besetzt.

So ganz neu ist Reinhold Messners jüngster Film „Sturm am Manaslu“ ja auch schon nicht mehr. Immerhin wird er seit 2022 gezeigt. Dennoch war die Koblenzer Rhein-Mosel-Halle jetzt voll besetzt, als dort das Drama der Tiroler Himalaya-Expedition 1972, das auch zwei Todesopfer forderte, auf großer Leinwand gezeigt wurde. Aber wahrscheinlich waren viele der Gäste noch nicht einmal wegen des Films gekommen, sondern wollten einfach den nach eigenen Angaben „über 80-jährigen“ ehemaligen Extremsportler erleben, der persönlich in den Film einführen, ihn zeigen und dann in Dialog mit dem Publikum treten wollte.

Doch zumindest aus Letzterem wurde zum Bedauern mancher Gäste dann nichts. Es gab nur ganz kurze Dialoge während der Signier- und Autogramm-“Stunde“ vor und nach der eigentlichen Veranstaltung. Denn das tatsächlich 80 Jahre alte Multitalent (er ist am 17. September 1944 geboren) nicht nur im bergsportlichen Bereich kommt gleich am Anfang allein auf die leere Bühne und kündigt an, dass seine Gäste eine Premiere erleben sollen. Zwar nicht die des Films, aber die seiner besonderen Art des Erzählens: „Denn die Menschen besteigen jetzt nicht nur so rund 200 Jahre die Berge, sondern erzählen genauso lange darüber.“

„Das Nicht-Umkommen ist eine Kunst. Man muss die Bergnatur mit den eigenen Fähigkeiten abgleichen.“
Mit dieser Strategie hat Reinhold Messner wohl auch die gefährlichsten Unternehmungen überlebt.

Kurz zur Geschichte der Manaslu-Besteigung vor fast auf den Tag genau vor 53 Jahren: Am 25. April 1972 machen sich Reinhold Messner und Franz Jäger auf, um den 8163 Meter hohen Manaslu über die Südwestflanke zu erklimmen. Nach drei Stunden kehrt Jäger um, während Messner allein den Gipfel erreicht, seinen zweiten Achttausender. Ein plötzlich aufziehender Schneesturm mit mächtigen Lawinenabgängen verwandelt den Abstieg in eine Tragödie. Franz Jäger und Andreas Schlick kostet es das Leben.

50 Jahre später lädt Reinhold Messner die Überlebenden – neben ihm Wolfgang Nairz, Oswald Ölz, Hansjörg Hochfilzer, Horst Fankhauser – zu einem Treffen auf Schloss Juval in Südtirol ein. Messner verarbeitete das Treffen und die Geschichte dahinter in einem anderthalbstündigen Film, der aus vielen historischen Szenen und Dokumenten, aber auch aus Spielszenen besteht.

„Der Gipfel ist nicht das Ziel, sondern nur ein Umkehrpunkt. Das Runterkommen ist das Ziel.“
Reinhold Messner ist sein ganzes Leben seinen Leidenschaften gefolgt.

Das Werk geht ganz schön unter die Haut, insbesondere die nachgestellten Szenen in der Lawinennacht, bei der man nicht weiß, ob es in der Todeszone ein Überleben gibt. Die Zuschauer fiebern atemlos mit. Zwischendurch wird es aber schon fast rührend, als Messner beim Abendessen mit den Freunden seiner mittlerweile dritten und 35 Jahre jüngeren Frau Diana einen Heiratsantrag macht. Für Lacher sorgt dann nicht nur die Feststellung „Ah, ein Junggesellenabschied“, sondern Szenen, wie die, als einer der Freunde dann doch fragt, ob eine so viel jüngere Frau denn tatsächlich die Richtige sei.

Was im Film deutlich wird, als im Basislager die Nachricht ankommt, dass einer der tödlich Verunglückten Vater geworden ist, kommt schon in Messners gut halbstündiger Einführung zur Sprache: „Unser Verhalten war den Angehörigen gegenüber oft nicht zu verantworten.“ Dennoch ist es schon faszinierend von dem weltberühmten Bergsteiger zu hören, wie oft er sich größten Gefahren ausgesetzt hat, die immer das Risiko bargen, dabei zu sterben.

„Man geht dorthin, wo man umkommen könnte, um nicht umzukommen.“
Das stellt Messner fest und dass man dabei meist auch der Schiedsrichter des eigenen Tuns ist.

Das musste Reinhold Messner persönlich erleben, als sein Bruder Günter, mit dem er schon in den Dolomiten am meisten geklettert war, bei der gemeinsamen Besteigung des 8125 Meter hohen Nanga Parbat 1970 ums Leben kam. Messner, in seinen frühen Jahren ein Kletterer, verlor am Nanga Parbat seine Zehen, sodass er von da an zum Höhenbergsteiger wurde. Und seinen mittlerweile gebeugten Rücken führt der Weltstar nicht aufs viele Rucksacktragen zurück, sondern auf die Last der Verantwortung.

Nach großen Expeditionen, die Messner durch die Polregionen und Wüsten führte, habe er dann mit 60 Jahren festgestellt: „Einmal ist es genug.“ Im Schnelldurchgang berichtet über seine Museumsprojekte, von vielen Büchern und weiteren Filmen und von seinen Hilfsprojekten für die Menschen zu Füßen der Achttausender. Gerade für das Letztere gibt es noch mal langen Applaus.

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