Die Runderneuerung des gut 230 Jahre alten Residenzschlosses kostet fast so viel wie der Neubau der Pfaffendorfer Brücke
Kurfürstliches Schloss in Koblenz: Warum die Sanierung 178 Millionen Euro kosten wird
Sanierungsbedarf allerorten: Der Zahn der Zeit nagt am Kurfürstlichen Schloss Koblenz.
Matthias Kolk

Stolze 178 Millionen Euro investiert die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in die Generalsanierung des Kurfürstlichen Schlosses. Selbst für die Erneuerung eines gut 230 Jahre alten Prunkgebäudes ist das ein hoher Betrag, der Neubau der Pfaffendorfer Brücke - das prägende Bauprojekt in Koblenz in den kommenden Jahren - kostet ähnlich viel. Was diese beiden Projekte miteinander zu tun haben und was im Schloss mit den Riesensummen passiert, hat die Rhein-Zeitung zusammengetragen.

Rund 178 Millionen Euro investiert die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in den kommenden Jahren in das Kurfürstliche Schloss in Koblenz. Während seiner Junisitzung hatte der Verwaltungsrat der Bima über diese Summe entschieden – und damit auch final darüber, die Baumaßnahme anzugehen. Öffentlich gemacht hat die Entscheidung nun der Koblenzer Bundestagsabgeordnete Thorsten Rudolph (SPD), der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates ist.

178 Millionen Euro sind eine hohe Summe für eine Sanierung, auch wenn sie ein gut 230 Jahre altes Schloss betrifft. Zum Vergleich: Der Neubau der Pfaffendorfer Brücke, das wohl größte derzeitige Bauprojekt in Koblenz, kostet mit 181 Millionen Euro kaum mehr. Der Sanierungsbedarf am Kurfürstlichen Schloss ist ergo enorm, das gesamte Ensemble muss umfangreich erneuert werden. Angegangen werden Dacheindeckungen nebst Unterkonstruktion, Fassaden, Fundamente, Statik, Beläge, Wände, die komplette Haustechnik und so fort – und das alles unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und Vorgaben.

„Diese Summen sind natürlich über Mieteinnahmen erst einmal nicht wieder reinzuholen“, sagt Thorsten Rudolph. Er ergänzt: „Das Kurfürstliche Schloss ist neben der Festung und dem Deutschen Eck vielleicht das prägendste Bauwerk, das wir in Koblenz haben.“ Er sei froh darüber, dass die Bima als Eigentümerin so viel Geld in die Hand nehme, um diesen städtebaulichen Anziehungspunkt zu sanieren. „Der Bund erkennt seine bauhistorische Verantwortung für das Schloss an.“

Zwei Großbaustellen

Die beiden Koblenzer Großbaustellen – Pfaffendorfer Brücke und Schloss – haben übrigens nicht nur finanziell eine ähnliche Dimension, sondern auch eine zeitliche und räumliche und dadurch organisatorische Nähe. Die Arbeiten im und um das Residenzschloss laufen in weiten Teilen parallel zum Neubau der B-49-Querung, Straßen und Auffahrten unweit des Schlosses müssen neu gebaut werden. „Die Sperrungen der Rheinanlagen müssen beim Baumanagement und bei der Koordination vor Ort berücksichtigt werden“, heißt es vonseiten der Bundesbau hierzu.

Dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zeitnah in die Sanierung des Kurfürstlichen Schlosses einsteigen will, wurde Anfang Mai diesen Jahres bekannt, Grundlagen dafür wurden schon 2016 über eine Machbarkeitsstudie gelegt. Richtig los gehen soll es mit der Sanierung Anfang 2025, spätestens von da an wird sie eine Menge Nebeneffekte mit sich bringen. Rund 200 Bima-Angestellte, die derzeit im Schloss arbeiten, müssen erst einmal umziehen. Zudem finden etwa 100 Veranstaltungen an 160 Veranstaltungstagen pro Jahr im Schloss statt, wie der Koblenz-Touristik-Chef Claus Hoffmann im Mai gegenüber der Rhein-Zeitung ausführte. Hochzeiten, Empfänge und mehr, darunter so manche städtische Veranstaltung – sie müssen über Jahre hinaus ausweichen.

Der Außenbereich des Schlosses soll bis 2028 – pünktlich zur Bundesgartenschau – wieder hergerichtet sein. Insgesamt wird die Sanierung sich wohl bis ins Jahr 2031 ziehen. Unterdessen flammt in Koblenz auch immer wieder die Diskussion nach der künftigen Nutzung des Schlosses und seiner Teilbereiche auf. Bundestagsabgeordnete der AfD stellten kürzlich in Absprache mit der Koblenzer Dependance der Partei eine Anfrage in Sachen Bima, wie der Koblenzer Fraktionschef Joachim Paul berichtet. Darin ging es unter anderem um den seit 2013 leer stehenden Nordflügel des Schlosses.

Die Zukunft des Schlosses

Es sei schade, dass diese „Premiumimmobilie“ so lange leer stehe, so Paul, eine zügige Sanierung und Vermarktung des Staatsbesitzes sei im Sinne der Bürger und Steuerzahler und überfällig. Dass der „Zirkularbau Nord/nördlicher Seitenflügel“ Teil der Gesamtsanierung des Schlosses sei, bestätigte daraufhin das Bundesfinanzministerium, dem die Bima als Bundesbehörde untersteht, in seiner Antwort. Und führte aus: „Trotz der in der Vergangenheit durchgeführten Reparaturen kommt es immer wieder zu Wassereinfall. Durch Eindringen von Feuchtigkeit sind Mauerwerk und Tragkonstruktion deutlich angegriffen und erfordern eine grundsätzliche Sanierung.“

Zusätzlich liege vor dem Hintergrund des für den Wiederaufbau verwendeten Baumaterials eine erhebliche Schadstoffbelastung vor. Rudolf sagt zur Zukunft des Schlosses, man habe nun in den kommenden Jahren während der Sanierung Zeit, sich Gedanken über die künftige Nutzung zu machen, auch wenn natürlich klar sei: Das Schloss gehöre dem Bund, und es gebe in Koblenz eine Menge Behörden, die gegebenenfalls in den Zirkularbauten arbeiten könnten und im Zweifel den ersten Zugriff hätten. „Wenn es aber Ideen aus Koblenzer Sicht gibt, können wir gewiss immer auf die Bima zugehen“, ist Rudolph überzeugt.

Top-News aus der Region