„Gedanken sind frei“ – so heißt die neueste Skulptur auf dem Winninger Kunstweg. Das bisher fünfte Kunstwerk entlang des Moselradwegs ist aus Laaser Marmor gefertigt und hat seinen Platz in einem Weinberg des Weingutes Rüdiger Kröber gefunden. Im Rahmen eines Hoffestes fand nun die feierliche Enthüllung in Beisein des Künstlers und seiner Familie statt.

Mitten in der Schwärze des Moselschiefers erhebt sich im Winninger Uhlen künftig ein gut 2,5 Tonnen schwerer, weißer Quader, dessen kantige Flächen immer wieder von glatt polierten Sphären durchbrochen werden. „Wenn man Skulpturen macht, hat man ja immer wieder so Phasen, die fast meditativ sind. Man studiert, überlegt viel. Und Einschränkungen – die gibt’s ja immer, irgendwo. Sei das vom Staat her, familiär oder sonst wie. Aber in den Gedanken ist man frei. Da kann man immer noch machen, was man will. Und genau das habe ich dann auch umgesetzt: das Harte, Kantige außenrum – und innen drin die Gedanken, die herauskommen“, erklärt der Künstler die von ihm geschaffene Plastik.
Eine politische Aussage wolle er damit aber explizit nicht treffen, betont Lüscher. Das sei nicht seine Aufgabe als Künstler. „Ich bin nicht dafür zuständig, die Welt zu verbessern. Ich bin zuständig, die Welt zu verschönern“, ist der 55-jährige Schweizer überzeugt.

Dass seine Skulptur nun so weit weg von ihrem Entstehungsort aufgebaut wird, ist für den Schweizer kein Problem, er habe schon Kunstwerke nach England und Neuseeland verkauft. Vielmehr verbindet ihn mit der Mosel und besonders mit Rüdiger Körber eine besondere Geschichte.
Lüscher erzählt: „Den Bezug zur Gegend habe ich aber schon viel länger – das geht etwa 35 Jahre zurück. Damals hat mich ein Ehepaar aus Brodenbach angesprochen. Über die Jahre wurde der Kontakt immer intensiver. Als ich geheiratet habe, war er sogar mein Trauzeuge. Mittlerweile ist er leider verstorben. Aber er war es, der mir den Hochzeitswein gebracht hat – und der war von Rüdiger Kröber, hier aus dem Weingut.“

Er habe danach den Kontakt zum Weingut nicht gepflegt, aber als Rüdiger Kröber ihm vor dem Kauf der Skulptur eine Flasche Wein mitgegeben habe, erinnerte er sich sofort wieder. „Ich habe gedacht, ich sehe nicht richtig. Und jetzt ist es für mich schon etwas ganz Besonderes, dass in genau dem Weingut, von wo ich vor 25 Jahren den Wein herhatte zum Heiraten, heute eine Skulptur von mir steht“, freut sich Lüscher.

Bei dem nun enthüllten Standbild handelt es sich um das fünfte Kunstwerk entlang des Weges. Bis zum Jahresende sollen noch zwei weitere hinzukommen. Bei einem davon handele es sich um ein Wandgemälde eines berühmten Graffitikünstlers, verrät Frank Hoffbauer vom Team der Kunsttage Winningen. Auf dem Weg zur neuesten Skulptur gab er den zahlreich anwesenden Gästen kleine Einführungen zu den bisher errichteten Plastiken.