Gute Nachrichten aus dem Rat
Kruppsches Erholungsheim in Bendorf hat Käufer gefunden
Krupp,sche Haus in Bendorf
Rico Rossival

Ein Investor möchte sich der ehemaligen Fabrikanlage annehmen, damit braucht der Rat keine weitere Ausschreibung zu starten. Danach hatte es bis vor wenigen Wochen noch ausgesehen.

In seiner ersten Sitzung des neuen Jahres musste der Stadtrat Bendorf seine Tagesordnung etwas durcheinanderwerfen: Statt den nicht-öffentlichen Teil ganz ans Ende der Sitzung zu platzieren, wurde er vor den letzten Punkt geschoben. Der las sich zunächst wie eine Niederlage: „Der Stadtrat beschließt die Aufhebung des Beschlusses vom 17.12.2024 zur erneuten Ausschreibung der Konzeptvergabe.“ Sprich: Der Stadtrat macht einen Rückzieher, wenn es darum geht, sich für eine Immobilie erneut auf die Suche nach einem passenden und zukunftsfähigen Konzept zu begeben.

Und die Immobilie, um die es geht, ist keine unbekannte, handelt es sich doch um das geschichtsträchtige Kruppsche Erholungsheim im Stadtteil Bendorf-Sayn. Nach einer kurzen Beratung ohne öffentliche Zuhörer wurden die Türen des Ratssaals wieder geöffnet und aus der zunächst angenommenen schlechten Nachricht wurde eine gute: Eine neue Ausschreibung ist nicht mehr nötig, weil sich um den Jahreswechsel herum ein Käufer mit passendem Konzept gefunden hat. Ein Kaufvertrag mit einem Investor soll demnach abgeschlossen werden. Der Rat nahm den Beschluss einstimmig an.

Krupp,sche Haus in Bendorf
Rico Rossival

In einem nachfolgenden Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Stadtchef Christoph Mohr (SPD), wie es nun dazu kam: Seit etwa acht Jahren gebe es den Beschluss, das Anwesen, das sich im Besitz der Stadt befindet, zu verkaufen, erklärt er. Das Mittel der Wahl war die Konzeptvergabe, die im April 2024 gestartet ist, allerdings schaffte es im ausgewiesenen Zeitraum – bis Oktober 2024 – kein Interessent mit seinem Konzept zu überzeugen. Ende vergangenen Jahres entschied man dann, die Ausschreibung noch einmal fortzusetzen. „Dies brauchen wir jetzt nicht mehr, weil das Ergebnis da ist.“ Der Rat stimmte einstimmig dafür, auf eine erneute Ausschreibung zu verzichten.

Zur Historie des Kruppschen Erholungsheims: Die ehemalige Maschinenfabrik für Dampfmaschinen aus dem Jahr 1839 wurde laut Ausschreibungsdossier der Stadtverwaltung als Weiterverarbeitungsstandort der Sayner Hütte genutzt. Sie gehörte ursprünglich dem Vallendarer Lederfabrikanten Theodor D’Ester, später dessen Cousin Ferdinand Baron von Bleul und erfuhr unterschiedliche Nutzungen. Als Alfred Krupp die Sayner Hütte kaufte, erwarb er 1872 auch das Gebäude und nutzte es zur Montage und Reparatur von Maschinen. Es folgten Umnutzungen zur Grubenverwaltung und sogenannte Konsumanstalt, bis es schließlich zum Erholungshaus für Kruppsche Beamte aus dem Ruhrgebiet wurde. Hierzu wurde das Fabrikgebäude abgerissen, Terrassen, Grünanlagen und 42 Zimmer gebaut, zudem gab es einen Aufenthaltsraum, ein Musikzimmer und einen Speisesaal. Im Garten befanden sich ein Wasserbecken, Springbrunnen und eine wasserspeiende Eisbärenstatue. Die Eröffnung fand am 21. Mai 1909 statt. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gebäude als Lazarett genutzt. Die Firma Krupp verkaufte die Anlage 1952 an die Stadt Bendorf, die es zu Wohnzwecken nutzte.

Krupp,sche Haus in Bendorf
Rico Rossival

Zahlen, Daten, Fakten zum Objekt:  Das Anwesen mit einer Gesamtfläche von mehr als 4100 Quadratmetern steht in der Koblenz-Olper-Straße in unmittelbarer Nähe zur Sayner Hütte. Nach einem Gutachten legte die Stadt Bendorf den Kaufpreis auf einen symbolischen Euro fest. Im Gegenzug muss ein Käufer allerdings einiges investieren – laut Experten handelt es sich wohl um ein Sanierungsvolumen von 3,5 bis 5 Millionen Euro. Das ehemalige Erholungsheim ist denkmalgeschützt und wird in der Denkmalliste des Landkreises aufgeführt. Derzeit besteht laut dem städtischen Dossier zur Konzeptvergabe noch ein Mietverhältnis. Der Investor verpflichtet sich mit dem Kauf, sein vorgelegtes Konzept binnen vier Jahren zu realisieren.

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