Hunderte Unterschriften von Bürgern hat Birgit Hoffmann schon gesammelt. Mithilfe einer Petition will die 57-Jährige eine Anpassung der Preisstruktur des Moselbads herbeiführen. Aus ihrer Sicht fehlt es an einer bürgernahen Tarifstruktur.
Hoffmann ging schon im Beatusbad in der Goldgrube täglich schwimmen. Jetzt will sie diese Routine gern im Moselbad fortführen. Bei ihrem ersten Besuch stellt sie fest: „Es ist ein schönes Bad und es gibt viel Positives, allerdings nicht für Senioren.“
Hoffmann und ihre Unterstützer der Petition stört, dass bei den Ermäßigungen manche Gruppen gar nicht oder zu wenig beachtet wurden. Zum Beispiel gibt es keinen Senioren-Tarif für ältere Menschen. Hoffmann merkt an: „Vielen älteren Menschen tut es gut, regelmäßig zu schwimmen.“ Diese Möglichkeit, sich fit und gesund zu halten, würde durch eine entsprechende Ermäßigung auch von finanziell schwächer aufgestellten Senioren öfter genutzt werden können, so Hoffmann.
Ermäßigung für Beeinträchtigte “diskriminierend"
Ermäßigungen erhalten derweil Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, Azubis und Studenten unter 25 Jahren sowie Menschen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von 70 oder mehr. Auch letzteren Punkt sieht Hoffmann kritisch. „Das ist diskriminierend, erst ab einem Behinderungsgrad von 70 eine Vergünstigung anzubieten“, sagt sie. Eine Schwerbehinderung liege ab einem GdB von 50 vor. Laut Daten des Statistischen Bundesamts würden damit knapp die Hälfte aller Menschen mit Schwerbehinderung vom ermäßigten Tarif des Moselbads ausgeschlossen, argumentiert Hoffmann.
Ihr geht es bei der Kritik ausschließlich um die Preise fürs Schwimmen. Über die Saunalandschaft, Gastronomie oder Kinderangebote wolle sie nicht urteilen. Allerdings: Bei der aktuellen Tarifstruktur erscheint ihr für sie und viele Senioren lediglich der sogenannte 90-Minuten-Sprint relevant. Allerdings: „Für ältere Schwimmer sind anderthalb Stunden teilweise sehr knapp“, befürchtet Hoffmann. Innerhalb dieser Zeit müsse man sich schließlich zweimal komplett umziehen.
Der Sprinttarif für vier Euro gelte darüber hinaus nur unter der Woche. Am Wochenende müsse man den Vier-Stunden-Tarif oder die Tageskarte kaufen, beides kostet mehr als doppelt so viel. „Für Menschen, die unter der Woche beispielsweise aus beruflichen Gründen keine Zeit haben, ins Schwimmbad zu gehen, fällt der Sprinttarif also komplett weg“.
Koblenzer Bäder GmbH reagiert auf Kritik
Die RZ hat bei der Koblenzer Bäder GmbH nachgefragt, was es mit den derzeitigen Ermäßigungen und Tarifen auf sich hat. Den 90-Minuten-Tarif gibt es demnach nicht am Wochenende, da zu dieser Zeit eine überwiegende Nutzung durch Kinder und Familien erwartet wird. Eine zeitgleiche sportive Nutzung, wie es der Sprint-Tarif vorsieht, führe dann zu Nutzungskonflikten, so das Argument der Koblenzer Bäder GmbH.
Mit jeder Verlängerung des Tarifs müsste auch der Preis steigen.
Die Koblenzer Bäder GmbH zum Sprinttarif
„Am Wochenende soll eher die Erholung und die Familienzeit im Fokus stehen, während die Woche zum Sportschwimmen einlädt.“ Die zeitliche Begrenzung des Sportschwimmens auf 90 Minuten ermögliche außerdem eine kostengünstige Nutzung des Moselbads. „Mit jeder Verlängerung des Tarifs müsste auch der Preis steigen“, erklären die Verantwortlichen.
Bei den Ermäßigungen habe man sich letztlich am Beispiel anderer Bäder orientiert und sei dem Fachrat der Geschäftsführung gefolgt. „Vor allem aber ist man als städtische GmbH auch einer gewissen Wirtschaftlichkeit und vor allem Gleichberechtigung verpflichtet“, heißt es. Die Preisgestaltung wurde in der Gesellschafterversammlung beschlossen und dabei spiele die Aufgabe der Daseinsvorsorge ebenso eine Rolle, wie die Finanzierung des laufenden Betriebs des Moselbads. Sprich: Zu viele Ermäßigungen kann und will man sich nicht leisten.
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Dass es Kritik an den Preisen und Tarifen gibt, bewerten die Koblenzer Bäder so: „Kritik an Eintrittspreisen gab es immer und wird es immer geben. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Bevölkerung und daraus einige Gruppierungen es für sich günstiger haben wollen.“ Eine kurzfristige Änderung der Preise werde die Geschäftsführung nicht ermöglichen können. Die Preisgestaltung sei bereits unter Berücksichtigung aller wirtschaftlichen, sozialen, rechtlichen und gesellschaftspolitischen Aspekte erfolgt.
Wie geht es jetzt weiter? Birgit Hoffmann hat mittlerweile rund 300 Unterschriften gesammelt. „Alle davon sind selbst Schwimmer“, betont sie. Die Unterstützung sei also nicht nur zahlenmäßig bedeutsam, sondern auch von inhaltlicher Qualität. Hoffmann will ihr Anliegen zusammen mit ihren Mitstreitern auf der kommunalen politischen Ebene vortragen. Im Oktober ist etwa ein Treffen mit Marion Lipinski-Naumann, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, geplant. Und auch mit Oberbürgermeister David Langner wird sich Hoffmann aller Voraussicht nach dann treffen.