Auch wenn die Bilanzsumme im Geschäftsjahr 2020 von 4,67 auf 5,19 Milliarden Euro gestiegen ist, ging das Betriebsergebnis vor interner Bewertung von 47,2 auf 46,3 Millionen Euro leicht zurück. Dies mag der allgemeinen Kostenentwicklung, vor allem aber den erheblichen Investitionen geschuldet sein. So gingen allein an die heimische Wirtschaft Aufträge in Höhe von 21,8 Millionen Euro.
Wie dem auch sei: Die 670 Mitarbeiter und 56 Auszubildenden leisteten solide Arbeit. Unter dem Strich bleibt viel Geld übrig, um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken.
Im ersten „Corona-Jahr“ hat die Bedeutung des Kreditgeschäftes bei der Sparkasse Koblenz weiter zugenommen. Insgesamt wurden Darlehen mit einer Gesamtsumme von rund 977 Millionen Euro für Firmen- und Privatkunden neu bewilligt. Damit stieg der Kreditbestand binnen eines Jahres um 5,2 Prozent auf 3,92 Milliarden Euro. Zusätzlich wurden rund 50 Millionen Euro an offiziellen Corona-Hilfen von Bund und Land zugesagt, wobei die von der bundeseigenen KfW, Kreditanstalt für Wiederaufbau, geförderten und gesicherten Darlehen mit rund 44 Millionen Euro den Löwenanteil ausmachten.
Ob die Sparkasse Koblenz derzeit mit Kreditausfällen rechnet, weil Betrieben und Privatkunden Corona-bedingt die Luft ausgeht? „Wir haben keine erhöhte Ausfallevidenz“, betonte Matthias Nester auf Anfrage unserer Zeitung. Der Vorstandsvorsitzende verweist auf wenige Fälle, in den es schon vor Ausbruch der Krise Probleme gab. Nester weist ferner darauf hin, dass sein Haus bereits im vergangenen Jahr unterstützend eingegriffen hat. So wurden in insgesamt 2400 Fällen Kreditraten vorübergehend ausgesetzt. „Wir sind ein systemrelevanter Faktor“, sagt der Vorstandschef und weist darauf hin, dass der Bestand an Unternehmenskrediten deutlich gestiegen ist. In Zahlen heißt das: Das Volumen an Unternehmenskrediten stieg binnen eines Jahres um 103 Millionen auf insgesamt 2,45 Milliarden Euro.
Mit einem Anteil von insgesamt 50 Prozent in Koblenz und Teilen des Kreisgebietes ist die Sparkasse Koblenz unangefochtener Marktführer. Das spiegelt sich auch im Immobiliencenter des Instituts wider. Allein 2020 wurden 1700 Baufinanzierungen abgeschlossen. Das Gesamtvolumen lag bei stolzen 325 Millionen Euro. Außerdem wurden 231 Immobilien verkauft.
Beim Blick aufs Ganze zeigt sich, dass das Kreditgeschäft im Bereich Privatkunden um 49 Millionen auf rund 1,43 Milliarden Euro gestiegen ist, wobei allein die Neuabschlüsse ein Volumen von rund 404 Millionen Euro beinhalten. Was auffiel, war die Tatsache, dass viele Kunden bei auslaufender Zinsbindung die Möglichkeit nutzten, hohe, auch außerplanmäßige Tilgungsleistungen zu tätigen. Insgesamt gesehen stieg das Kreditvolumen in beiden großen Bereichen im Geschäftsjahr 2020 somit von 3,76 auf 3,92 Milliarden Euro – und das trotz des wegen Corona eingeschränkten persönlichen Kontaktes.
Um alle schriftlichen und telefonischen Anfragen bearbeiten zu können, führte das Institut sogar ein Zweischichtensystem ein. 2020 wurden insgesamt 366.440 Anrufe entgegengenommen. Allein im Zuge des ersten Lockdowns im März 2020 waren es mehr als 41.000 Anrufe. „Das waren etwa 10.000 Telefonate mehr, als dies in einem durchschnittlichen Monat vor der Pandemie der Fall war“, erklärt Matthias Nester. Übrigens: Die große Nachfrage nach Krediten zeigt nicht, dass die Kunden weniger sparsam geworden sind. Ganz im Gegenteil: Die bilanzwirksamen Kundeneinlagen wuchsen von 2,6 auf 2,75 Milliarden Euro. Und das dürfte ebenfalls an der Corona-Krise liegen, mit der auch ein Rückgang der privaten Konsummöglichkeiten verbunden ist. Ergebnis: Die Sparquote erreichte ein Rekordniveau von 16 Prozent. Ein „normaler“ Jahresdurchschnitt würde bei 10 bis 11 Prozent liegen.
Alles in allem steht die Sparkasse Koblenz gut da. Dennoch will sie ihre Marktposition weiter ausbauen – vielleicht durch eine Fusion mit der Sparkasse Rhein-Nahe. Zur Erinnerung: Ende August 2020 hatten die Gremien beider Institute die interne Prüfung von Optionen für eine engere Zusammenarbeit oder gar für eine Fusion in die Wege geleitet. Auch wurde ein Steuerungsausschuss eingerichtet. Der Prozess wurde von der Sparkasse Consulting begleitet. Der Bericht liegt inzwischen vor. Ergebnis: Es passt, beide Häuser wollen auf mehreren Ebenen zusammenrücken – auch im Bereich der Digitalisierung. Dass Kunden inzwischen ihre Gewohnheiten verändert haben und die elektronischen Kanäle immer stärken nutzen, kommt beiden Häusern entgegen. Die Möglichkeit einer Fusion soll nun in Ruhe analysiert werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es auf Verbandsebene auch Kritik an einer Verschmelzung gibt. Das Hauptargument: Die Geschäftsbereiche beider Institute grenzen nicht direkt aneinander.
Reinhard Kallenbach