Ein Blick zurück: „Es geht ein Riss durch das Dorf“, bekannte der Erste Beigeordnete Harald Piroth (FWG) einmal in einer hitzigen Gemeinderatssitzung. Außerdem hatte sich eine große Bürgerinitiative (BI) gebildet, die ein weiteres Gewerbegebiet neben dem schon bestehenden Gewerbegebiet „Grenzhausener Straße Ost“ strikt ablehnte. In Einwohnerversammlungen kam es zu heftigen, teils persönlichen Vorwürfen (wir berichteten).
Nun könnte es zu einer Lösung kommen, mit dem nicht nur die beiden Ratsfraktionen FWG und CDU einverstanden sind, sondern eventuell auch die BI. Nachdem im bisherigen Verfahren drei vorgelegte Planvarianten auf teils heftigen Widerstand gestoßen waren, hatte das Bopparder Planungsbüro Stadt-Land-plus eine neue vierte Variante entwickelt. Sie basiert auf einer Skizze, die Ortsbürgermeister Jochen Währ auf der Ratssitzung vom 13. Oktober vorgestellt hatte, als die eingegangenen Stellungnahmen aus der frühzeitigen Bürgerbeteiligung gewürdigt wurden. Der Rat beschloss nun einstimmig, die Planung auf der Basis dieser Variante weiterzuverfolgen und Angebote für notwendige Begleituntersuchungen einzuholen.
Die neue Planvariante schreibt im Wesentlichen den Staus quo fest, bietet aber den Eigentümern und ansässigen Betrieben Planungssicherheit. Auf eine Erschließungsstraße durch das Areal wird verzichtet. Im östlichen Bereich entlang der Straße „Im Römergrund“ sollen Mischgebiete ausgewiesen werden (in der Planzeichnung ockergelb markiert). Hier wären dann hauptsächlich Wohngebäude, Geschäfts- und Bürogebäude sowie nicht wesentlich störende Gewerbebetriebe zugelassen.
Auch der bereits bebaute westliche Streifen des Römergrunds ist als Mischgebiet ausgewiesen. Die bestehende Ackerfläche wird bis auf einen Randstreifen entlang des Römergrunds als Fläche für Landwirtschaft ausgewiesen. Hier ist nach Aussage von Planer Kai Schad alles erlaubt, was landwirtschaftlichen Zwecken dient.
Die in der Planzeichnung blassgrün markierte Fläche soll als private Grünfläche/Garten ausgewiesen werden. Die Fläche mit den Gebäuden des früheren Bauernhofs entlang der Grenzhausener Straße würde zum Mischgebiet Dorf (MD, ockergelb markiert). Damit würde die jetzige Nutzung weiter erlaubt. Die Fläche des ehemaligen Sägewerks am östlichen Rand des Plangebiets (grau markiert) soll als eingeschränktes Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Diese Nutzungsart ist auch im existierenden benachbarten Gewerbegebiet Ost festgeschrieben. In der sachlich geführten Beratung gab es vor allem Verständnisfragen an den Planer. Insbesondere wurde der Wunsch geäußert, entlang der Grenzhausener Straße einen Bürgersteig festzulegen.
Ich bin sehr zufrieden über die einstimmige Entscheidung des Rats. Es wurde fraktionsübergreifend festgestellt, dass eine Überplanung sinnvoll und notwendig ist. Die wirklich konstruktive Beratung wirkt sich positiv auf die weitere Entwicklung des Verfahrens aus.
Bürgermeister Jochen Währ
Der Erste Beigeordnete Harald Piroth erklärte, die FWG stimme der neuen Variante voll und ganz zu. Damit könnte eine über zwei Ratsperioden gehende Diskussion zu einem positiven Ende geführt werden: „Es kommt kein neues Gewerbe hinzu, das bestehende wird festgeschrieben, vor allem wird der planerische Wildwuchs beendet.“ Das sei das vorrangige Ziel der FWG gewesen. Dirk Schneider (CDU) betonte, mit den bisherigen drei Varianten hätte sich seine Fraktion nicht identifizieren können: „Die neue entspricht im Großen und Ganzen den Vorstellungen der CDU.“ Im weiteren Verfahren solle man im Gespräch mit den Eigentümern bleiben.
Der BI-Vertreter Sascha Langenstein äußerte im RZ-Gespräch vorsichtige Zustimmung: „Das geht in die Richtung, die wir uns vorstellen.“ Bürgermeister Jochen Währ (FWG) erklärte gegenüber unserer Zeitung: „Ich bin sehr zufrieden über die einstimmige Entscheidung des Rats. Es wurde fraktionsübergreifend festgestellt, dass eine Überplanung sinnvoll und notwendig ist. Die wirklich konstruktive Beratung wirkt sich positiv auf die weitere Entwicklung des Verfahrens aus.“ Im Anschluss beschloss der Rat noch einstimmig eine Veränderungssperre für das Plangebiet.