Wie sehen die Schulgebäude in Koblenz aus, ist die Stadt an Rhein und Mosel eine gute Hochschulstadt – und hat sich die Kulturlandschaft nach Corona wieder erholt? Zusammengefasst sagten die Vertreter der Parteien und Gruppierungen dies (in umgekehrt alphabetischer Reihenfolge).
Wefelscheid (Freie Wähler)
Freie-Wähler-Spitzenkandidat Stephan Wefelscheid war vor einiger Zeit im Eichendorff-Gymnasium in Koblenz zu Besuch, wo er vor Jahrzehnten selbst Schüler war: „Ich war erstaunt, wie gut der bauliche Zustand ist im Vergleich zu meiner Schulzeit.“ Wo man ein Auge drauf haben müsse, sei der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab August 2026: „Da werden einige Standorte nachgerüstet werden müssen. Das Problem ist, dass alte Gebäude von ihrer Substanz her darauf nicht ausgelegt sind.“ Beim Thema Uni und Hochschule hat Wefelscheid den Eindruck, dass Koblenz das „ungeliebte Kind des Mainzer Wissenschaftsministeriums ist.
Man muss Bittsteller sein, um überhaupt Gehör zu finden.“ Die Uni brauche „zwingend neue Räume. Aber das kann ich als Koblenzer Ratsmitglied nicht steuern“. Beim kulturellen Leben der Stadt müsse man „positiv hervorheben, dass wir es geschafft haben, das Stadttheater zu halten. Das kostet wahnsinnig viel Geld, da weint mein finanzpolitisches Herz. Das ist ein großes Zugeständnis an die Bürger.“ Zudem leiste sich Koblenz zwei Museen. Er hätte es indes gerne gesehen, wenn die Stadt im Romanticum anstelle des Stadtarchivs einen Ort der Demokratie errichten würde mit dem alten Plenarsaal aus Mainz: „Dann könnten die Schulklassen hier Politik üben.“
Theisen (Grüne)
Viele der Schulbauten bieten ein zu tristes Bild, findet die Kim Theisen, Spitzenkandidatin der Grünen, „da könnte man mit etwas Farbe schon eine andere Lernumgebung schaffen“. Neben den Gebäuden setzen die Grünen auch einen Schwerpunkt auf das Umfeld: „Schulhöfe, so wie sie heute oft noch sind, sind nicht mehr zeitgemäß“, findet die Spitzenkandidatin, die bisher noch nicht im Rat vertreten ist. „Wir brauchen da, wo es geht, Schulgärten.“
Zudem habe sich die Fraktion für Trinkwasserbrunnen in Schulen ausgesprochen, damit die Kinder und Jugendlichen sich mit frischem Wasser versorgen können. „Außerdem müssen wir Schulsozialarbeit noch weiter ausbauen, auch wenn da schon einiges passiert ist.“ Im Bereich der Hochschulen plädieren die Grünen für ein Haus der Wissenschaft in der Stadt, um Wissen zu vernetzen. Das Thema Kultur kommt nur noch ganz kurz zur Sprache. Für diesen Bereich fordert Theisen mehr Räume und Unterstützung für Kulturschaffende.
Schupp (Wählergruppe Schängel)
Die große Zahl der Schulen, die zum Teil schon älter sind, zwingt die Stadt immer wieder zu Sanierungen, sagt Torsten Schupp, und nachdem das jahrelang versäumt worden sei, sei man nun auf einem guten Weg, alles abzuarbeiten. „Aber bei so vielen Schulen fängt man wieder von vorn an, wenn man durch ist.“ Eine Idee, um die Sanierung der Toiletten zu vereinfachen, sei, Unisex-Toiletten einzurichten, „das geht doch in anderen Ländern auch“, statt Extra-WCs „für Männer, Frauen und divers“.
Die Digitalisierung an Schulen sei nicht einheitlich, bemängelt Schupp, der als Spitzenkandidat der Wählergruppe Schängel antritt. Zum Thema Hochschulen bedauert er, dass Koblenz nach wie vor keine Studenten-, sondern eine Beamtenstadt sei. Die Pandemie habe vielen Kulturschaffenden das Genick gebrochen. „Denen, die es überlebt haben, geht es aber glaub ich wieder ganz gut.“
Schöll (FDP)
Christoph Schöll sagt, es sei nicht einfach, alle Schulen auf einen baulich vernünftigen Standard zu bringen: „Wir haben zwar das zentrale Gebäudemanagement. Aber auch da besteht ein Fachkräftemangel.“ Grundsätzlich findet er: „Was wir in Koblenz bestimmt gut gebrauchen könnten, wäre die eine oder andere Sporthalle mehr.“ Der Spitzenkandidat und derzeitige Fraktionsvorsitzende der FDP bedauert es, dass Studierende das Stadtbild in Koblenz kaum prägen. „Gerade die Hochschule auf der Karthause gilt ja als Heimfahrer-Uni“, hält er fest. Um das zu verändern, gelte es, günstigen Wohnraum auch für Studierende zu schaffen.
Zudem hätte die FDP es gut gefunden, „zum Beispiel bei der Neugestaltung des Zentralplatzes auch Teile der Uni oder der Hochschule dorthin zu holen“. Möglichkeiten, Institute in die Innenstadt zu ziehen, sieht er heute immer noch. Was das kulturelle Leben in Koblenz angeht, würde er sich wünschen, „dass wir mal in Richtung Trier gucken“, sagt Schöll. Dort gebe es eine attraktive Arena, in der nicht nur Sport-Events, sondern auch Konzerte und andere kulturelle Ereignisse stattfinden können. Die Koblenzer CGM-Arena werde diesem Standard nicht mehr gerecht.
Otto (CDU)
Die Infrastruktur an Schulen zu stärken, sei schon eine ganz enorme Aufgabe, sagt Stephan Otto. Der Fraktionsvorsitzende, der auf Listenplatz 3 kandidiert, nennt dabei neben den Gebäuden auch die digitale Infrastruktur, die nötig sei, damit eine echte Teilhabe auch für alle Kinder und Jugendlichen möglich sei. „Und Bildung hat auch immer viel mit Wohlfühlen zu tun“, sagt er, dazu müsste die Stadt also die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen.
Das gelte im Übrigen auch für Studierende – zwar sind die Unis und Hochschulen Ländersache, aber wenn Studenten sich hier wohlfühlen, wollen sie eventuell nach dem Studium hierbleiben, das nutze dann auch der Stadt. Beim Thema Kultur sieht Stephan Otto mehrere Stränge, die er wichtig findet: Die Sanierung des Theaters sei unumgänglich, zudem wolle er auch eine die Teilhabe von Gruppen stärken, die sonst vielleicht keinen so guten Zugang zu Kultur haben. Und: Auch Brauchtum wie der Karneval gehörten bei uns in Koblenz zur Kultur dazu, betont Otto.
Niedt (Die Partei)
Florian Niedt, der neue Kandidat, der auf Listenplatz 2 der Satirepartei steht, hat zu Schulen und der Hochschullandschaft keine große Meinung, „da bin ich jetzt nicht so drauf vorbereitet“, sagt er, lächelt und sucht in der Liste der Phrasen, die er dabei hat, nach einer passenden Antwort. Ernst nimmt er indes das Thema Kultur: „Wir von der Partei unterstützen das Thema Nachtkultur, auch indem auf unserer Liste Menschen aus diesem Bereich kandidieren“, sagt Niedt.
Die/der Nachtkulturbeauftragte solle Mitspracherecht im Rat bekommen. Niedt fordert zudem eine Aufhebung der Vergnügungssteuer bei Tanzveranstaltungen. Denn die von der Corona-Pandemie gebeutelten Klubbesitzer würde dies ein wenig entlasten. „Ansonsten legen wir den Fokus auf die freie Kulturszene.“
Lipinski-Naumann (SPD)
Bei den Schulen in Koblenz dauere manches einfach viel zu lang, sagt die Rübenacherin Marion Lipinski-Naumann (SPD), die auf Platz 4 ihrer Partei kandidiert und derzeit als Fraktionsvorsitzende im Rat ist. Auf den Anbau an der Grundschule auf dem Asterstein, der nun endlich kommen solle, warte die Schulgemeinschaft beispielsweise seit Jahren. „Ein Riesenthema bei Schulen ist auch die Sauberkeit“, sagt Marion Lipinski-Naumann: Die Säuberungsintervalle müssten unbedingt überprüft und dann auch kontrolliert werden, fordert sie.
Koblenz brauche außerdem dringend neben dem Görres-Gymnasium ein weiteres Ganztags-Gymnasium, um die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf zu erleichtern. Dass der Medizin-Campus kommen soll, begrüßt sie ausdrücklich. Und zum Themenbereich Kultur sagt sie: Die Sanierung des Stadttheaters sei richtig und wichtig, und auch die freie Kulturszene brauche noch etwas Unterstützung nach der Pandemie. Zur Kultur gehöre im Übrigen auch der Umgang mit Denkmälern, betont sie, und die geplante Sanierung des Deutschen Ecks habe ihre Fraktion, die SPD, angeschoben.
Antpöhler-Zwiernik (Die Linke)
„Die Schulen sind in einem stellenweise wirklich schlechten Zustand“, sagt Oliver Antpöhler-Zwiernik, der Spitzenkandidat der Linken, der im Rat vertreten ist und derzeit gemeinsam mit Kevin Wilhelm von der Partei eine Fraktion bildet. „In manchen kann man einen Atlas durch die Fenster schieben, so schlecht ist die Isolierung.“ Aber es seien nicht nur die Gebäude, es müsse auch unbedingt mehr Sozialarbeit angeboten werden. „Das Thema mentale und psychische Gesundheit ist ganz wichtig, und das gilt für Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen.“ Als ein Beispiel, wie da sogar relativ schnell und günstig etwas verbessert werden könnte, nennt Antpöhler-Zwiernik den Einsatz von Schulhunden.
Beim Thema Hochschullandschaft begrüßt der Linke-Kandidat die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung – Koblenz sei indes keine echte Unistadt, kritisiert er, da müsse in Sachen bezahlbare Wohnungen, ÖPNV und andere Aspekte noch viel passieren. Und das Thema Kultur, wie bewertet er das? „Für die Elitekultur ist alles gut“, sagt er und lacht. Bei der Subkultur, die seiner Partei nahesteht, gebe es indes viel zu wenig Angebote, Räume für junge Bands fehlten und vieles andere mehr.