Was muss ein OB-Kandidat mitbringen, um die Menschen zu überzeugen? Welche Qualifikationen und Eigenschaften sollte er haben, um die Geschicke der Stadt in die Hand nehmen zu können? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
Während für den einen Bert Flöcks jahrzehntelange Erfahrung in der Verwaltung ein Pluspunkt sein mag, wird der andere gerade darin ein Problem sehen und sich frischen Wind wünschen. Sprechen der gute Draht nach Mainz und die steile Karriere mit Führungsaufgaben zuletzt in der Landesregierung für einen OB David Langner – oder die allzu enge Beziehung zur SPD und ihren Granden in der Landeshauptstadt gerade dagegen? Und was ist mit den Ehrenamtspolitikern, den Quereinsteigern: Ist jemand gleich ein Spaßkandidat, nur weil er als „Torty de Banana“ auf der Bühne steht? Oder als „chancenlos“ abzutun, weil er mit „Der Wackeler“ einen lustigen Spitznamen hat und eine Kegelbahn betreibt? Torsten Schupp ist Handwerksmeister und Profi-Entertainer, Hans-Peter Ackermann Diplom-Betriebswirt und Gastwirt – und beide sind Chefs ihrer Fraktionen im Stadtrat. Auf dem Papier treten damit an: ein Staatssekretär, ein Baudezernent sowie die Fraktionsvorsitzenden von Grünen und FDP, die selbstständig und in Koblenz sehr bekannt sind. Alles in Ordnung also?
Eindeutig nicht. Denn die Reaktionen auf Fragen zur OB-Wahl zeigen, dass sich allzu viele Koblenzer für die OB-Wahl und die Kandidaten überhaupt nicht interessieren. So unterschiedlich die vier Kandidaten als Personen sind, so wenig bleibenden Eindruck haben sie in einem vor sich hinplätschernden Wahlkampf bei vielen hinterlassen. Wofür sie inhaltlich stehen und worin sich das von den jeweils anderen unterscheidet, ist den wenigsten bewusst. Und gerade Letzteres ist auch anhand der Wahlprogramme nur schwer zu sagen. Ob es Flöck, Langner, Schupp und Ackermann bis zum 24. September gelingt, daran noch etwas zu ändern? Leicht wird es nicht, versuchen müssen es die Kandidaten unbedingt, müssen in den zwei Wochen eine deutliche Schippe drauflegen. Dass die OB- mit der Bundestagswahl zusammenfällt, ist zwar ein Garant für viele Menschen in der Wahlkabine, aber noch nicht automatisch für eine hohe Beteilung bei beiden Wahlen. Der künftige Stadtchef aber wird vor großen Herausforderungen stehen und sollte daher getragen sein von einem möglichst breiten Votum der Koblenzer.
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