Koblenz
Kommentar zur Schließung des Agostea: Koblenz muss für junge Leute mehr bieten
Finn Holitzka
RZ-Redakteur Finn Holitzka.
Jens Weber. MRV

Viele junge Koblenzer bemängeln an ihrer Stadt schon jetzt fehlende kulturelle Angebote und das geringe studentische Flair – mit dem Agostea bricht Koblenz nun ein kontrovers diskutierter, aber auch überaus beliebter Club weg. Das ist ein Alarmsignal, kommentiert Finn Holitzka.

Als Koblenz zuletzt 3.300 Menschen in einem Bürgerpanel gefragt hat, wie sie ihre Stadt so finden, stellten vor allem die Auszubildenden und Studenten fest: Koblenz hat nicht das Flair einer Universitätsstadt. Und auch ein „vielfältiges kulturelles Zentrum” konnten laut Befragungsergebnissen eher die Rentner erkennen, von den Jungen dagegen nicht so viele. Mit dem Agostea wird nun ein weiteres Angebot wegfallen, das nicht nur gut erreichbar ist, sondern auch viel für die Bandbreite der Clublandschaft in der Stadt geleistet hat.

Natürlich: Längst nicht jeder war Fan der musikalischen Ausrichtung und der oft prolligen Mottopartys (bei einer aktuellen Veranstaltung werden gratis Kondome und Handschellen verteilt, der Einlass ist unter bestimmten Umständen ab 16 Jahren möglich). Aber beim Feiern als junger Mensch geht es ja genau darum, sich auszuprobieren: Was mag man, was nicht? Dazu braucht es unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Geschmäcker. Manche mit Geschmäckle.

Aus des Agostea ist ein Verlust für Koblenz

Insofern ist das Aus des Agostea definitiv ein Verlust für das Nachtleben in Koblenz. Von einer Stadt mit Universität, Hochschulen und zahlreichen Menschen in Schule und Ausbildung darf aber auch in Zukunft erwartet werden, dass sie den Jungen etwas zu bieten hat. Und dass sie ihre Clubs dementsprechend ernst nimmt und unterstützt.

Eine Aussetzung der Vergnügungssteuer hätte vielen Clubs finanzielle Polster von mehreren zehntausend Euro im Jahr ermöglicht. Sie fand zuletzt im Stadtrat keine Mehrheit. Dafür hat man Koordinationsstellen geschaffen, die zwar gut gemeint sind, aber ohne Budget und Entscheidungsspielraum auskommen müssen.

Noch hat Koblenz einige Adressen zum Ausgehen – bei der letzten „Electric City” wurden immerhin acht Locations bespielt. Diese zumindest kleine Vielfalt zu bewahren, ist kein kommunalpolitisches „Gedöns”, sondern wesentlich für Kultur und Wirtschaft. Wer weiß, vielleicht ergeben sich durch die frei werdenden Räume im Schängel-Center ja sogar kreative neue Möglichkeiten dafür.

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