Koblenz
Kommentar zum Weltfrauentag: Was bleibt bei der Gleichberechtigung zu tun?
Doris Schneider
Doris Schneider
Jens Weber. MRV

Ist das Glas halb voll oder halb leer, wenn man die Frage nach der Gleichberechtigung stellt? Dieser Frage geht unsere Redakteurin Doris Schneider anlässlich des Weltfrauentags auf die Spur.

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Die Beurteilung wird jede (und jeder) Einzelne aus der eigenen Lebenssituation, aus dem eigenen beruflichen Umfeld für sich vornehmen. Denn die Biografien sind extrem unterschiedlich, changieren zwischen totaler Fremd- und ebenso totaler Selbstbestimmtheit von Frauen und Mädchen in unserer Region.

Und in manchen Fällen wird die Antwort auch vom Alter derjenigen abhängen, die man fragt: Frauen meiner Generation beispielsweise waren schon zu einer Zeit geboren, als ihre Mütter noch die Erlaubnis ihrer Ehemänner benötigten, wenn sie arbeiten gehen wollten. Für jüngere Frauen heute klingt es, als stamme diese Regelung aus einer Zeit von vor dem Ersten Weltkrieg. Insofern hat sich definitiv vieles getan, ist vieles erheblich besser geworden. Aber reicht das?

Von allen persönlichen Aspekten abgesehen: Schaut man sich die Situation in der Berufswelt an, so sieht man: Die jungen Frauen sind gut ausgebildet, oft besser als ihre gleichaltrigen Männer, was Statistiken von Schul- und Uniabschlüssen zeigen – und „verschwinden“ dann in Teilzeitstellen, wenn sie Kinder bekommen.

So nachvollziehbar die Stundenreduzierung in jeder individuellen Biografie auch ist: Für die berufliche Karriere und die spätere Rente ist es meist keine kluge Entscheidung. Und auch im Hinblick auf den in vielen Bereichen längst massiv vorhandenen Fachkräftemangel kann eine Gesellschaft es sich eigentlich nicht leisten, auf gut ausgebildete Menschen zu verzichten.

Doch dazu braucht es dann eben eine gute Basis: eine Gesellschaft, die für eine zuverlässige Kinderbetreuung sorgt. Eine Gesellschaft (und Arbeitgeber), die es selbstverständlich finden, dass Männer und Frauen beide für Familienarbeit zuständig sind, egal ob es um Hausarbeit oder die Pflege von Angehörigen geht. Und eine Gesellschaft, die vor allem die Gleichwertigkeit von Menschen als die Basis von allem verinnerlicht hat – egal wer sie sind. Und das gilt nicht nur für das Geschlecht.

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