Die 54-Jährige ist überzeugt: „Den Anrufern geht es nur um die Daten der Angerufenen, um die Leute in neue Verträge zu drängen, die sicher nicht günstiger für die Bürger sind.“ Sie meint zudem, dass die Firma, für die die Anrufer arbeiten, Provision beim Abschluss neuer Verträge bekommt. „Als ich ablehnte und sagte, ich wünsche keine Werbeanrufe, wurden die aggressiv“, sagt die Koblenzerin.
Der Anrufer schimpfte, ob sie denn nicht versteht, dass es um Energieeinsparung geht. Alles würde teurer, und die Firma würde die Kunden vor Teuerung bewahren. Als die 54-Jährige nähere Informationen zu der Firma erhalten wollte, sagte ein Mitarbeiter, dass man in Ingolstadt sitze. „Als ich nach der genauen Adresse fragte, wurde aufgelegt.“ Dasselbe Spiel kurze Zeit später.
Die Koblenzerin versuchte auch, die Nummern zurückzurufen, hörte dann aber: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Dabei handelte es sich offenbar um falsche Telefonnummern, die im Display der angerufenen angezeigt werden. Computerprogramme machen diese Manipulation möglich.
Max Müller von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz kennt solche ungewollten Anrufe. „Die Maschen treten in verschiedener Form auf“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. So geben einige sich als aktueller Energieversorger aus oder nennen tatsächlich die Firma, für die sie arbeiten. Diese Maschen werden als unerlaubte Werbung, ungewollter Anbieterwechsel und untergeschobene Verträge bezeichnet, wenn zuvor keine Einwilligung in Anrufe für Werbezwecke erteilt wurde. Max Müller weiß, dass manchmal sogar seriöse Unternehmen dahinter stecken, die aber unseriöse Callcenter oder Subunternehmen beauftragt haben. Der Fachmann rät jedem, der angerufen wird: „Legen Sie jede Scheu ab, seien Sie unfreundlich und legen Sie auf.“ Meist wollen die Anrufer die Menschen in Gespräche verwickeln. Max Müller betont: „Bleiben Sie bei dem Nein. Sagen Sie: ,Nein, ich habe kein Interesse', und legen Sie auf.“
Der Fachmann empfiehlt, dass man sich selbst fragen sollte, ob man den Anrufer kennt. „Wenn man von irgendwem angerufen wird, mit dem man zuvor keinen Kontakt hatte, ist die Gefahr sehr groß, dass dies ein unseriöser Anrufer ist.“ Man dürfe auf keinen Fall an irgendeiner Stelle „Ja“ sagen. Denn die Anrufer könnten daraus ein Okay zum Vertragsabschluss machen.
Für den Fall, dass man sich doch hat überreden lassen und ungewollt einen Vertrag abgeschlossen hat, rät Max Müller: „Informieren Sie sich über den Widerruf, der ist ein sehr mächtiges Instrument.“ Dies könne man auch auf der Internetseite der Verbraucherzentrale tun, dort kann man ein Musterschreiben zum Widerruf finden. „Wichtig ist: Der Widerruf muss schnell schriftlich erfolgen, per Einschreiben.“ Nicht per E-Mail und nicht telefonisch. Von unserer Redakteurin Katrin Steinert
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