Vom Versicherungsschutz zu einem Sicherheitskonzept mit Flucht- und Rettungswegen. Bei den Vereinen, nicht zuletzt bei den vielen Kirmesgesellschaften, hat dies für viel Unmut gesorgt. Auf Einladung der Koblenzer SPD trafen sich Vereinsmitglieder mit Vertretern der Stadtverwaltung, darunter Oberbürgermeister David Langner (SPD), in der Rübenacher Schützenhalle zu einem Meinungsaustausch.
Versicherungsschutz: Findet eine Veranstaltung im öffentlichen Raum statt, sei es ein Flohmarkt, eine Kirmes oder ein Konzert, so ist der Veranstalter verpflichtet, einen entsprechenden Versicherungsschutz abzuschließen. Laut Stadt bewegen sich die Summen für eine solche temporäre Haftpflicht- oder gegebenenfalls Unfallschutzversicherung im unteren dreistelligen Euro-Bereich. Vereinsvertreter bezweifelten dies, zudem hoben einige hervor, dass man nicht für Schäden aufkommen könne, die eigentlich von der Stadt verursacht würden, etwa wenn sich ein Gast aufgrund eines Schlagloches verletzt.
Sicherheitskonzept: Bei Veranstaltungen, bei denen mit mehr als 5000 Besuchern gerechnet wird, muss der Veranstalter ein Sicherheitskonzept erstellen. Die meisten Veranstaltungen in Koblenz, vorweg die vielen Kirchweihfeste, bewegen sich nicht in einer solchen Größenordnung. Dennoch muss auch hier ein Flucht- und Rettungsplan erstellt werden.
„Sie sollen generell Spaß haben, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Und es ist unsere Aufgabe, Ihnen dafür die Sicherheit an die Hand zu geben.“
Oberbürgermeister David Langner
Ansprechpartner: Vereinsvertreter kritisieren, dass man, um die Voraussetzungen zu erfüllen, die verschiedensten Ämter kontaktieren müsse. Eine Reise von Pontius nach Pilatus, was für Ehrenamtliche wegen des Zeitaufwands oftmals kaum machbar sei. Oberbürgermeister Langner versprach, dass man sich noch stärker für eine Zentralisierung einsetzt, man aber auch Verständnis dafür haben muss, wenn der zentrale Ansprechpartner wegen Krankheit oder Urlaub mal abwesend ist: „Sie sollen generell Spaß haben, eine solche Veranstaltung durchzuführen. Und es ist unsere Aufgabe, Ihnen dafür die Sicherheit an die Hand zu geben.“
Marktordnung: Wer sich zuerst bewirbt, bekommt den Zuschlag – so lautet die Faustformel für die Vergabe der Stadt gegenüber Schaustellunternehmen bei einer Kirmes. Vor Corona war dies kein großes Thema, da sich oftmals nur die Schausteller aus den vorherigem Jahr bewarben. Nun ist dies anders. Die Kirmesgesellschaften kritisierten dieses Vergabeverfahren. Denn für sie sei es vor allem wichtig, dass zwischen der Kirmesgesellschaft und den Schaustellern ein langjähriges Vertrauensverhältnis herrscht. Man habe schon erlebt, dass unbekannte Schausteller auf den letzten Drücker abgesagt hätten, da sie sich anderswo ein besseres Geschäft erhofften.
Kirmesbaum: Das klassische Symbol einer jeden Kirmes ist eine schlanke, hohe Fichte. 15, 20 oder 25 Meter ragt sie oft auf dem Kirmesplatz in die Höhe. In Koblenz allerdings wohl nicht mehr lange, denn das Forstamt teilt mit, dass entsprechende Fichten wegen der Auswirkungen des Klimawandels rar werden. Die Fichten, die in diesem Jahr noch aus dem Stadtwald den Weg zum Kirmesplatz antreten, dürften wohl die letzten sein.
Diskutiert wurde, ob man die einmal gestellten Bäume im kommenden Jahr wieder aufstellen kann. Doch dies ist ein schwieriges Unterfangen. Denn einerseits haben Kirmesgesellschaften selten eine Halle von 20 oder mehr Metern Länge. Andererseits müsste ein solcher Baum auch fachmännisch über das Jahr gepflegt werden, denn sonst ist die Statik nicht gesichert. Das Symbol des Kirchweihfestes scheint dem Klimawandel zum Opfer zu fallen.
Fazit: Nach gut zwei Stunden Debatte in Rübenach stand fest: Die Formulare zur Vergabe einer Veranstaltung sollen noch einmal überarbeitet werden. Auch bei den Punkten Ansprechpartner sowie Marktordnung will man schauen, inwiefern man Änderungen vornehmen kann. „Wir müssen sehen, das wir gemeinsam eine Lösung finden. Denn wenn man dem Ehrenamt immer mehr aufbürdet, finden wir bald niemanden mehr, der ehrenamtlich tätig ist“, betonte Christian Johann, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval.