Ein Waisenhaus in Kambodscha, Schulen in Kenia oder Pakistan: So laufen die Projekte des Koblenzer Vereins Friedenskinder
Koblenzer Verein Friedenskinder: Hilfsprojekte für eine bessere Zukunft
Der Verein Friedenskinder unterstützt Hilfsprojekte auf der ganzen Welt.
Alvina Simonyan

Über die ganze Welt verteilt engagiert sich der Verein Friedenskinder aus Koblenz mit Projekten, die vor allem jungen Menschen ein besseres Leben bescheren sollen. Vor dem Friedens-Kinder-Fest in Koblenz berichten Aktive des Vereins über ihre Projekte im Ausland - und warum diese so wichtig sind.

Lesezeit 4 Minuten

Die Welt ist zu Gast in Arzheim an diesem Vormittag: Die Projektleiter des großen Koblenzer Vereins Friedenskinder, Norbert Neumann für Kambodscha, Annette Wangelin für Sri Lanka und Thomas Frey für Pakistan, sitzen gemeinsam mit dem Vorsitzenden Bernd Wangelin am großen Tisch im Haus der Wangelins und berichten vom Stand der Dinge ihrer Hilfsprojekte. Denn so, wie die Welt hier präsent ist, ist es der Verein in der Welt: Seit vielen Jahren werden von hier aus Kinder und Familien unterstützt, damit sie eine Zukunft haben. Und manchmal auch „nur“, damit sie nicht hungern müssen.

210.000 Euro umfasst das jährliche Budget, das der Verein benötigt, um seine regelmäßigen Aufgaben wahrzunehmen. Denn das ist das Prinzip: Die Friedenskinder geben nicht (nur) Einzelspenden weiter, sie bauen und unterhalten Schulen, fördern die Ausbildung von Mädchen, bezahlen dringend nötige Operationen von Kindern und finanzieren ein Waisenhaus. Immer gemeinsam mit Projektpartnern in den jeweiligen Ländern sorgen sie dafür, dass ihre Hilfe ankommt und die Kinder und Jugendlichen befähigt werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen – auch wenn die Startchancen oft verheerend schlecht sind.

In dem Waisenhaus leben 30 Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 18 Jahren. Viele von ihnen sind sogenannte Sozialwaisen - ihre Eltern haben sie zurückgelassen, um Arbeit in einem anderen Land zu finden, und wenn beispielsweise die Großeltern sterben, leben sie auf der Straße.
Nobert Neumann. Norbert Neumann

Unterstützung für Waisenhaus in Kambodscha

So wie in Kambodscha, berichtet Norbert Neumann vom dortigen Projekt. In der Stadt Sien Reap unterstützt der Koblenzer Verein ein Waisenhaus, das ein ehemaliger buddhistischer Mönch leitet. 30 Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren leben hier, viele von ihnen sind Sozialwaisen, weil ihre Eltern auf der Suche nach Arbeit in Thailand oder den Arabischen Emiraten die Kinder bei den Großeltern zurückließen. Wenn diese krank werden oder sterben, bleibt den Kindern oft nur die Straße, wo der Heimleiter sie findet.

Im Waisenhaus werden sie gut versorgt, der Leiter sorgt zudem dafür, dass sie zur Schule gehen – und dass jedes Kind jeden Tag eine Stunde Englischunterricht erhält. Das steigert ihre Chance, später einmal eine Ausbildung oder ein Studium aufnehmen zu können. „Elf Ehemalige haben in den vergangenen drei Jahren eine Universität des Landes besucht, darunter acht Mädchen“, so Neumann.

Erteilt wird der Unterricht von den älteren Schülern, berichtet der Koblenzer, der sich das Projekt selbst angeschaut hat. Zum Englischunterricht kommen auch viele Kinder aus den angrenzenden Slums. Der Heimleiter gibt ihnen Reis mit, damit ihre Familien für diese Stunde am Tag auf den Zuverdienst der Kinder verzichten können – denn viele sammeln Dosen oder Flaschen. Oder sie müssen sich prostituieren.

Neue Schule öffnet vor allem Mädchen Türen

Ein Sprung rund 4000 Kilometer weiter westlich: Die Bauarbeiten in Pakistan sind fast abgeschlossen, die High School für im Endausbau 20 bis 25 Mädchen, die auf der Elementary School aufgestockt wurde, kann bald in Betrieb genommen werden, sagt Projektleiter Thomas Frey. In der pakistanischen Stadt Mahey nahe der Grenze zu Kashmir ist es bisher so, dass nur wenige Mädchen die weiterführende Schule besuchen, weil diese zu weit weg ist. Die Berufsaussichten sind aber für junge Frauen mit einem solchen Schulabschluss viel höher, berichtet Frey, sie können studieren oder einen Bürojob erlernen.

Aus der Elternschaft der Elementary School des Koblenzer Vereins, die 217 Kinder besuchen, war an den Projektleiter der Wunsch herangetragen worden, eine solche Schule speziell für Mädchen zu bauen und ihnen damit die Chance auf ein eigenständiges Leben zu geben. Sonst droht vielen von ihnen eine frühe Verheiratung, damit sie versorgt sind.

Noch einmal rund 5000 Kilometer weiter Richtung Westen: Ebenfalls eine Schule betreuen die Friedenskinder in Kenia, die Projektleiter Petra und Paul Sauer sind gerade dort und überwachen die Baufortschritte. Von einem Besuch ihres Projekts in Ruanda, dem Nachbarland von Kenia, ist Margit Seinsche kürzlich zurückgekehrt: Sie schreibt in ihrem Bericht, dass die Projekte, mit denen junge Frauen als Strickerin oder Näherin ausgebildet werden, sehr gut laufen. Die Frauen bekommen auch Hilfe dabei, sich selbstständig zu machen, erhalten Unterricht in Buchhaltung und Kalkulation und bekommen Material. Ebenfalls in Ruanda unterstützen die Friedenskinder eine Krankenstation im Süden des Landes.

Einzelhilfe in Sri Lanka

Vom Hilfsprojekt in Sri Lanka, nun wieder 5000 Kilometer weiter östlich, berichtet das Ehepaar Wangelin: In etlichen Familien leisten die Friedenskinder Einzelhilfe, so beispielsweise bei einem Jungen, der durch einen Tumor querschnittgelähmt ist – „in Sri Lanka sind Katheter so wahnsinnig teuer, dass wir sie hier kaufen und immer, wenn jemand hinfliegt, mitgeben“, sagt Annette Wangelin.

Und mithilfe des Lions-Clubs finanziert der Koblenzer Verein die notwendige Sanierung einer Blinden- und Gehörlosenschule, „das läuft gut“, sagt Annette Wangelin, und auch wenn sicher nicht jedes der Kinder später einmal eigenständig mit einem Beruf leben kann, so haben manche eben doch die Chance – durch die Ausbildung, die sie bekommen, mit der Hilfe aus Koblenz.

Kinderfest in Koblenz

Am Samstag, 2. November, 13 bis 18 Uhr, gibt es in der Kufa, Mayer-Alberti-Straße, ein großes Friedens-Kinder-Fest. Angeboten werden verschiedene Bastelaktionen, es werden Gesellschafts- und Brettspiele gespielt, Hartmut Hoefs und seine Pig Band Borste singen ab 14 Uhr mit den Kindern und für die Kinder, Profitänzer Chamy Nadarajah von „Dance-Modus“ bietet ab 15.15 Uhr einen Hiphop-Workshop und vieles mehr. Das Angebot richtet sich schwerpunktmäßig an etwa fünf- bis elfjährige Kinder, aber auch jüngere und ältere sind willkommen. Der Eintritt ist frei, Essen und Getränke sollen zu moderaten Preisen verkauft werden. Veranstalter sind die Friedenskinder gemeinsam mit der Kufa und dem Jugendtheater.

Vorher, um 11 Uhr, wird das Stück „Cinderella“ vom Koblenzer Jugendtheater in der Kufa gespielt, Karten gibt es ab 15 Euro. Der Erlös kommt den Friedenskinder-Projekten zugute. Karten sind im Vorverkauf im Büro der Kufa erhältlich, Telefon 0261/802813 sowie online unter www.kufa-
koblenz.de

Top-News aus der Region