Die Südbrücke über den Rhein ist heute nicht mehr wegzudenken – spätestens, wenn Spuren wegen Baustellen gesperrt sind, sieht man, wie abhängig Pendler und andere Autofahrer von der mehrspurigen Rheinquerung sind. Sie ist fast auf den Tag genau vor 50 Jahren eröffnet worden. Die wichtigsten Infos.
1Was war der Auslöser für den Bau der Brücke? Natürlich gab es früher viel weniger Verkehr als heute, aber die Überquerung des Rheins war bei Koblenz dennoch ein echtes Nadelöhr. „Verkehrsteilnehmer, die von der Hunsrückhöhenstraße (B327) in den Westerwald (B49) fahren wollten, mussten damals über die Karthause, dann mitten durch die Innenstadt und schlussendlich über die Pfaffendorfer Brücke den Rhein queren“, so der Landesbetrieb Mobilität auf Nachfrage unserer Zeitung. Nicht nur, dass diese Brücke die einzige Rheinquerung weit und breit darstellte; sie schloss darüber hinaus vor dem Bau des Glockenbergtunnels an eine Engstelle auf der Pfaffendorfer Seite an, was zu erheblichen Verkehrsproblemen bis in die Koblenzer Innenstadt führte.
2Wann wurde die Südbrücke gebaut? Baubeginn war im September 1969, Fertigstellung beziehungsweise die Verkehrsfreigabe der eigentlichen Südbrücke war dann im Juni 1975.
3Die Brücke ist nur eines von mehreren Bauwerken: Die Südbrücke besteht aus drei Teilbauwerken, sagt LBM-Sprecherin Birgit Tegeder. Dabei handelt es sich um die eigentliche Flussbrücke über den Rhein und um die beiden Anschlussrampen von der beziehungsweise zur Emser Straße. Dazu kommt die linksrheinische Hochstraße Oberwerth, die „als höhenfreier Anschluss an die B9 in Form eines autobahnähnlichen Dreiecks mit definierter Hauptfahrbahn ausgebildet“ ist, so der LBM, diese besteht aus insgesamt elf Brücken-Teilbauwerken. Im Zuge der Hunsrückhöhenstraße schließt darüber hinaus die Hangbrücke Laubachtal an das Brückenkonstrukt an; als rechtsrheinische Vorlandbrücke schließt die Hochstraße Horchheim unmittelbar an die Südbrücke an.
4 Der schwere Unfall im November 1971: Viele Koblenzer können sich noch an die beiden schweren Unfälle erinnern, die im Lauf der Bauzeit passiert sind. Das erste Unglück ereignete sich am 10. November 1971: Als ein großes Bauteil eingesetzt werden sollte, knickte ein weit in den Rhein hineinragender Kragarm auf einer Länge von 54 Metern 30 Meter in die Tiefe ab und riss alle Gerätschaften und etliche Bauarbeiter mit, berichtet unsere Zeitung. Insgesamt 13 Todesopfer forderte dieses Unglück.
„Die Untersuchungen über die Unglücksursache nahmen ein volles Jahr in Anspruch, sodass erst ab April 1973 weitergebaut werden konnte“, berichtet Birgit Tegeder weiter. „Infolge des Einsturzes der Südbrücke und weiterer, internationaler Bauunfälle bei Großbrücken aus Stahl in dieser Zeit wurden die technischen Regeln für Beulsicherheitsnachweise von Platten verändert.“
Ursache des Versagens, das stellte sich heraus, war ein Konstruktionsdetail der Verschweißung von Bodenplatte und Längsaussteifung im Hohlkasten. Die Brücke wurde beim Weiterbau verstärkt, und die Kragarmlängen wurden in der Bauphase reduziert, zitiert der Landesbetrieb das Internetlexikon Wikipedia.
5 Der zweite Unfall im September 1972: „Ein weiterer Unfall ereignete sich am 21. September 1972 an der Hangbrücke im Laubachtal“, berichtet der LBM weiter. Bei Betonierarbeiten stürzte ein Gerüst ein und riss sechs Arbeiter in den Tod. „Die Arbeiten an dieser Stelle wurden erst im November 1973 wiederaufgenommen. Nach einer monatelang andauernden Untersuchung wurden als Unglücksursache Materialmängel und ein schwerwiegendes Versäumnis angegeben“, erläutert der LBM.
Die Ursache für den Unfall: „Beim Aufstellen des Gerüstes war versehentlich eine sogenannte Beulsteife vergessen worden, die für die Stabilität des Baugerüsts erforderlich war“, zitiert der LBM Wikipedia. Heute erinnert nur eine Gedenktafel an einem Brückenpfeiler am Leinpfad auf dem Oberwerth an die 19 Todesopfer, die das Bauwerk gefordert hat.
6Zahlen, Daten, Fakten – das ist die Brücke: Die Brücke über den Fluss selbst ist exakt 448,50 Meter lang und hat eine Fläche von gut 12.000 Quadratmetern. Sie hat eine Besonderheit: Mit 236 Metern hat sie die größte Stützweite von allen Brückenbauwerken im Zuständigkeitsbereich des LBM Rheinland-Pfalz. Zum Vergleich: Die maximale Stützweite der B256 (Rheinbrücke Neuwied) hat 235 Meter, die maximale Stützweite der B50 (Hochmoselbrücke) hat 209,50 Meter, so LBM-Sprecherin Tegeder.
Die Gesamtbrückenfläche (Strombrücke, einschließlich Rampen und Vorlandbrücken) beträgt fast 100.000 Quadratmeter. Die Brücke selbst kostete vor gut 50 Jahren rund 30 Millionen Mark, das ganze Bauwerk insgesamt rund 100 Millionen Mark. Etwa 45.500 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden beträgt die aktuelle Verkehrsbelastung, mit einem Schwerverkehrsanteil von 3 Prozent.
750 Jahre und ganz schön marode – warum muss schon wieder seit Jahren so viel gemacht werden an der Brücke? „Diese Brücke zählt zu den am stärksten frequentierten Brücken in Rheinland-Pfalz“, weiß Birgit Tegeder. Sie ist inzwischen 50 Jahre alt „und somit in die Jahre gekommen. Aufgrund ihrer hohen Verkehrsbedeutung soll die Südbrücke mit der sogenannten präventiven Erhaltungsstrategie im Hinblick auf die Nutzungsdauer beziehungsweise Verfügbarkeit optimiert erhalten werden.“
Dazu werden seit ein paar Jahren nach und nach einzelne Bauwerke der Hochstraße Koblenz-Oberwerth und der Hangbrücke Laubachtal saniert. Diese Arbeiten sind derzeit bis ins Jahr 2027 geplant. Danach soll nach jetzigem Stand der Dinge die Sanierung der eigentlichen Brücke anlaufen, so Pressesprecherin Birgit Tegeder.