Am späten Sonntagabend waren gegen 23.10 Uhr 87 von 116 Stimmgebieten ausgezählt, allerdings nur die Listenstimmen, wonach Wähler ein Listenkreuz gesetzt haben. Am Montag werden auch die Personenstimmen aus- und hinzugezählt. Traditionell dürfen hier CDU und SPD noch auf Zugewinne hoffen. Ob und wenn ja wie sehr sich das in Ratssitzen äußert, bleibt abzuwarten.
Stand Sonntagabend kommt die CDU auf rund 24 Prozent der Stimmen und 13 der insgesamt 56 Sitze im Stadtrat. Vor fünf Jahren waren es 14 Sitze und 26 Prozent. Dahinter folgen die Grünen mit zwölf Sitzen (minus zwei) und die SPD mit zehn Sitzen (minus eins). Auf Platz vier liegt die AfD, die sich über acht und damit über einen Zugewinn von vier Mandaten freuen darf – zumindest nach dem Zwischenergebnis von Sonntagabend.
Am Montag dürfte es noch Verschiebungen geben
Die Freien Wähler kommen auf vier Sitze, Die Linke auf drei, FDP, Wählergruppe Schängel und Die Partei auf je zwei Mandate. Allerdings dürfte es am Montag noch die eine oder andere Verschiebung geben.
Wir wollten wieder stärkste Kraft werden. Gleichwohl hätten wir uns ein stärkeres Ergebnis erhofft.
Josef Oster
Daher geht auch der Koblenzer CDU-Chef Josef Oster nicht davon aus, dass die CDU am Ende bei 13 Sitzen landet. Bei diesem Stand ist die Union, nachdem mehr als zwei Drittel der Listenstimmen ausgezählt sind. Oster ist sich sicher, dass seine Partei „bei den Einzelstimmen deutlich profitieren wird. Das war vor fünf Jahren auch so.“ Umgekehrt glaubt er nicht, dass die AfD acht Sitze erhalten wird: „Der typische AfD-Wähler macht sein Listenkreuz, der Rest interessiert ihn nicht.“ Daher werde die AfD nach Auszählung der Personenstimmen noch einbüßen. Das vorrangige Ziel habe die CDU wohl erreicht, sagt Oster: „Wir wollten wieder stärkste Kraft werden. Gleichwohl hätten wir uns ein stärkeres Ergebnis erhofft.“
Ich gehe optimistisch in den Tag. Bei vergangenen Wahlen haben wir bei den Personenstimmen immer zugelegt.
Detlev Pilger
Detlev Pilger, Koblenzer SPD-Chef, setzt auf die Personenstimmen, die am Montag ausgezählt werden: „Ich gehe optimistisch in den Tag. Bei vergangenen Wahlen haben wir hier immer zugelegt. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Ergebnis bislang zufrieden.“ Er habe zwölf Mandate prognostiziert, das könne die SPD mit Stand jetzt zehn Sitzen noch schaffen. Das Abschneiden der AfD (derzeit bei acht Sitzen) nennt er „dramatisch. Am Anfang sah es ja noch schlimmer aus, aber das Ergebnis jetzt wäre immer noch zu hoch.“ Für die anderen Fraktionen im Rat, besonders für CDU, Grüne und SPD, sei das ein „alarmierendes Zeichen. Das heißt, dass wir uns neu orientieren müssen.“
Im nächsten Rat ist entscheidend, dass die Brandmauer zur AfD steht.
Kim Theisen
Für die Koblenzer Grünen-Chefs Kim Theisen und Christopher Bündgen war es „erwartbar, dass wir nicht wieder bei 14 Mandaten landen würden wie 2019“. Nach mehr als zwei Dritteln der ausgezählten Listenstimmen liegen die Grünen bei zwölf Sitzen und 20,5 Prozent. Bündgen sagt: „Das ist deutlich besser als der Bundestrend und als bei der Europawahl.“
Theisen ergänzt: „Die letzte Zeit war anders geprägt als 2019. Damals war das Klimathema weit vorne, diesmal gibt es eine große Unzufriedenheit bei den Leuten wegen Corona und den vielen Krisen.“ Das Mittel der Rechtspopulisten sei, mit den Ängsten der Bürger zu spielen und dadurch zu erstarken. Theisen sagt: „Im nächsten Rat ist entscheidend, dass die Brandmauer zur AfD steht. Da muss jede andere Partei und Fraktion ihr Commitment abgeben, dass es „keine gemeinsamen Abstimmungen gibt, keine Bündnisse und dass unsere Kandidaten nicht mit Stimmen der AfD gewählt werden.“
Wir sind fast doppelt so stark wie die FDP, und das in einer Großstadt.
Stephan Wefelscheid
Die Stimmen mit 7,9 Prozent Stand jetzt „fast verdoppelt, dazu ein Sitz im Koblenzer Stadtrat mehr als 2019. Das ist ein Ergebnis, das mich wirklich freut“, sagt Stephan Wefelscheid, Vorsitzender der Freien Wähler in Koblenz. „Wir wollten über dem Landestrend liegen, das haben wir deutlich geschafft.“ Er hofft, dass bei den Personenstimmen noch ein fünftes Mandat rausspringt.
Wefelscheid: „Wir sind fast doppelt so stark wie die FDP, und das in einer Großstadt. Das wäre ein Top-Ergebnis, denn die Freien Wähler sind eigentlich auf dem Land stark.“ Mit mindestens einem Auge blickt er auf die Landratswahl im Kreis Mayen-Koblenz, wo es Christian Altmaier, FW-Kandidat und Koblenzer Stadtrat, wohl in die Stichwahl schafft. Wefelscheid sagt: „Das wäre eine Sensation, auch für die Freien Wähler Koblenz. Dann hätten wir alles richtig gemacht.“