Von unserer Redakteurin Doris Schneider
Und das führt er auch im Gespräch mit der Rhein-Zeitung aus: „Wichtiger als die Verfolgung von Konsumenten wäre, ihnen schadensreduzierende Angebote zu machen“, sagt er.
Wer sich für ein solches Thema einsetzt, läuft immer Gefahr, in diese „Ecke“ abgeschoben zu werden. „Ich habe als Jugendlicher mit Drogen experimentiert“, räumt der 24-Jährige unumwunden ein. „Bis man 16 war, war es oft einfacher, an Drogen als an Alkohol zu kommen.“ Auch an der Schule in Altenkirchen, wo er aufgewachsen ist. Und obwohl der Wahl-Koblenzer, der eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration macht, heute nach eigenen Aussagen außer Nikotin und gelegentlich Alkohol keine Drogen mehr zu sich nimmt, ist er dem Thema treu geblieben: „In keinem innenpolitischen Bereich, der so viele Menschenleben fordert, könnten wir so einfach Leben retten“, sagt er.
Mit seiner Petition, die unter anderem von der drogenpolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, Nicole Besic-Molzberger, und den Koblenzer Jusos unterzeichnet wurde, will er eine Diskussion anstoßen.
Vor allem folgende fünf Punkte sind ihm dabei wichtig:
1. Ein Drogenkonsumraum: Eunicke fordert den Stadtrat auf, gemeinsam mit Interessenten (auch Drogenkonsumenten) und Hilfsstellen sowie Polizei einen Runden Tisch einzurichten. Das Ziel: einen Drogenkonsumraum einzurichten. Denn damit könnten Todesfälle verhindert werden, so Eunicke. 2015 sind bisher in Koblenz vier Menschen durch Drogenkonsum ums Leben gekommen, in den vergangenen zehn Jahren schwankte die Zahl zwischen einem (2011 und 2013) und neun (2007). In einem Drogenkonsumraum bestünden nicht nur hygienische Bedingungen, sondern es wäre auch für aufsuchende Hilfen einfacher, die Konsumenten zu erreichen. Drogenkonsumräume gibt es bereits in vielen Städten, nicht nur in großen wie Berlin oder Frankfurt, sondern auch beispielsweise in Bonn oder Troisdorf.
2. Eine Diamorphin-Praxis: In Koblenz gibt es zwar eine Arztpraxis, in der Drogenabhängige mit Methadon substituiert werden (das heißt, sie bekommen Methadon statt des Heroins, das sie sonst genommen haben), aber laut Eunicke reicht das vielen nicht aus. Viele nehmen weiterhin illegale Drogen „nebenbei“. Das könnte verhindert werden, wenn es eine Diamorphin-Praxis geben würde, sagt der 24-Jährige. In solchen Ambulanzen, wie es sie zum Beispiel in Bonn oder Karlsruhe gibt, werden Schwerstopiatabhängige mit einer heroingestützten Behandlung substituiert.
3. Ein Modellversuch zur Abgabe von Cannabis: Eunicke schlägt vor, einen „Cannabis Social Club“ zu initiieren, in dem jeder ab 18 Jahren Mitglied werden kann – in anderen europäischen Ländern wie Spanien und Belgien gebe es bereits Vorbilder. Die Mitglieder bauen Cannabis an und ernten ihn, nur an Mitglieder wird der Stoff auch abgegeben. Damit könnte verhindert werden, dass Konsumenten Cannabis mit gesundheitsgefährdenden Streckmitteln konsumieren, außerdem würde dem Schwarzmarkt die Basis entzogen.
4. Frankfurter Weg: In Frankfurt herrscht eine Drogenpolitik vor, die eine Balance herzustellen versucht zwischen Hilfen für Abhängige, Suchtprävention, Schutz der Bürger und repressive Maßnahmen gegen den Handel. Diesen Weg sollte sich Koblenz als Vorbild nehmen, fordert Eunicke.
5. Ein Drogenbeauftragter für die Stadt Koblenz: Ein vom Stadtrat gewählter Drogenbeauftragter sollte sich gegen die Diskriminierung von Drogenkonsumenten einsetzen. Denn „Konsum ist nach heutigem Forschungsstand keinesfalls eine freiwillige Entscheidung“, betont Malte Eunicke. Vielmehr entstehe er durch Sozialisation, Erziehungsdefizite oder auch durch genetische Veranlagung.