Logistik in Koblenz
Koblenzer Seilbahn befördert jetzt auch Pakete
Die Koblenzer Seilbahn überquert den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein: In naher Zukunft könnten auf diesem Weg auch die Paketzustellung für das geplante Wohngebiet in der ehemaligen Fritsch-Kaserne erfolgen.
Thomas Frey. dpa

Die Koblenzer Seilbahn soll in naher Zukunft das geplante Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Fritsch-Kaserne auf der Niederberger Höhe mit Post versorgen. Derzeit läuft hierzu ein Feldversuch, bei dem DHL und Hochschule Darmstadt kooperieren.

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In vielen deutschen und europäischen Städten sind Seilbahnen als ÖPNV-Variante in Betrieb oder in der Diskussion. Bislang noch kaum im Blick: urbane Seilbahnen als logistische Alternative für den Pakettransport. In Koblenz haben die Hochschule Darmstadt (h_da), der Logistikdienstleister DHL und die Betreiberin der Seilbahn Koblenz jetzt einen Feldversuch gestartet.

„Skyfreight“ heißt das gemeinsame Projekt. Darin wird untersucht, wie Pakete künftig auch schwebend in das entstehende Wohnquartier auf dem Areal der ehemaligen Fritsch-Kaserne oberhalb der Stadt transportiert werden können. Die Idee: Paketzusteller verfrachten ihre Pakete in der Talstation am Deutschen Eck in die Seilbahn-Kabinen. An der Bergstation werden sie ausgeladen und von den Fahrern mit E-Bikes im Wohnquartier verteilt. Das geht auch retour: Rücksendungen werden per E-Bike an die Bergstation gebracht, von dort aus in die Seilbahn-Kabinen geladen und im Tal dann in Empfang genommen.

Bessere Auslastung der Gondeln und weniger Stadtverkehr

Der luftige Transport könnte für alle Beteiligten Vorteile bringen: In der Stadt Koblenz würde der Lieferverkehr auf der Straße ein Stück weit reduziert, denn die Lieferdienste müssen nicht umständlich ins neue Wohnquartier fahren. Und die mit Ökostrom betriebene Seilbahn Koblenz lastet ihre Kabinen noch besser aus. „Wir möchten nun untersuchen, wie sich unterschiedliche Szenarien beim Ablauf des Pakettransports per Seilbahn auswirken“, erläutert Johanna Bucerius aus dem Studiengang Logistik-Management der Darmstädter Hochschule. Zusammen mit Dirk Wollenweber und einem interdisziplinären Team aus dem Studienfeld Mobilität unter Leitung von Jürgen Follmann begleitet sie den Feldversuch wissenschaftlich.

„Wie lassen sich Güter- und Personenverkehr kombinieren? Wie viel Zeit benötigt es, um die Pakete in der Kabine zu verstauen? Was sagen die Passagiere? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen wir uns“, erläutert Dirk Wollenweber. Peter Magnus, Betriebsleiter der Seilbahn Koblenz, ergänzt: „Für uns ist das Projekt Skyfreight ein spannender Schritt über den Tellerrand des klassischen Personenverkehrs hinaus. Gemeinsam mit unseren Partnern denken wir urbane Mobilität neu – effizienter, nachhaltiger und vielfältiger.“

Hochschul-Team will Erkenntnisse auf andere Städte übertragen

Untersucht wird unter anderem auch, ob es einen Unterschied macht, ob zuerst die Pakete in die Kabinen gebracht werden oder ob die Fahrgäste Vorrang erhalten. Ein Mathematik-Team der Hochschule Darmstadt simuliert derzeit mit Studierenden, wie sich Warteschlangen bilden und wie sie sich verändern. Daraus entstehen soll ein Leitfaden für Gütertransporte, an dem sich auch andere urbane Seilbahnen orientieren können, zum Beispiel die geplante Seilbahn in Bonn.

„E-Mobilität und alternative Antriebe haben für uns schon lange einen hohen Stellenwert und wir sind hier klarer Vorreiter in der Logistik“, sagt Miriam Leser, Leiterin der Postniederlassung Koblenz. „Wir haben mittlerweile mehr als 32.000 elektrische Zustellfahrzeuge in Deutschland im Einsatz und planen, unsere gesamte Flotte zu elektrifizieren. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit weiteren Lösungen, wie beispielsweise der Zustellung mit elektrischen Lastenrädern. Weil unser Unternehmen immer an Innovationen in der Logistik interessiert ist, unterstützen wir in Koblenz gerne das Seilbahn-Projekt der Hochschule Darmstadt mit unserem postalischen Know-how.“

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