Dass Heavy Metal im Leben von Lars Weber eine Rolle spielt, könnte man sogar raten, wenn man ihn nicht kennt. An seinem rechten Arm sind etliche Festivalbändchen fest verzurrt: Wacken, Rock am Ring, der heftige Kram. Vom diesjährigen Schlamm-Chaos in Norddeutschland ist er dank gutem Timing verschont geblieben, erzählt Lars. Auch ansonsten scheint es, als war der 21-Jährige im Sommer oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Beim Landeswettbewerb „Jugend schweißt” in Koblenz erschweißte er sich den ersten Platz. Dieser Tage zieht er sich wieder die Arbeitskleidung über, die auch eine futuristische Heavy-Metal-Kutte sein könnte, und schweißt in Essen beim Bundesfinale gegen 16- bis 23-Jährige aus ganz Deutschland an. Was ist da gefragt?
Ein bisschen wie beim Führerschein
„Es gibt einen fachkundlichen und einen praktischen Teil“, erklärt Lars. Ein bisschen wie beim Führerschein also. Der Ausrichter mit dem griffigen Namen „Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren” sucht per Jury Talente in vier Disziplinen. Lars' Ding ist das Metall-Aktivgasschweißen, kurz MAG. Es kommt etwa im Autobau vor.
Das Verfahren
Beim MAG wird – sehr vereinfacht gesagt – durch einen absichtlichen Kurzschluss eine Temperatur von Tausenden Grad erzeugt. Ein Gas-Gemisch ummantelt die Metallnaht währenddessen und schirmt sie vor Sauerstoff ab. „Brennen kann da also nix”, entschärft Lars die laienhafte Reporterfrage, „aber der Schutzanzug ist trotzdem sehr wichtig.” Sonst droht gewissermaßen Sonnenbrand, aber in extrem.
Beim Schweißen entsteht, das kann man von Lars lernen, jede Menge UV-Strahlung. Ein Fachportal im Internet warnt gar vor der „Schweißerkrawatte”, die man sich holt, wenn der Bereich zwischen Hemd und Gesichtsschutz verbrennt. Profis sind gefragt.
Ausbildung in Koblenz
Gelernt hat Lars Weber sein Handwerk bei der Energieversorgung Mittelrhein. In der Werkstatt der Unternehmensgruppe, in der auch Lars arbeitet, wabert ein Dröhnen durch die Luft. Funken fliegen. Männer in Multifunktionshosen sind emsig. Im vergangenen Jahr wurde hier ein Mitarbeiter nach 50 Jahren Betriebszugehörigkeit verabschiedet. Aber was früher gängig war, ist heute beinahe abenteuerlich: Lars ist fast der einzige aus seinem Freundeskreis, der einen Handwerksberuf gelernt hat, erzählt er.
Im vergangenen Jahr wurde hier ein Mitarbeiter nach 50 Jahren Betriebszugehörigkeit verabschiedet. Aber was früher gängig war, ist heute beinahe abenteuerlich.
Die meisten Kumpels aus Arenberg machen ein theoretisches Studium, „aber das war nicht meine Welt.” Und mit 21 Jahren auf den eigenen sicherheitsbeschuhten Füßen zu stehen und demnächst den Meister anzupeilen, ist eben auch ein Pfund.
Dennoch müssen die entsprechenden Branchen am Nachwuchs baggern – auch in Koblenz, wie eine Sprecherin der EVM-Gruppe bestätigt. Da hat man sich etwa ein Job-Speed-Dating einfallen lassen. Der Branchenverband der Schweißer ringt hingegen mit einem Vers um Aufmerksamkeit, der an großspurige Netflix-Trailer erinnert: „Du hast den Brenner in der Hand. Du siehst das Prüfstück vor Dir. Du setzt an zur perfekten Schweißnaht. Das ist Nervenkitzel pur. Das ist: Jugend schweißt!” Na dann.
Lars Weber, der als einer von 13 Landessiegern antritt, hat solche Kraftmeierei nicht nötig. Als Geselle in der Konstruktionstechnik ist er bei der EVM für alle möglichen Bau- und Reparaturarbeiten da, vom Treppengeländer bis zum Stromkasten. Erste handwerkliche Erfahrungen hat der preisgekrönte Schweißer aber schon als Kind gemacht – mit seinem Opa in der Holzwerkstatt. Auch das kann eben zusammenschweißen.
Job-Speed-Dating
Wer als junger Mensch Berufe wie Metallbauer kennenlernen möchte, bekommt am 23. September 2023 von 9 bis 15 Uhr Infos vor Ort beim Tag der Ausbildung der EVM-Gruppe in Koblenz (Schützenstraße 80-82).