Friedenskinder suchen Zuwachs
Koblenzer helfen weltweit – und brauchen jüngere Aktive
An der Straße nach Arzheim, wo der Verein Friedenskinder seinen Sitz hat, ist dieses Kunstwerk des Koblenzer Künstlers Daniel Schmitz zu sehen.
Bernd Wangelin

Sie sind engagiert und mit Leidenschaft bei der Sache, verwenden viel Energie und Zeit auf ihr Ehrenamt – aber sie werden nicht jünger. Die Aktiven vom Koblenzer Verein Friedenskinder helfen in aller Welt und hoffen auf jüngere Mitstreiter.

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Sie bauen Schulen, sie organisieren Herz-Operationen, ohne die mittlerweile mehr als 1100 Kinder in Vietnam gestorben wären oder ein sehr hartes Leben führen würden, sie helfen Familien von Tagelöhnern, auf eigenen Beinen zu stehen, und unterstützen Mädchen, lernen zu können und nicht auf eine frühe Heirat angewiesen zu sein. Doch sie brauchen nun selbst Hilfe – so wie sehr viele Vereine in Koblenz und der Region: Die Aktiven beim Verein Friedenskinder tun das, was sie tun, mit Tatkraft und Leidenschaft. Aber sie werden immer älter, und es gibt weniger Nachwuchs, als auf Dauer nötig wäre.

„Wir brauchen mehr Geld, weil unsere Projekte größer werden – und weil die Inflation in den meisten Ländern, in denen wir aktiv sind, unfassbar hoch ist.“
Annette Wangelin vom Verein Friedenskinder in Koblenz

Im Gespräch mit unserer Redaktion, bei dem es vor allem um die nun schon 15 Jahre währenden Aktivitäten des 431 Mitglieder starken Vereins geht, kristallisiert sich das Thema Zukunft schnell als wichtigstes heraus. Denn die Projekte wachsen, immer mehr Schüler besuchen die Schule in Kenia, immer mehr Mädchen die Secondary School in Pakistan. Und auch in weiteren Projekten und Einzelhilfen werden weltweit viele, viele Kinder und Familien erreicht. „Es hat sich bewährt, dass Aktive von uns eng mit Projektpartnern in den betreffenden Ländern zusammenarbeiten“, sagt Bernd Wangelin, seit Beginn Vorsitzender der Friedenskinder.

Bernd Wangelin, Vorsitzender der Friedenskinder
Doris Schneider

Die Zusammenarbeit beruht auf Vertrauen – und Vertrauen ist es auch, warum viele Spender und Paten die Hilfsprojekte unterstützen. Aber gemeinsam mit den Ehrenamtlichen im Verein werden auch sie älter, sagt der Zweite Vorsitzende Norbert Neumann. Als ehemaliger Professor für Pädagogik nutzt er seine Kontakte an die Uni: Studenten versuchen in ihren wissenschaftlichen Arbeiten, Konzepte zu entwickeln, wie ein Verein wie die Friedenskinder über die sogenannten sozialen Netzwerke Menschen erreichen kann. „Damit hoffen wir, unsere bisherige Öffentlichkeitsarbeit mit Veranstaltungen, Zeitungsberichten und Rundbriefen ergänzen zu können“, sagt Neumann.

Gleichzeitig versucht der Verein auch, neue Wege zur Spendenakquise zu gehen, beispielsweise erprobt man im Moment eine kleine Kooperation mit Firmen, die den Spendenbutton der Friedenskinder auf ihre Homepage setzen. „Wir brauchen mehr Geld, weil unsere Projekte größer werden – und weil die Inflation in den meisten Ländern, in denen wir aktiv sind, unfassbar hoch ist“, sagt Annette Wangelin, die im Verein für Büro und Mitgliederverwaltung zuständig ist. Das Jahresbudget des Vereins liegt bei rund 220.000 Euro – und der Bedarf steigt.

In der Schule in Kambodscha gibt es eine Stunde Englischunterricht pro Tag bei Reaksa. Sie will nach Abschluss der High School im Sommer Design an der Uni in Siem Reap studieren.
Norbert Neumann

Aber es geht nicht nur um Geld: Die Friedenskinder suchen auch Menschen, die längerfristig in die Projektarbeit mit einsteigen können und wollen. Denn dass sie irgendwann eine Schule schließen oder Operationen einstellen müssten, weil sie nicht mehr von Koblenz aus betreut werden können, das ist für sie alle unvorstellbar.

Zu wichtig ist ihnen die Hilfe, zu sehr ans Herz gewachsen der Verein. Obwohl sie eigentlich froh wären, es bräuchte ihn nicht, schreiben die Verantwortlichen auf der Homepage: „Wenn alles gut wäre, wäre das auch für uns am besten. Aber solange nicht alles gut ist, machen wir unbeirrt weiter. Wenn jedes Kind auf dieser Welt genug zu essen hätte, dann bräuchten wir keine Ernährungsprojekte (...). Wenn es für jedes Kind, das krank wird, gute und bezahlbare medizinische Leistungen gäbe, dann bräuchten wir keine Gesundheitsprojekte (...) Wenn es für jedes Kind eine vernünftige Schule und berufliche Perspektiven gäbe, dann hätten wir bestimmt auch keine Bildungsprojekte angefangen.“ Aktiv ist der Verein im Übrigen auch in unserer Region.

Mehr Infos und Kontakt: www.friedenskinder.de

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