Das Koblenzer Görres-Gymnasium ist einen ersten Schritt in eine neue Richtung gegangen. Die beiden ersten Schritte, um genau zu sein: Anfang der Woche hat die Gesamtkonferenz des Koblenzer Gymnasiums zunächst die Frage: „Möchte die Schule ihr Profil verändern?“ mit einer Mehrheit von 70 Prozent bejaht. Im zweiten Schritt ist darüber abgestimmt worden, wie das künftige Profil der Traditionsschule in der Koblenzer Altstadt aussehen soll. Auch da gab es eine klare Mehrheit für einen Vorschlag – aber eben auch etliche Gegner.
So soll das neue Konzept aussehen
Die Idee, die mit 75 Prozent die meisten Stimmen der knapp 55 Lehrkräfte und je drei Schüler- und drei Elternvertreter auf sich vereinigen konnte, sieht nun Folgendes vor:
- Schülerinnen und Schüler können nach wie vor mit Latein in der fünften Klasse beginnen, sie haben dann – auch nach wie vor – parallel Englisch ab der fünften Klasse.
- Schülerinnen und Schüler können aber bei dem neuen Weg auch mit Englisch ab Klasse 5 beginnen und nehmen dann – wie in den anderen Koblenzer Gymnasien üblich – ab der sechsten Klasse die zweite Fremdsprache hinzu.
- Ob es ein oder zwei Lateinklassen gibt, entscheiden die Anmeldungen.
- Für alle Schüler wird die dritte Fremdsprache ab Klasse 9 nicht mehr verpflichtend – das ist sie bisher. Auch Griechisch wird als dritte Fremdsprache weiterhin angeboten.
- Das Ganztagsangebot ist davon unberührt und besteht weiterhin.
- Die neue Ausrichtung soll ab dem Schuljahr 2026/27 gelten, zunächst für die dann neue Klassenstufe 5 und mit jedem Jahr aufsteigend, bis alle Jahrgänge umgestellt sind.
Thema steht vermutlich in der nächsten Sitzung des Schulträgerausschusses an
Die Entscheidung, wie es nun weitergeht und ob dieser neue Weg umgesetzt wird, liegt indes nicht bei der Schule selbst, sagt Schulleiterin Ute Mittelberg auf Anfrage unserer Zeitung. Der Schulträger, die Stadt Koblenz, trifft diese Entscheidung. Das Thema steht vermutlich in der nächsten Sitzung des Schulträgerausschusses am kommenden Donnerstag an, die Sitzungsunterlagen sind noch nicht öffentlich.
Der Entscheidung der Gesamtkonferenz gingen monatelange Diskussionen und eine lange Vorbereitung in einer 20-köpfigen Arbeitsgruppe voraus. Sinkende Schülerzahlen, auch in der Oberstufe, hatten die Überlegungen für eine Neuorientierung nötig gemacht.
„Viele haben uns gegenüber geäußert, dass sie ja gar nicht genau einschätzen können, ob ihr Kind sprachbegabt ist.“
Schulleiterin Ute Mittelberg hört die Sorgen der Eltern oft.
Denn die „Doppelbelastung“ mit Latein und Englisch ab Klasse 5 und der zwingenden dritten Fremdsprache hat viele Eltern davon abgehalten, ihr Kind am Görres-Gymnasium anzumelden. „Viele haben uns gegenüber geäußert, dass sie ja gar nicht genau einschätzen können, ob ihr Kind sprachbegabt ist“, sagt Mittelberg.

Verändert Koblenzer Görres-Gymnasium sein Profil?
„Salve“ steht auf der Homepage des Koblenzer Görres-Gymnasiums, und das ist mehr als ein Wort: In dem einzigen altsprachlichen Gymnasium im nördlichen Rheinland-Pfalz wird Latein als erste Fremdsprache gelehrt, parallel zu Englisch.
In der Schule und darüber hinaus gibt es auch eine starke Gegenströmung gegen die geplanten Änderungen. So wurde auch eine Petition, die sich für den Erhalt des Altsprachlichen Profils am Görres-Gymnasium ausspricht, mittlerweile knapp 1200-mal unterstützt. Die Gegner des neuen Wegs sehen darin eine „drohende Verarmung der Schullandschaft in Koblenz“, so heißt es in der Petition. Sie fordern, „das Bildungsangebot für das Leben in einer immer komplexeren Gesellschaft so weit und vielfältig wie bisher zu erhalten“.