„Wir sind angenehm überrascht“, bestätigt Thomas Knaak auf Anfrage. Der Stadt-Pressesprecher berichtet von entspannten Menschen, die in der Altstadtgastronomie einen frühsommerlichen Abend genießen wollten. Anders als am vergangenen Wochenende waren die Altstadtplätze kein Treffpunkt, eine Eskalation der Situation blieb dieses Mal aus.
Die Allgemeinverfügung zeigte also Wirkung. „Wohl auch deshalb, weil sich die Leute über die sozialen Netzwerke abgestimmt und ihre Spontantreffen verlegt haben“, vermutet ein Anlieger. Deshalb hätte es nahegelegen, die Partyschwerpunkte einfach zu verlagern – zum Beispiel in den Rheinanlagen. Doch auch dort war es nach 22 Uhr fast menschenleer, hin und wieder konnte man kleinere Gruppen sehen, die auf den Wiesen zusammensaßen, sich aber diszipliniert verhielten.
Ein Grund für die Ordnungshüter einzuschreiten, war das nicht. Überhaupt war zu erkennen, dass die Einsatzkräfte zwar starke Präsenz zeigten, sich aber meistens stark zurückhielten. Es blieb bei Einzelansprachen. „Kurz vor Inkrafttreten des Verweilverbotes haben Ordnungsamt und Polizei die verschiedenen Gruppen angesprochen“, so das Ordnungsamt in seiner offiziellen Bilanz. Und auch die vielen Vorsichtsmaßnahmen, zu denen unter anderem auch die Sperrung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals gehörte, haben sich ganz offensichtlich ausgezahlt.
Vor und in den Lokalen hielten sich die Menschen ebenfalls an die Bestimmungen. „Die Gäste haben super mitgemacht und sich an alles gehalten“, bilanziert eine Wirtin. „Ein bisschen fühlt man sich wie eine Lehrerin“, ergänzt sie unter Hinweis auf die zahlreichen Punkte, die Gastronomen aktuell beachten müssen. Ungetestet draußen, getestet drinnen, Maskenvorschriften und die Pflicht, genau darauf zu achten, wer da mit wem am Tisch sitzt: Das sind Punkte, die leicht Unmut erzeugen könnten.
Doch angesichts des schönen Wetters verspürten wohl die Wenigsten Lust, Diskussionen über Sinn und Unsinn der Maßnahmen zu führen. Dass die Gastronomen ihre Außenbewirtschaftung erst um 24 Uhr beenden mussten, trug erheblich zur entspannten Situation bei. Wie groß war eigentlich der Andrang? Während man am frühen Nachmittag in den Außenbereichen von Restaurants und Kneipen noch frei wählen konnte, waren ab dem späten Nachmittag nur noch wenige Außenplätze frei. Vor einem Burgerrestaurant auf dem Plan bildete sich zeitweise eine lange Schlange, aber auch in diesen Fall waren die Gäste diszipliniert und hielten sich an die Abstandsregeln.
Was sonst noch auffiel: Einige Wirte nutzten die Möglichkeit, die Zeit bis Mitternacht offen zu haben, nicht, und schlossen deutlich früher. Andere erinnerten schon ab 22.30 Uhr ihre Gäste daran, etwas ruhiger zu sein.
„Optimal“ lautete auch das Fazit der sonst so streitbaren Bürgerinitiative „Unsere Altstadt“, die allerdings auch darauf hinwies, dass trotz der verschärften Auflagen ein großes Problem immer noch nicht gelöst ist: das des wilden Parkens und des ziellosen Umherfahrens. Auch wenn das „Autoposing“ rund ums Eck dieses Mal ausfiel, trifft diese Aussage nicht für den Bereich Florinsmarkt zu. Im Gegenteil: So blockierten große Autos zeitweise die Mehlgasse. Dann gab es ein großes Ärgernis, das man wohl nie in den Griff bekommen wird: das rücksichtlose Herumgeschreie Einzelner zwischen 3 und 6 Uhr morgens.Reinhard Kallenbach