Samstagvormittag an der Bushaltestelle in Lay. Seit Monaten ist der Koblenzer Stadtteil von der normalen Route abgeschnitten, weil die Bundesstraße 49 gesperrt ist – sie wird ausgebaut, ein Fuß- und Radweg wird angelegt. Seitdem fahren die Layer mit dem Shuttlebus nach Dieblich und steigen dort um in den Linienbus, der auf der anderen Moselseite bis Koblenz fährt. Theoretisch.

Denn an Pfingstsamstag kommt kein Bus. Der erste nicht, der zweite nicht. „Wir sind gut vernetzt“, sagt Ortsvorsteher Thomas Jost (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Mitfahrer-WhatsApp-Gruppe, in der sich Layer verbinden, die eine Fahrgelegenheit in die oder aus der Stadt anbieten, wird der Ausfall der Pendelbusse thematisiert.
„Was sein muss, muss sein.“
Ortsvorsteher Thomas Jost
„Ich hab sofort versucht, den Verkehrsverbund oder das Busunternehmen zu erreichen, was denn los ist“, sagt Thomas Jost. Aber an Pfingstsamstag hat er dabei keinen Erfolg, die Büros sind nicht besetzt, und auch ein Anruf bei der Hotline bringt nichts.
Also setzt sich Jost in sein Auto, einen Ford S-MAX, und gibt selbst den Shuttle-Bus. Fährt Layer von der Bushaltestelle im Ort an die Umsteigebushaltestelle in Dieblich. „Da hab ich gewartet, bis der Bus aus Koblenz kam und die Leute mitgenommen, die nach Lay wollten“, erzählt er. „Was sein muss, muss sein“, kommentiert Jost seinen etwas ungewöhnlichen Einsatz trocken.

Seine kleine persönliche Bilanz als Chauffeur: 16-mal ist er die gut sechs Kilometer lange Strecke gefahren, macht 108 Kilometer. 49 Fahrgäste hat er transportiert, bis um 16.10 Uhr der erste Shuttlebus wieder fuhr. „Zum Glück hab ich einen einigermaßen großen Wagen, da konnte man bequem drin sitzen und auch Einkäufe und notfalls Rollatoren im Kofferraum verstauen.“
Eins ist ihm wichtig: „Wenn Kinder dabei waren, hab ich gesagt, bitte klärt erst grad mit euren Eltern ab, dass es auch okay ist, dass ihr mitfahrt.“ Für jüngere Kinder hätte er notfalls sogar einen Kindersitz im Auto gehabt, aber das war nicht nötig. Nicht jeder hat allerdings das Angebot angenommen. Ein paar ausländische Frauen, die in Lay wohnen, sind nicht zu ihm ins Auto gestiegen, erzählt Jost. Aber die meisten haben sich enorm gefreut über die Hilfe.

Umleitung: Einwohner in Lay helfen sich gegenseitig
Viele Wege führen in den Koblenzer Stadtteil Lay – kurz ist keiner mehr davon. Der Ausbau der Bundesstraße mit einem Fuß- und Radweg hat begonnen. Und die Bevölkerung muss damit leben. „Wir machen das Beste draus“, sagen viele.
Was die Hintergründe für den Ausfall sind, war bisher nicht zu klären, möglicherweise ist der Fahrer der Frühschicht ausgefallen. „Eigentlich lief es in letzter Zeit gut mit dem Bus“, sagt Jost. Ganz am Anfang habe es manchmal Probleme gegeben, weil der Bus beispielsweise in Dieblich nicht auf den Zubringerbus aus Koblenz wartete, sondern einfach leer losfuhr.
„Es war nicht immer einfach, weil auch viele Busfahrer der Sprache nicht mächtig sind“, sagt Jost. Aber nach Gesprächen mit dem Busunternehmen und Nachschulungen sei es ganz gut gelaufen. „Wenn die Fahrer im Einsatz sind, die es immer machen, haben wir keinerlei Probleme mehr.“