Von unserer Mitarbeiterin Katharina Demleitner
Seit der ehemalige Ingenieur im Ruhestand ist, hat er Gelegenheit, sich seinem „Faible für die Natur“ zu widmen. Zugleich gilt das Interesse Horbachs der Geschichte. Kenntnisse eignet er sich seit einigen Jahren in Volkshochschulkursen an. Bei seinen Streifzügen durch den Horchheimer Wald kam ihm sein neu erworbenes Wissen zugute: Am Wegesrand entdeckte der 76-Jährige einen Grenzstein. „KP“ und darunter „HHM“ stehen auf der einen, „HN“ und darunter „NLN“ auf der anderen Seite. „Das bedeutet Königreich Preußen und Horchheim sowie Herzogtum Nassau und Niederlahnstein“, erklärt Josef Horbach.
Seinen Recherchen zufolge muss der Stein aus der Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und dem Krieg Preußens gegen Österreich und Bayern 1866 stammen. Das Stadtarchiv bestätigt die Interpretation der Abkürzungen und erklärt, dass von 1815 bis 1866 die südliche und östliche Horchheimer Gemarkungsgrenze auch die Grenze zwischen dem Königreich Preußen (KP) und dem Herzogtum Nassau (HN) bildete. Infolge des Deutsch-Österreichischen Krieges 1866 wurde das Herzogtum Nassau Preußen einverleibt: Die Horchheimer Gemarkungsgrenze schied nunmehr die preußische Rheinprovinz von der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Hans-Josef Schmidt von den Heimatfreunden Horchheim geht von der Echtheit des Grenzsteins aus: „Mir ist nichts anderes bekannt, und dass jemand dort eine Replik aufstellt, ist eher unwahrscheinlich“, meint der ehemalige Leiter des Koblenzer Stadtarchivs. Viele solcher historischen Steine seien in der Region schon gestohlen worden und in Privatgärten wieder aufgetaucht.
Als „praktisches Anschauungsmaterial für die Geschichte unserer Heimat“ sieht Josef Horbach die Grenzsteine und hat vorgeschlagen, Wanderer und Spaziergänger mittels eines Schildes aufmerksam zu machen. Unmittelbar gegenüber des Grenzsteins steht ein großer Baum, dessen Stamm sich nach Ansicht des Hobbyhistorikers bestens für die Anbringung einer Hinweistafel eignet, die die Lage des Grenzsteins und den geschichtlichen Hintergrund erklärt. Bereits 2013 wandte er sich mit seiner Idee an die Städte Lahnstein und Koblenz – ohne Erfolg: „Nach der Weiterleitung an die Koblenzer Forstverwaltung habe ich nie wieder etwas gehört.“ Sogar die Kosten für das Schild hätte der Koblenzer übernehmen wollen, wenn die Summe denn „ein Problem“ gewesen wäre.
Der Pressesprecher der Stadt Koblenz, Thomas Knaak, erklärt auf RZ-Anfrage, dass in der Verwaltung „der Vorgang nicht bekannt“ sei. Die Frage, ob eine Beschilderung möglich ist, könne nur beantwortet werden, wenn ein konkretes Angebot vorliege. Über die Annahme von Spenden ab einer bestimmten Höhe entscheide dann der Rat. „Ferner wird man sehen müssen, ob der Stadt im weiteren Verlauf bezüglich der Verkehrssicherung nicht womöglich Kosten entstehen, die dem freiwilligen Leistungsbereich zuzuordnen sind“, heißt es aus dem Rathaus. Josef Horbach jedoch hat vor der „Passivität der Behörden“ resigniert: „Ich habe keine Lust mehr, noch mal aktiv zu werden, wenn für nichts Interesse da ist.“