Koblenz
Koblenz: Grüne Damen sind seit 40 Jahren für die Patienten da

Ingrid Ochsenfarth im Einsatz: Patientin Banafsch Darwisch freut sich über das Gespräch mit der Grünen Dame.

Annette Hoppen

Koblenz. Die Grünen Damen im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Evangelischen Stift St. Martin, feiern am Donnerstag, 2. Juni, einen runden Geburtstag: Seit 40 Jahren sind die Ehrenamtler für die Patienten im Einsatz.

Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen

Zeit für ein Gespräch mit einem Patienten, das über medizinische Belange hinausgeht: Ärzten und Pflegekräfte in Kliniken fehlt dafür oft schlichtweg die Zeit. Dem Patienten erklären, wie der Fernsehapparat funktioniert, für ihn kleine Einkäufe am Klinikkiosk erledigen, die Wäsche zur Wäscherei bringen, das Telefon am Empfang anmelden: Auch solche Hilfeleistungen können Mediziner und Pflegekräfte schlichtweg nicht schultern. Gerade ältere Menschen, die in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, sind jedoch ohne solche Dienste nicht selten hilflos – und deshalb ganz besonders dankbar für die Unterstützung von Helferinnen, die es seit 1969 bundesweit und seit 40 Jahren auch im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, Evangelischen Stift St. Martin, gibt: die sogenannten Grünen Damen – und seit einiger Zeit auch Herren -, die ehrenamtlich im Einsatz sind.

1976 nahmen die ersten Grünen Damen in dem Krankenhaus in der Südlichen Vorstadt ihre Arbeit auf, nachdem Brigitte Schröder, Ehefrau von Gerhard Schröder (CDU, Innen-, Außen- sowie Verteidigungsminister in den 1950er- und 1960er-Jahren) die Idee der ehrenamtlichen Dienste des Volunteer Service bei einer USA-Reise kennengelernt hatte und daraufhin zurück in der Heimat die Evangelische Krankenhaus-Hilfe gründete. Weil die Mitarbeiterinnen früher wie heute grüne Kittel trugen und tragen, hat sich umgangssprachlich die Bezeichnung Grüne Damen etabliert.

Unter diesem Synonym sind die ehrenamtlicher Helfer nun also seit vier Jahrzehnten auch im Stift im Einsatz. Ein runder Geburtstag, der am heutigen Donnerstag gefeiert wird. Grund genug „Danke“ zu sagen, hat die Klinik allemal, das weiß auch Dr. Michael Kupp, Chefarzt der Kardiologie: „Die Grünen Damen leisten eine unverzichtbare Arbeit für unser Krankenhaus. Vor allem aber auch eine Arbeit, die wir ohne die ehrenamtliche Hilfe gar nicht stemmen könnte.“

Bis auf die Intensiveinheit sind die Grünen Damen auf allen Stationen im Stift von montags bis freitags jeweils von 9 bis 12 Uhr im Einsatz. „Darüber hinaus betreuen wir auch das Seniorenheim des Stifts“, erklärt Regina Golecki. Die 72-Jährige ist seit 2004 im Team, seit sieben Jahren hat sie zudem die Einsatzleitung inne. Die Helfer organisieren ihre Dienstpläne selbst. 62 Ehrenamtler stehen derzeit bereit, 56 Frauen sowie 6 Männer, zumeist in gesetzterem Alter. „Unsere jüngste Helferin ist 24 Jahre alt und engagiert sich während ihrer Elternzeit ehrenamtlich“, berichtet Golecki. Das Gros befindet sich jedoch im Ruhestand und will nun etwas an die Gesellschaft zurückgeben. So ging es auch Regina Golecki, als sie vor 13 Jahren zur Grünen Dame wurde. „Außerdem war Krankenschwester immer mein Traumberuf“, erzählt sie lächelnd. Gearbeitet hat sie dann als Drogistin und Technische Laborantin, bis sie 2004 in den Vorruhestand eintrat. „Ich kann auf ein zufriedenes, schönes Leben zurückblicken“, ist Regina Golecki dem eigenen Schicksal dankbar, „deshalb stand für mich schnell fest, dass ich mich ehrenamtlich engagieren werde, um den Menschen zu helfen, die es vielleicht nicht so gut getroffen haben.“

Ein offenes Ohr haben für die Sorgen und Nöte der Patienten, darin sieht Golecki denn auch ihre wichtigste Aufgabe als Grüne Dame. Den Blick dafür, wo der Schuh drückt, haben sie und ihre Mitstreiter. Auch Einsamkeit erkennen sie rasch. „Man sieht ja doch, wer keinen Besuch erhält auf den Stationen, wo keine Familienbilder stehen und auf dem Nachtisch keine Blumen, sondern nur eine Wasserflasche.“ Das Aufgabenspektrum der Grünen Damen umfasst zudem allerlei Hilfeleistungen. „Wir erledigen Einkäufe, helfen bei Formalitäten“, erklärt Golecki. Einmal in der Woche fahren die Grünen Damen außerdem mit einem Bücherwagen, einer Art rollenden Bibliothek, durch die Klinik und versorgen die Patienten mit Lesestoff.

Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, zudem das Evangelische Stift St. Martin mittlerweile gehört, unterstützt die Ehrenamtler nicht nur mit einem Büro- und Personalraum im Erdgeschoss, „an den Einsatztagen erhalten wir im Krankenhausrestaurant auch ein kostenloses Mittagessen“, berichtet Golecki. Zudem werden die Fahrtkosten erstattet. Diesbezüglich springt der Freundeskreis des Stifts ein. Doch auch ohne die Unterstützung würden die Grünen Damen das Ehrenamt nicht aufgeben. Der größte Lohn nämlich, so sagt Regina Golecki, sei die Dankbarkeit der Patienten.

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