Koblenz – Tausende kämfen ohne Polemik um ihre Seilbahn. Wenn die Koblenzer demonstrieren, tun sie das friedlich.
Und wenn sie sich für etwas einsetzen, ist meistens gute Laune mit im Spiel: Pünktlich zur Demonstration wurde das neue Seilbahn-Lied „Flieg mit mir über den Rhein“ aufgelegt. Das wollte die Nice-Partyband zwar erst am 11.11. vorstellen, doch wurde das Werk kurzerhand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vollendet.
In der Tat ist Eile angesagt. Denn eine Delegation der Landesregierung ist bereits auf dem Weg nach Kambodscha. In Fernost wird nämlich entschieden, ob das neue Wahrzeichen der Stadt bleiben darf oder nicht. Dabei wird es nicht darum gehen zu poltern, sondern geschickt zu verhandeln. „Nehmen Sie unsere ausgestreckte Hand“, betonte denn auch Joachim Hofmann-Göttig. Der Oberbürgermeister hofft auf neue Gespräche mit den Experten.
Multimedia-Reporterin Jennifer de Luca hat Stimmen auf der Demo eingefangen:
Aus rein rechtlicher Sicht ist die Sache klar: Vereinbart war, dass die Seilbahn drei Jahre stehen sollte – ohne Verlängerungsoption. Hofmann-Göttig hatte in seiner Eigenschaft als Kultur-Staatssekretär diesen Kompromiss selbst ins Spiel gebracht. Sonst hätte es keine Seilbahn gegeben – und wohl auch keinen großen Erfolg für die Buga. Ein Erfolg, der bis heute nachwirkt.
Die Angaben von Polizei und Veranstaltern decken sich: 3500 Teilnehmer wollten mit den Füßen für „ihre“ Seilbahn abstimmen. AiAuch das dürfte zu denken geben: Die Buga-Freunde überreichten dem Stadtchef die 100 000. Unterschrift. Unterzeichnet haben auch viele, die ihre Meinung geändert haben. Darunter auch der Initiator der Demo, Hans-Joachim Mehlhorn. Der Dehoga-Kreisvorsitzende hatte einst negative Folgen für Ehrenbreitstein befürchtet, sieht die Dinge jetzt ganz anders. Spontan stellte er schließlich gemeinsam mit den Buga-Freunden die Freitagskundgebung auf die Beine, die völlig friedlich verlief. Dabei fielen auch deutliche Worte. So ließ MdB Michael Fuchs, der wegen eines Staus erst nach dem rund einstündigen offiziellen Teil eintraf, verlesen, dass es keine Denkverbote geben dürfe, wenn der Vorstoß scheitere. Seine Botschaft: Er wolle nicht hinnehmen, dass das Welterbe die Region erdrückt. Da sei er einer Meinung mit dem politischen Gegner. „Die Unesco muss sehen, dass sich dieses Kulturerbe nach vorn entwickelt“, brachte es Roger Lewentz auf den Punkt. Der Innenminister machte aber auch deutlich, dass es darum geht, Welterbestatus und Seilbahn zu erhalten.
„Die Frage ist nicht entweder oder. Es muss ein Sowohl-als-auch geben“, hatte zuvor Hans-Joachim Mehlhorn betont. Dem schloss sich auch Hans-Dieter Gassen an. „Diese Seilbahn gehört zum Welterbe“, betonte der Vorsitzende der Buga-Freunde. Denn nicht nur aus seiner Sicht verbindet die Seilbahn mehr als sie trennt. Das bestätigte auch Bertram Weirich. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer führte aus, dass die Fortschritte im Mittelrheintal auch zu einer verbesserten Kooperation über Gemeindegrenzen hinaus geführt hätten.
Reinhard Kallenbach