Die Vorbereitungen für diese komplexe Operation in der Reaktorkugel laufen seit Langem. Bereits im Sommer 2016 hatte RWE damit begonnen, große Pumpen und massive Rohrleitungen zwischen den zum Primärkreislauf gehörenden nuklearen Großkomponenten, zu denen außerdem das Reaktordruckgefäß gehört, zu demontieren. Jetzt geht es ans Eingemachte: Ausgeführt wird der Rückbau von der Firma Bilfinger Noell. Zwischen 10 und 20 Mitarbeiter, so teilt Dagmar Butz auf Nachfrage mit, werden rund eineinhalb Jahre damit beschäftigt sein, die beiden Kolosse Stück für Stück auseinanderzunehmen. Unter anderem müssen 16.000 fingerdicke Röhren, die sich im Innern der Dampferzeuger befinden, ausgebaut werden.
Wie teuer diese Einzelmaßnahme im Rahmen des gut 750 Millionen Euro teuren Rückbaus des kompletten Kernkraftwerks ist, dazu will sich RWE nicht genau äußern. Klar ist aber, dass der Rückbau der beiden Dampferzeuger in Mülheim-Kärlich Teil einer Ausschreibung mit einem Volumen von 45 Millionen Euro war, die auch den Abbau von weiteren acht Dampferzeugern, zwei Dampfumformern sowie Nebengewerken in den Kernkraftwerken Biblis (Hessen) und Lingen (Niedersachsen) umfasste.
Für den Rückbau der Großkomponenten hat die für die Kernkraftwerkssparte zuständige RWE Nuclear GmbH eine eigene Abteilung gegründet. Darin werden alle Maßnahmen rund um den Abbau von Großkomponenten an den Standorten Mülheim-Kärlich, Lingen, Biblis und Gundremmingen koordiniert. „Wir nehmen unsere Rückbauverpflichtungen, die im Gesetz zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung geregelt sind, sehr ernst. Deshalb gehen wir die notwendigen Prozessschritte konsequent und zügig an, ohne dabei die Sicherheit zu vernachlässigen“, erläutert Nikolaus Valerius, Kernenergievorstand bei RWE Power und technischer Geschäftsführer der RWE Nuclear. Aus logistischen Gründen kann der Rückbau des ebenfalls zum Primärkreislauf gehörenden Reaktordruckbehälters erst im Anschluss an den Abbau der Dampferzeuger erfolgen. Wie Valerius jedoch betont, wird auch dieser weitere Abbauschritt „gegenwertig“ für Mülheim-Kärlich, Biblis und Lingen ausgeschrieben.
Um die besagten 16.000 Röhren und weitere Komponenten der Dampferzeuger nach der Demontage aus der Mülheim-Kärlicher Anlage abtransportieren zu können, stehen Container in der Reaktorkugel bereit. Insgesamt, so erläutert die RWE-Sprecherin, werden 26 Container benötigt. „Ein Teil der Container steht bereits im Brennelementlagerbecken. Der nächste Schwung wird jetzt geliefert“, sagt Dagmar Butz. Da der Platz unterhalt der Reaktorkuppel äußerst begrenzt ist, bietet das besagte Becken die einzige Abstellfläche für die Container. Bereits Ende 2017 wurde deshalb damit begonnen zwölf, insgesamt 220 Tonnen schwere Brennelementlagergestelle aus dem Becken zu heben. Anschließend wurden sie zerlegt, dekontaminiert, freigemessen und recycelt (die RZ berichtete).