Rund 330 Teilnehmende aus dem Bereich der Kindertagesbetreuung kamen zusammen, um sich über pädagogische Ansätze, Qualitätsentwicklung und systemische Perspektiven auszutauschen. „Ich freue mich über die rege Teilnahme am achten Kitakongress an unserer Hochschule“, sagte Ralf Haderlein, Vizepräsident der Hochschule Koblenz. Es sei beeindruckend, dass die Veranstaltung in nur zehn Tagen ausgebucht war. „Dies zeigt das große Interesse und den hohen Bedarf an fachlichem Austausch und Vernetzung. Der Kitakongress bietet eine hervorragende Gelegenheit, um sich weiterzubilden und wertvolle Kontakte zu knüpfen“, ergänzte Paul Krappmann, Professor und Dekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften.
Stefanie Hubig, Ministerin für Bildung, eröffnete den Kongress per Videobotschaft. Im aufgezeichneten Interview mit Armin Schneider, Direktor des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit und Professor im Fachbereich Sozialwissenschaften, betonte Hubig die Wichtigkeit, die täglichen Abläufe und Zusammenhänge in Kindertageseinrichtungen in den Blick zu nehmen, um einen guten Alltag für unsere Kinder, ihre Familien und unsere Fachkräfte zu gewährleisten. Besonders die Perspektive der Kinder müsse im Fokus stehen.
„Erzieher verdienen die höchste Wertschätzung angesichts der wertvollen Arbeit, die sie tagtäglich in unseren Kindertagespflegeeinrichtungen leisten. Wertschätzung von uns, aber auch von den Eltern, die dringend auf die Kitas angewiesen sind, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten“ betont Hubig.
Enorme Identifikation mit der Arbeit
Schneider hob die Komplexität und Dynamik der Tagesbetreuung in Kitas hervor und brachte seine Wertschätzung gegenüber den pädagogischen Fachkräften zum Ausdruck: „Was ich immer wieder bewundere, ist die enorme Identifikation der pädagogischen Fachkräfte mit der Arbeit.“ Anschließend stellte Schneider eine Fähigkeit von pädagogischen Fachkräften heraus: „Der Umgang mit einer riesigen Vielfalt an Kindern, Elternhäusern und Erziehungsstilen.“ Diese Vielseitigkeit unter einen Hut zu bringen, sei eine beeindruckende Leistung.
Der Vormittag war durch Vorträge geprägt. Carolin Dietzel vom Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sprach über „gut gelebten Alltag“ und betonte, dass manchmal weniger Programm mehr Bildung bedeute. Asif Stöckel-Karim von der Bundeselternvertretung rief den Kongressteilnehmenden zu: „Sie erzeugen Wunder durch die Arbeit am Kind“.
Verantwortung gemeinsam übernehmen
Es gelte, Hand in Hand die emotionalen Sponsoren der Kinder mit Ausbildung (pädagogische Fachkräfte) und die emotionalen Sponsoren ohne Ausbildung (Eltern) zum gemeinsamen Handeln zu bringen. Katrin Macha vom Institut für den Situationsansatz stellte den Situationsansatz im Hier und Jetzt unter dem Motto „Lass das Leben rein“ vor und verdeutlichte in ihrem Vortrag, wie die Vernetzung der Verantwortungsgemeinschaft aussehen kann.
Andy Schieler und Lara Schindler vom Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit brachten den Ansatz Qualitätsentwicklung im Diskurs nahe. Dieser fußt auf Diskurs, Haltung und Vielfalt. Frank Steffens und Birte Bloch vom Institut für Systemische Beratung, Therapie und Supervision setzten sich mit systemischen Wechselwirkungen in der Kita auseinander. Mit sehr einprägsamen Einsichten in das systemische Denken machten sie auf die wechselseitige Verantwortung für Beziehungen und Kommunikation aufmerksam.
Impulsforen laden zur Diskussion ein
Nach der Mittagspause haben Impulsforen Raum für vertiefende Diskussionen zu verschiedenen Aspekten der Kindertagesbetreuung geboten. Themen wie „Kitaalltag durch Kinderaugen sehen“, die Rolle der Eltern als Mitgestaltende und die Chancen und Herausforderungen der berufsbiografischen Erfahrungen von pädagogischen Fachkräften für die Gestaltung des pädagogischen Alltags standen im Mittelpunkt. Ein weiteres Forum widmete sich dem Thema „Gelassenheit, Mut und Weisheit – positive Ansätze und Perspektiven für Bildungsprozesse im turbulenten Kitaalltag“.
Der Kongress zeigte Ansätze und innovative Arbeitsformen, wie der Kitaalltag bestmöglich gestaltet werden kann. Trotz unveränderbarer Rahmenbedingungen wurde deutlich, dass ein gut gelebter Alltag möglich ist. Dies ist die berechtigte Erwartung der Kinder und der zentrale Auftrag aller Verantwortlichen.
Mit dem Kongress setzte das Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit der Hochschule Koblenz Impulse, um die pädagogische Praxis in schwierigen Zeiten zu unterstützen. Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung des Systems sowie der Interessengruppen und förderte den konstruktiven Diskurs zur Selbstwirksamkeit.