Koblenz/Urbar
Kein Abi, keine Uni: Trotzdem hat Dominic Multerer seine eigene Firma

Dominic Multerer mit seinem ersten Fachbuch.

Stephanie Mersmann

Koblenz/Urbar - Als Dominic Multerer mit 16 Jahren in Koblenz die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlässt, hat er schon eine Klasse wiederholt. Noch im selben Jahr wird er Marketingleiter bei einem dänischen Unternehmen.

Aktualisiert am 09. Dezember 2013 13:37 Uhr

Als Dominic Multerer mit 16 Jahren in Koblenz die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlässt, hat er schon eine Klasse wiederholt. „Das ist auf der Hauptschule schon eine Leistung“, sagt er mit einem Lachen. Noch im selben Jahr wird er Marketingleiter bei einem dänischen Unternehmen, mittlerweile hat er eine eigene Firma, hat für Unternehmen wie Vodafone, Goodyear Dunlop oder BP Europe gearbeitet, betreut mittelständische Unternehmen und hat ein Fachbuch veröffentlicht. Heute ist Dominic Multerer 21 Jahre alt.

Seine Geschichte ist die eines außergewöhnlichen Werdegangs und ein Beispiel dafür, wie man auch ohne standardisierten Lebenslauf, ohne gute Noten, Abitur und Studium in Deutschland Karriere machen kann. „Ich wollte aus dem System raus“, sagt Multerer im Gespräch mit der RZ. „Das ist für mich zu festgefahren.“ Er hat lieber sein eigenes Ding gemacht – und das ist ziemlich gut gelaufen für ihn.

Seinen Anfang nimmt alles im Fliesengeschäft seines Opas in Koblenz. Bei dem selbstständigen Handwerker hilft er ab und zu auf der Baustelle oder im Büro und schnuppert Unternehmensluft. Parallel müht er sich mit der Schule und verlässt diese nach der neunten Klasse. Seine Interessen liegen in der Praxis: Acht Praktika macht der umtriebige Junge in dieser Zeit, sechs davon freiwillig. „Da war alles dabei: ein Kfz-Mechatroniker, eine Agentur, ein Tierarzt, ein Koch.“

Praktikant wird Marketingleiter

Da er nicht weiß, was er machen will, probiert er alles aus. Dabei springt dann auch ein Ausbildungsplatz in einem Steuerberaterbüro heraus, eine Stelle, für die man eigentlich Abitur braucht, sagt Multerer. Bevor er die Ausbildung antritt, macht er noch ein letztes Praktikum: bei dem damaligen Weltmarktführer für Computerspiel-Hardware in Kopenhagen. Kurze Zeit später kommt dann der Anruf aus Dänemark: ob er nicht das Marketing für ein neues Tochterunternehmen übernehmen will. „Mit einem Kaugummi, das wach hält, wollten sie junge Leute erreichen – da ist es gar nicht so doof, jemanden aus der Zielgruppe zu holen“, sagt Multerer rückblickend.

Und so vermarktet der damals 16-Jährige das Kaugummi von zu Hause aus, nach dem Feierabend im Steuerbüro und nach dem Abendessen mit den Eltern. Oft sitzt der Jugendliche bis Mitternacht am Schreibtisch. „Überfordert habe ich mich aber nicht gefühlt“, sagt er.

Alt ist er dann nicht geworden bei dem Steuerberater, die Ausbildung bricht Multerer nach zwei Jahren ab. In der Zwischenzeit haben sich wieder andere Projekte ergeben. Er hat die Idee, dass seine Firma den Gründerkongress Idealab der Wirtschaftsuniversität WHU in Vallendar sponsern könnte und sitzt bei einem Speeddating – auch seine Idee – den Elitestudenten gegenüber. Den Chefredakteur des Handelsblatts ruft er einfach an und erzählt von sich und dem, was er so macht. Ergebnis: Das Wirtschaftsblatt titelt 2008 „Deutschlands vermutlich jüngster Marketingchef“. Bescheiden ist das nicht gerade. Einfallslos aber auch nicht.

Mit 18 kommt die eigene Firma

Danach geht alles ganz schnell: Der Teenager hält auf Kongressen Vorträge vor Managern von Firmen wie Microsoft, nach eineinhalb Jahren gibt er den Marketingjob bei der dänischen Firma auf. Neben der Ausbildung, die er dann doch noch zum Kaufmann für Marketingkommunikation macht, hat er einen Lehrauftrag an einer privaten Hochschule in Mainz. Zum 18. Geburtstag schenkt sich Dominic Multerer seine eigene Firma: Multerer Consulting.

Sein Betrieb bewegt sich irgendwo zwischen Agentur, Beratung und Unternehmensentwicklung, sagt er. Zwei Mitarbeiter und ein paar Freiberufler arbeiten mit ihm zusammen, am Sitz der Firma in Urbar, häufiger aber übers Internet oder unterwegs in ganz Deutschland. Häufig buchen ihn Firmen für einen „Klartext-Tag“, an dem er einen Blick auf ihren Markenauftritt wirft, Ideen für Veränderungen einbringt und an dem beide Seiten schauen, ob man diese zusammen umsetzen will. Manchmal geht die Zusammenarbeit dann weiter, manchmal nicht.

Andere Kunden unterstützt er langfristig in diesen Themen. Firmen und Hochschulen buchen Multerer zudem für Vorträge. Und innerhalb eines Jahres hat er jetzt ein Fachbuch über seinen Marketing-Ansatz geschrieben. Titel: „Marken müssen bewusst Regeln brechen, um anders zu sein“.

„Irgendwie ist es immer weiter gegangen“, blickt Multerer auf die vergangenen Jahre zurück. Aber was soll noch kommen, wenn man mit 21 Jahren schon so viel erreicht hat wie andere in ihrem ganzen Berufsleben? Was bleibt, wenn er bald nicht mehr bei allem, was er anpackt, der Jüngste ist? „Das Buch musste als Eintrittskarte her, um mich zu positionieren“, sagt er. Die Vorschusslorbeeren, die er geerntet hat, müsse er nun nutzen. Was in fünf Jahren ist, weiß er nicht: „Vielleicht habe ich dann keinen Bock mehr und mache was ganz anderes. Wichtig ist, dass man zufrieden ist und das macht, worauf man Lust hat. Alles andere kommt dann von allein.“

Stephanie Mersmann

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