Mehr als 7500 Kinder und Jugendliche in Koblenz sind im Dezember wahlberechtigt. Insgesamt 24 Vertreter, jeweils 12 für die Altersgruppe 10 bis 13 und für die Altersgruppe 14 bis 17, werden gewählt. Mira Nießen vom Kinder- und Jugendbüro Koblenz, das zugleich die Geschäftsstelle des Koblenzer Jugendrats ist, erklärt, was das politische Gremium ausmacht: „Dem Jugendrat geht es darum, dass Koblenz kinder- und jugendfreundlicher wird.“
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten der Jugendrat wie die Gremien der Erwachsenen. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder zur Ratssitzung, diskutieren und beraten über Themen, die wichtig sind, in Ausschüssen und Arbeitsgruppen. Immer geht es darum, den Interessen ihrer Altersgruppe in der Koblenzer Politik Gehör zu verschaffen.
Die Wahlen für den Jugendrat finden am 5. und 6. sowie am 9. und 10. Dezember an allen weiterführenden Schulen in Koblenz statt. Doch Schülerinnen und Schüler können nicht nur selbst wählen, sondern auch selbst gewählt werden.Jugendratswahl in Koblenz im Dezember: Wer noch bis wann Kandidat werden kann
Kinder und Jugendliche können etwas bewegen
Nicht selten erleben sie dabei, dass sie wirklich etwas bewegen können. Zum Beispiel beim Cage-Soccer-Feld in Moselweiß. Der Jugendrat hat mit seinem Einsatz erreicht, dass der Platz mit einer Beleuchtungsanlage ausgestattet werden soll. „Nachdem ein Junge mit diesem Anliegen auf uns zugekommen war, haben wir uns dafür eingesetzt, damit auch in den Abendstunden länger Fußball gespielt werden kann“, erklärt Mira Nießen. Zurzeit setzt sich der Jugendrat beispielsweise auch für geschlechtsneutrale Toiletten an Koblenzer Schulen ein.
Lena Adams hat ihre Zeit im Jugendrat noch in bester Erinnerung. Acht Jahre lang, manche davon als Vorsitzende, war sie im Jugendrat aktiv – mehr geht nicht. In jungen Jahren so aktiv das Leben in Koblenz mitzugestalten, hat sie geprägt, erzählt Adams im Gespräch mit unserer Zeitung – selbst, wenn nicht alles immer so funktionierte, wie man es gern gehabt hätte und es auch mal Rückschläge gab.
Enttäuschungen gehören dazu
Einen solchen hatte es vor gar nicht allzu langer Zeit für den Jugendrat gegeben, als in Horchheim die Frage diskutierte wurde, wo denn ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut werden soll. Zur Auswahl standen der Bolzplatz an der Alten Heerstraße, der dann ganz wegfallen würde, und der Bolzplatz an der Emser Straße, der sich durch den Bau verkleinern würde. Für die Mitglieder des Jugendrats war das Thema sehr wichtig, ging es doch in beiden Optionen um Flächen, die eigentlich Kindern und Jugendlichen zustehen.
Der Jugendrat führte damals umfangreiche Befragungen unter Gleichaltrigen aus Horchheim durch. Eine klare Mehrheit sprach sich für das Gerätehaus auf dem Bolzplatz an der alten Heerstraße aus, weil der Platz in der Emser Straße viel mehr genutzt würde. Trotzdem entschied der Koblenzer Stadtrat im Frühling 2023 anders und beschloss, das Gerätehaus im hinteren Bereich des Platzes in der Emser Straße zu bauen.
Wir haben es hier mit Experten zu tun, wenn es darum geht, die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen wahrzunehmen.
Mira Nießen über den Jugendrat
Mira Nießen erinnert sich, dass die Entscheidung für die Kinder und Jugendlichen im Jugendrat damals eine Enttäuschung gewesen ist. Trotzdem sei das eine wertvolle und lehrreiche Erfahrung für sie gewesen. „Sie haben gelernt, dass Politik kein Wunschkonzert ist“, sagt Nießen. Auch Adams sieht in solchen Momenten das Positive. „Mir hat es in der Rückschau so viel gebracht, zu lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Aber auch, sich vor Erwachsenen zu behaupten und auf Augenhöhe mit ihnen zu diskutieren“, sagt Adams, die ihre Erfahrungen heute noch als beratendes Mitglied weitergibt.
Für Mira Nießen ist es wichtig, dass das „gute Standing“ des Jugendrats in Koblenz, den es hier schon seit den 1990er-Jahren gibt, auch in Zukunft erhalten bleibt. „Wir haben es hier mit Experten zu tun, wenn es darum geht, die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen wahrzunehmen“, sagt Nießen.
Zeit im Jugendrat entwickelt Berufswunsch
Zusammen mit Lena Adams will sie Kinder und Jugendliche ermutigen, sich einzubringen. Die Zeit im Jugendrat hat Adams extrem geprägt. So habe sie die Arbeit im Gremium etwa dazu bewegt, Jura zu studieren. Außerdem hat sie ihre Heimat nochmal ganz neu kennengelernt, erzählt sie. „Durch die Arbeit im Jugendrat wusste ich, was in der Rhein-Mosel-Stadt so abgeht. Das hat meine Liebe zu Koblenz so richtig entfacht“, sagt Adams und weiter: „Ich habe im Jugendrat mega gute Freunde gefunden, mit denen ich heute noch befreundet bin.“
In so einer Atmosphäre kann es dann auch mal vorkommen, dass die monatliche Ratssitzung etwas entspannter zugeht, als bei den Erwachsenen, wie ein Vermerk im Protokoll der Sitzung im Juli zeigt: „Der Jugendrat geht nach dem inhaltlichen Teil gemeinsam an den Rhein. Es gibt Pizza und Wikingerschach. Alle genießen das gute Wetter und freuen sich auf die Sommerferien.“