Es war ein kurzer, knackiger Wahlkampf, der für Kandidaten und Wahlkämpfer nicht minder anstrengend war. Im Koblenzer Wahlkreis hat CDU-Politiker Josef Oster zum dritten Mal in Folge das Direktmandat gewonnen und 35,7 Prozent der Erststimmen geholt. Mit ihm zieht auch der zweite Koblenzer, Thorsten Rudolph (SPD), wieder über die Landesliste in den Bundestag ein.
Im Interview mit unserer Zeitung spricht Oster über die Tage danach, über das, was jetzt in Berlin ansteht und was er für seinen Wahlkreis bewirken will.
Herr Oster, blieb am Sonntagabend überhaupt Zeit zum Feiern?
Ja, die Zeit blieb. Wir haben am Sonntagabend im Koblenzer Weindorf kräftig gefeiert, das muss auch sein. Es ist eine riesige Last abgefallen. Wahlkämpfe sind Drucksituationen. Und als Kandidat ist man zusätzlich die Lokomotive für die vielen Aktiven im Wahlkreis. Aber der Blick geht schnell wieder nach vorne und darauf, was das Wahlergebnis bedeutet.
Was bedeutet es?
Zunächst bin ich dankbar für das persönliche Ergebnis, gerade wenn man so viele Wochen gekämpft hat. Damit bin ich mehr als zufrieden. Das Bundesergebnis hätte etwas besser sein können. Trotzdem: Wir haben den klaren Regierungsauftrag und müssen das Ruder jetzt rumreißen.
Wie geht es jetzt in Berlin weiter? Kennen Sie schon alle Abgeordneten Ihrer Fraktion?
Nein, wir sind wieder etwas gewachsen, haben 208 statt bisher 196 Sitze. 62 Kolleginnen und Kollegen sind neu. Die möchte ich natürlich schnellstmöglich alle persönlich kennenlernen. Gleichzeitig beginnt aber auch schon die inhaltliche Vorbereitung für die Sondierungsgespräche.
Wie ist die Stimmung in der Fraktion?
Die ist gut, wir haben die Wahl gewonnen und nun die Aussicht, Politik maßgeblich mitbestimmen zu können. Die dreieinhalb Jahre in der Opposition waren keine schöne Zeit. Man kann kritisieren und Vorschläge machen, doch meistens bekommen diese keine Mehrheit. Mit dem Wahlsieg spüren wir aber auch ein großes Verantwortungsbewusstsein und haben Respekt vor dieser Wahlperiode. Denn wir alle wissen, wie schwierig die wird und vor welchen Herausforderungen national und international wir stehen.

Koblenz hat weiter zwei Männer in Berlin
Der Koblenzer Wahlkreis entsendet mit Josef Oster und Thorsten Rudolph weiter zwei Abgeordnete in den Bundestag. Der Wahlabend war extrem spannend und nervenaufreibend. So haben ihn die Kandidaten erlebt.
Hatten Sie schon Kontakt zu Ihrem Koblenzer SPD-Bundestagskollegen Thorsten Rudolph?
Ja, er hat mich am Montag angerufen, um mir zu gratulieren. Das hat mich sehr gefreut. Ich habe zu ihm ein gutes, persönliches Verhältnis, der Wahlkampf war insgesamt fair. Auch Kim Theisen (Grünen-Bundestagskandidatin und Fraktionschefin im Stadtrat, Anm. d. Red.) kam bei unserer Wahlparty im Weindorf persönlich vorbei und hat gratuliert.
Dabei haben die Koblenzer Grünen gegen Sie und die CDU zuletzt ordentlich ausgeteilt.
In der Tat. Die moralische Überheblichkeit in den vergangenen Wochen bei Demos und anderen Aktivitäten war schwer zu ertragen. Es gab auch bewusste Falschbehauptungen, dass wir als CDU mit der AfD im Koblenzer Stadtrat zusammengearbeitet hätten. Das war schlicht falsch. Es gab nie eine Zusammenarbeit, und die wird es auch nicht geben, weder in Koblenz noch im Bundestag. Ich nehme zur Kenntnis, dass die Grünen für diese Politik des erhobenen Zeigefingers einen ordentlichen Denkzettel bekommen haben, auch durch das einstellige Wahlergebnis ihrer Wahlkreiskandidatin.
Sie sind seit 2017 im Bundestag und gehören zu den Dienstälteren Ihrer Fraktion. Wie geht es persönlich in Berlin für Sie weiter? Geht es auf der Karriereleiter nach oben?
Ich bin zunächst gewählter Abgeordneter einer Fraktion, die voraussichtlich den Kanzler stellen wird, und werde mich weiter im Bereich der Innen- und Verteidigungspolitik einbringen. Jetzt geht es erstmal darum, eine gute inhaltliche Grundlage für den Regierungsübergang zu schaffen. Was dann an personellen Entscheidungen folgt, ist heute nicht das Thema. Zuerst kommen die Inhalte, dann die Personen.

Die gute Nachricht aus Koblenzer Sicht
Josef Oster und Thorsten Rudolph bleiben im Bundestag. Warum das eine gute Nachricht für Koblenz ist. Jan Lindner kommentiert den Wahlausgang.
Wahrscheinlich-Kanzler Friedrich Merz fällt hin und wieder durch eine kurze Zündschnur auf. Ist er in diesen hektischen und teils chaotischen Zeiten der richtige Mann für das Amt?
Dass er eine kurze Zündschnur habe, wird ihm immer von politischen Gegnern unterstellt. Ich aber kenne ihn als sehr klugen und besonnenen Menschen, der eine große Lebenserfahrung hat, nicht nur in der Politik, sondern auch in der (internationalen) Wirtschaft. Er setzt sich seit Jahrzehnten für das transatlantische Verhältnis ein und wird sehnsüchtig auf der internationalen Bühne erwartet. Das ist wichtig, da die Wahlperiode, nach meiner Einschätzung, sehr außenpolitisch geprägt sein wird. Friedrich Merz kann Donald Trump eher auf Augenhöhe begegnen, als es Olaf Scholz hätte tun können.
Welche Ziele haben Sie für den Koblenzer Wahlkreis?
Ich möchte hier weiterhin so oft wie möglich präsent sein, neben meiner Aufgabe in Berlin. Das macht mir Spaß und ist mir auch wichtig. Als direkt gewählter Abgeordneter hat man eine besondere Verantwortung. Ich möchte mich insbesondere um die Bundeswehr kümmern. Der Medizincampus am BWZK beginnt klein, soll aber weiter wachsen. Beim BAAINBw sind große Investitionen nötig. Und ich möchte meinen Beitrag leisten, dass es zu einer Entscheidung kommt, ob die Planungen für eine Alternativtrasse für Güterzüge im Mittelrheintal weitergeführt werden.

Josef Oster will wieder direkt nach Berlin
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Direktmandat im Koblenzer Wahlkreis bei der Bundestagswahl immer an die CDU gegangen. Josef Oster weiß das, er will das Sofort-Ticket auch deshalb zum dritten Mal lösen.
Soll diese Entscheidung in den nächsten vier Jahren fallen?
Ja, das muss sie. Wir müssen endlich klar wissen: Ist die Trasse realistisch oder nicht? Wenn ja, müssen wir das eintüten.
Bleiben Sie auch Vorsitzender des Koblenzer CDU-Kreisverbands?
Ja, ich wurde im Herbst für zwei weitere Jahre gewählt und werde diese Aufgabe gerne weiter wahrnehmen.