Bauprojekt wegen Abriss des Gartens Herlet in Koblenz viel diskutiert
Jahresrückblick 2023: Stadtrat in Koblenz ebnet den Weg für das Tayhus-Hotel
Die stadtbekannte Baulücke in der Firmungstraße soll mit einem 300-Betten-Hotel geschlossen werden. Vorher wird das Gebäude rechts im Bild abgerissen. Der Bebauungsplan wird wohl im Februar beschlossen. Foto: Steinert (Archiv)
Katrin Steinert

Seit Jahren klafft in der Fußgängerzone in der Altstadt eine unschöne Baulücke. Damit die Häuserfront in der Firmungstraße endgültig geschlossen werden kann, geben Stadtverwaltung und Politik in diesem Jahr Gas, um die notwendigen Beschlüsse herbeizuführen. Im Herbst 2023 deutet alles darauf hin, dass hier tatsächlich in absehbarer Zeit ein Hotel mit 300 Betten entstehen könnte.

Die stadtbekannte Baulücke in der Firmungstraße soll mit einem 300-Betten-Hotel geschlossen werden. Vorher wird das Gebäude rechts im Bild abgerissen. Der Bebauungsplan wird wohl im Februar beschlossen. Foto: Steinert (Archiv)
Katrin Steinert

Der bestehende Protest gegen das Projekt nimmt immer weiter zu. Vor allem Gegner und Naturschützer wollen den Garten Herlet retten. Dieser muss während der Bauzeit teilweise abgetragen und später neu angelegt werden, weil im Westen ein Baukran aufgestellt werden muss.

Im August sorgt dann in der angespannten Atmosphäre ein gefälschter Tayhus-Brief in Briefkästen von Anwohnern für Ärger und Aufsehen. Darin heißt es, dass Kenan Tayhus angeblich „in Kooperation mit der Stadt“ den Anwohnern pro Haushalt 600 Euro Entschädigung „für die entstehenden Unannehmlichkeiten“ zahlen will. Investor und Stadt weisen die Urheberschaft scharf zurück und stellen Anzeige gegen Unbekannt. Das Schreiben sollte offenbar die gereizte Stimmung weiter anheizen.

Samstägliche Mahnwachen in der Firmungstraße, Raddemos gegen den Hotelbau und Diskussionsabende bleiben letztendlich erfolglos: Im November gibt der Stadtrat hinter verschlossenen Türen das endgültiges Go für das Bauprojekt und segnet den Durchführungsvertrag ab. Unsere Zeitung berichtet schon im September über den Vertrag, den Stadt und Investor ausgehandelt haben und der nicht öffentlich Thema im Stadtentwicklungsausschuss war.

Solche Schriftstücke gehören fest zu vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahren. In ihnen werden Fristen, Leistungen und finanzielle Verpflichtungen des Bauträgers geregelt. Erst wenn dieser Vertrag eingetütet ist, kann der entsprechende Bebauungsplan beschlossen werden.

An dem B-Plan wird seit dem Aufstellungsbeschluss des Stadtrats im März 2020 bereits gearbeitet. Wenn alles glattgeht, womit zu rechnen ist, wird der Stadtrat den finalen Plan 337 „Hotel zwischen Firmungstraße und Herletweg“ im Februar 2024 beschließen. Die Satzung wurde bereits im Dezember im Stadtentwicklungsausschuss vorbeschlossen. Nun muss noch der Haupt- und Finanzausschuss im Januar sein Okay geben.

Dann ist Investor Kenan Tayhus am Zug. Er muss den Bauantrag für sein 300-Betten-Hotel stellen, das mit zwei Gebäuden zwischen Fußgängerzone und Hochbunker errichtet wird. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt der Großgastronom im Sommer, dass er nach der jahrelangen Planungsphase einen Freudensprung macht, wenn er endlich die Baugenehmigung für das Projekt hat. Er gibt an, einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag zu investieren. Doch bis zur Genehmigung wird es nach Antragstellung erfahrungsgemäß noch einige Monate dauern – und bis zur Eröffnung des Hotels „locker 30 Monate“, sagt Tayhus.

Hunderte Einwände gegen Hotelbau

Wie sehr das Hotelprojekt die Menschen in Koblenz bewegt, zeigt sich deutlich zu Beginn des Jahres, als im Januar und Februar der Bebauungsplanentwurf im Bauamt offen ausliegt. Jeder kann seine Wünsche, Bedenken, Kritik und Anregungen zu dem Plan formulieren. Die Verwaltung prüft, inwieweit die Einwände berechtigt und berücksichtigt werden müssen.

Die Zahl der 345 Einwendungen ist so groß wie zu kaum einem Projekt in Koblenz zuvor, heißt es aus dem Rathaus. Lange ist öffentlich nicht klar, ob darunter auch Hinweise sind, die die Baupläne in ihrer Größe beeinträchtigen oder den Hotelbau gar verhindern können. In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses von Dezember wird deutlich: Nein, solche gibt es nicht. In den allermeisten Fällen lautet die vorberatende Beschlussfassung zu den Einwänden: „Die der Planung entgegenstehenden Anregungen werden nicht geteilt. An der Planung wird unverändert festgehalten.“

Die Koblenzer Grünen ärgern sich im Dezember öffentlich über das Vorgehen von Ausschuss- und Stadtratskollegen. Die meisten stimmten den Plänen und damit der Zerstörung des Gartens Herlet zu, obwohl es so viele Einwände und zwei Petitionen mit 4240 Unterschriften gab, heißt es in ihrer Pressemitteilung. Was die Grünen ebenfalls betonen: Ihre Fraktion und ihre Ausschussmitglieder stimmten dagegen.

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