Wenn ein Verein seine Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen absagt, die schon einmal verschoben wurden, müssen sehr gewichtige Gründe vorliegen: Der Jagdgebrauchshundeverein Rhein-Mosel-Lahn hat die fest für den 29. Juni geplante Jubiläumsfeier zum mittlerweile 105-jährigen Bestehen tatsächlich abgesagt.
Hintergrund ist der im Landtag Rheinland-Pfalz diskutierte Gesetzentwurf zur Novellierung des Landesjagdgesetzes. Viele Jägerinnen und Jäger sind davon überzeugt, dass dieser tiefgreifende Einschnitte in die Rechte der Jägerschaft und insbesondere in das Jagdgebrauchshundewesen vorsieht.
„Es ist keine Zeit zu feiern, jetzt ist Zeit zu kämpfen.”
Manfred Marschall, Vorsitzender des Jagdgebrauchshundevereins Rhein-Mosel und Landesvorsitzender des gleichlautenden Verbands Rheinland-Pfalz
Manfred Marschall berichtet, dass ursprünglich geplant war, das 100-jährige Vereinsjubiläum, das pandemiebedingt im Jahre 2020 nicht stattfinden konnte, in feierlichem Rahmen nachzuholen. Der Vorsitzende des Jagdgebrauchshundevereins Rhein-Mosel-Lahn und Landesvorsitzende des gleichnamigen Verbands in Rheinland-Pfalz erklärt jedoch, dass sich der Vorstand des Vereins einstimmig für die Absage entschieden hat. Stattdessen rufe man dazu auf, die Demonstration am 25. Juni in Mainz mit vielen Leuten zu unterstützen.
Der Vorstand fordert alle Jägerinnen und Jäger, Hundeführer, Jagdgenossenschaften, Landnutzer und Freunde des ländlichen Raums auf, sich sichtbar für ein praxisgerechtes Jagdgesetz einzusetzen. „Alle Kräfte werden jetzt dort gebraucht, wo es zählt, beim Erhalt eines weidgerechten, tierschutzkonformen und praxistauglichen Jagdrechts in Rheinland-Pfalz.“

Jäger protestieren in Koblenz gegen geplantes Gesetz
Schon seit einiger Zeit schwelt der Ärger der Jäger gegen das geplante neue Jagdgesetz – nun haben sich rund 200 Menschen zu einer Menschenkette in Koblenz am Rhein getroffen, um ihrer Kritik Ausdruck zu verleihen.
Die von der Landesregierung geplanten Regelungen gefährdeten die tierschutzgerechte Ausbildung und Prüfung von Jagdhunden, das Rückgrat einer verantwortungsvollen Jagdausübung. Einer der Hauptkritikpunkte des Vereins ist das geplante Verbot der Ausbildung mit vorübergehend flugunfähig gemachten Enten. Dabei werden die Flügel der Enten mit Papiermanschetten fixiert, sodass sie für etwa dreißig Minuten flugunfähig sind.
Er könne besonders diesem Punkt nur verständnisloses Kopfschütteln entgegenhalten: „Wir sind verpflichtet, Jagdhunde zu halten und für alle Bereiche auszubilden. Gerade die Jagd auf Enten kann ohne entsprechendes Training nicht praxisgerecht eingeübt werden.” Kritisch sehe man auch die Bestrebungen, die Rechte von Jagdausübungsberechtigten und Grundstückseigentümern einzuschränken.
„Wenn sich aber so viele von uns deutlich gegen eine Gesetzesvorlage aussprechen, sollte die Politik aufmerken.“
Manfred Marschall sagt, dass Jäger normalerweise nicht demonstrieren.
Das Ministerium argumentiere zudem mit veralteten Forschungsergebnissen. Insgesamt sehe man bei Durchsetzung der Gesetzesvorlage einen Verlust von Praxisnähe und Sachlichkeit zugunsten ideologisch motivierter Vorgaben. Mit verschiedenen Protestaktionen, zuletzt Anfang Juni mit einer Menschenkette in Koblenz, macht die Jägerschaft ihre Bedenken öffentlich. „Jäger gehen normal nicht auf die Straße”, erklärt Marschall. „Wenn sich aber so viele von uns deutlich gegen eine Gesetzesvorlage aussprechen, sollte die Politik aufmerken.”