Meinung
Ist Reden doch Gold?
Stefanie Braun
Kevin Rühle. MRV

Ein Bürgermeister lädt ein: Liebe AfD-Wähler, lasst uns reden! Immerhin einer folgt dem Aufruf, doch zurück bleiben Fragen über Fragen. RZ-Redakteurin Stefanie Braun über die Frage, ob Reden überhaupt hilft

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – wer kennt den Spruch nicht? Doch gerade jetzt müsste es eigentlich heißen „Reden ist Gold“, denn die Gesellschaft spaltet sich. Zuletzt ablesbar war das an den Zahlen der Bundestagswahl. Die AfD hat mit vermeintlich einfachen Antworten auf komplexe Fragen Wählergruppen für sich gewonnen. Etwas, das viele – auch Kommunalpolitiker wie der Bendorfer Stadtbürgermeister Christoph Mohr (SPD) – nur schlecht hinnehmen können.

Doch wie kann man den Spalt überwinden, der sich durch die Gesellschaft zu ziehen scheint? Fragen stellen, reden, versuchen zu verstehen: Das war Mohrs Plan hinter seinem Aufruf. Viele AfD-Wähler fühlen sich ungehört in ihren Sorgen und Nöten. Dem Aufruf zum Dialog aber folgte nur einer. Immerhin, einen winzigen Einblick in eine viel größere, viel komplexere Wählerschaft konnte Mohr so bei seiner Aktion gewinnen.

Eine der Fragen, die bleiben, ist dennoch: und jetzt? Welche Schlüsse zieht man aus einem Treffen, bei dem sich die eine Richtung in immer größeren Themen zerdenkt und die andere Richtung im persönlichen Klein-Klein verbleibt? Welche goldene Mitte findet sich dafür? Der Einblick, den Mohr gewinnen konnte, war klein, und dennoch hat er mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Ist miteinander Reden nun der richtige Weg? Ja, allerdings sollte man wohl weit früher ansetzen: nicht erst dann, wenn eine Wahl ansteht – oder sie bereits vorbei ist.

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