Dass Sport gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist, ist bekannt. Dass Sport in der Gruppe die Kameradschaft und das Gemeinschaftsgefühl stärken kann, ist ebenfalls nichts Neues.
Wer am Freitagabend zu Gast in der Spothalle des Herz-Jesu-Hauses Kühr war, konnte sich davon überzeugen, dass im Sport auch ein riesiges Potenzial schlummert, Hemmschwellen zwischen Menschen abzubauen. Bei einem Inklusionstischtennisturnier spielten beeinträchtigte und nicht-beeinträchtigte Sportler gegen- und vor allem miteinander.

„Durch Sport kommen sich Menschen automatisch näher“
Bei einem Unfall verlor Frank Dirschus eine Hand, daher weiß er, wie gut Sport auch Menschen mit Beeinträchtigungen tun kann. Bei den Sportfreunden Kühr engagiert er sich für den gemeinsamen Sport von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen.
„Im Herz-Jesu-Haus in Niederfell werden den Bewohnerinnen und Bewohnern vielfältige Sportangebote ermöglicht – beispielsweise Schwimmen, Fußball, Darts oder Tischtennis. Eine geistige oder körperliche Behinderung soll kein Hinderungsgrund für sportliche Betätigung sein“, sagt Frank Dirschus.
Der Dieblicher ist stellvertretender Vorsitzender der Sportfreunde Kühr. Ehrenamtliche haben sich in diesem 1992 gegründeten Verein organisiert, um beeinträchtigte Menschen an Sport heranzuführen und ihnen entsprechende Trainingsmöglichkeiten und Betreuer zur Verfügung zu stellen.

Inzwischen nehmen mehr als 200 Menschen aus Kühr und den umliegenden Ortschaften die Sportangebote wahr. Doch nicht allein in dieser Zahl drückt sich aus, welchen Stellenwert die Sportfreunde Kühr haben. „Seit etwas mehr als einem Jahr besteht im Tischtennissport eine Kooperation mit dem VfR Niederfell“, berichtet Dirschus über ein Projekt gelebter Inklusion zusammen mit dem heimischen Sportverein. Dessen Sportplatz befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur christlichen Einrichtung, sodass eine Kooperation im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend war.
„Hier spürt man die verbindende Kraft des Sports, die das Menschsein über scheinbare Unterschiede stellt.„
Turnierleiterin Elke Deffner
Elke Deffner ist aufseiten des VfR Niederfell für die Zusammenarbeit im Tischtennissport verantwortlich. Für die gemeinsamen Trainingseinheiten mit den beeinträchtigten Menschen findet sie ausschließlich lobende Worte: „Für uns ist das eine tolle Möglichkeit, jeden Dienstag mit den Kührern Tischtennis zu spielen. Hier spürt man die verbindende Kraft des Sports, die das Menschsein über scheinbare Unterschiede stellt.“
Deffner war am Freitag Turnierleiterin, als im Herz-Jesu-Haus das Jahresabschlussturnier stattfand. 24 Sportlerinnen und Sportler maßen sich in vielen Eins-gegen-eins-Duellen an sechs dunkelgrünen Platten.

Nach vielen knappen Spielen setzte sich Ute Hundshammer von den Sportfreunden Kühr gegen alle Kontrahenten durch und wurde somit zur stolzen Siegerin gekürt. „Wer das Turnier gewonnen hat, ist aus meiner Sicht eigentlich zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass alle Spaß am Spiel hatten. Das Strahlen in den Augen nach einem gewonnen Punkt, einem tollen Ballwechsel oder einem spannenden Match ist die Bestätigung dafür, dass man das Richtige tut“, so Dirschus, der auch selbst aktiv am Turnier teilnahm.
Lob und Anerkennung für die Siegerin konnte er sich aber schließlich auch nicht verkneifen: „Wir nehmen regelmäßig auch an Turnieren außerhalb des Hauses teil, um uns mit anderen zu messen. Ute schneidet hier regelmäßig gut ab und heimst viele Erfolge ein. Deswegen freut es mich sehr, dass sie nun auch hier in Kühr gewonnen hat.“

Nicht nur für die Siegerin Hundshammer, sondern auch für den VfR Niederfell hatte Dirschus Worte der Wertschätzung übrig: „Wir von den Sportfreunden Kühr sind sehr froh über die Zusammenarbeit mit dem Niederfeller Sportverein. Ich glaube, dass es sich um eine Win-win-Situation handelt, die allen Beteiligten zugutekommt.“ Die Tischtennisabteilung der Niederfeller besteht derzeit aus rund einem Dutzend Aktiven, von denen acht Sportler am Turnier in Kühr teilnahmen.