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Bendorf
Infoveranstaltung des "Ovalen Tisches" in Bendorf: Referenten werben für die klassische Lehre

Der "Markt der Möglichkeiten" beim Elternabend in der Karl-Fries-Schule stieß auf reges Interesse. Im Angebot: Etliche bislang unbesetzte Stellenangebote für eine duale Ausbildung im Handwerk und in der Industrie.

Annette Hoppen

Bendorf. Viele Wege führen zu beruflichem Erfolg und zu einer hohen beruflichen Qualifikation - und die klassische Lehre kann dabei für viele Schulabgänger nicht die schlechteste, sondern sogar eine sehr gute Alternative zu Abitur und Studium sein.

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Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen

Das war der Tenor der Referenten bei einer Informationsveranstaltung des „Ovalen Tisches“ in der Karl-Fries-Realschule plus in Bendorf, die im Rahmen eines landesweiten Elternabends zur Berufsorientierung stattfand.

Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK), eine Berufsberaterin der Koblenzer Arbeitsagentur, ehemalige Schüler der Bendorfer Realschule, die zurzeit eine Ausbildung absolvieren, und die Berufseinstiegsbegleiter der Karl-Fries-Schule rührten ordentlich die Werbetrommel für die duale Ausbildung im Handwerk und in der Industrie. Dass ein Lehrberuf vielfältige Karrieremöglichkeiten bietet, betonte etwa der Vizepräsident der IHK, Helmut Gehres. Denn mit dem Gesellen- oder Facharbeiterbrief muss die Ausbildung nicht beendet sein. Bei entsprechender Leistung, erläuterte Gehres, sind die Weiterbildungsoptionen vielfältig, reichen von der Meisterschule bis hin zum Studium. Allerdings unterstrich der IHK-Mann auch, dass die Bewerber für die duale Ausbildung gewisse Voraussetzungen mitbringen müssen: Neben der fachlichen Eignung schauen die Betriebe etwa auch auf ganz klassische Tugenden wie Pünktlichkeit, gutes Benehmen, Sorgfalt und Ausdauer.

Dass eine abgeschlossene Ausbildung mit einem gewissen Notendurchschnitt gleichbedeutend mit dem Abschluss der mittleren Reife ist, erklärte Rita Vernia von der Koblenzer Arbeitsagentur. Außerdem hatte die Berufsberaterin beeindruckende Zahlen im Gepäck: Allein 370 verschiedene Berufe lassen sich im Rahmen einer dualen Ausbildung (Theorie in der Berufsschule, Praxis im Betrieb) erlernen. Hinzu kommen etwa 100 weitere Berufe, die über eine schulische Ausbildung erlernt werden können, „wobei diese Schulen oft die mittlere Reife voraussetzen und auch häufig Schulgeld kosten“, wie Vernia weiter erläuterte. Schulabgänger, die sich für eine betriebliche Ausbildung entschließen, erhalten dagegen eine Vergütung.

Doch wie findet man zunächst einmal den richtigen Beruf? Vernia appellierte an die rund 150 Eltern, die mit ihren Kindern zu der Informationsveranstaltung gekommen waren, ihre Söhne und Töchter bei der Berufswahl zu unterstützen und ihnen beratend zur Seite zu stehen, weil 15- und 16-Jährige damit oft allein überfordert seien. Darüber hinaus bietet die Arbeitsagentur zahlreiche Info-Möglichkeiten und auch Tests an. Ein weiterer Tipp von Rita Vernia lautete: Mit der Suche einer Ausbildungsstelle sollten die jungen Leute nicht zu lange warten. In der Regel müsse man sich ein Jahr vor dem gewünschten Ausbildungsbeginn bewerben. Die Chancen, eine Lehrstelle zu ergattern, stehen dann gut, wie weiteres Zahlenmaterial zeigte, das die Berufsberaterin präsentierte. Im Ausbildungsjahrgang 2013/2014 gab es 3817 Bewerber für 3807 Ausbildungsstellen. Wer im Wunschberuf keinen Platz erhält, dem rät Rita Vernia deshalb, nach Alternativen Ausschau zu halten.

Dass die Berufsfachschule 1, über die junge Leute nach dem Hauptschulabschluss noch die mittlere Reife nachholen können, oftmals keine gute Alternative für eine duale Ausbildung ist, davor warnte Berufseinstiegsbegleiter Alfred Ortseifer vom Bildungswerk der rheinland-rheinhessischen Wirtschaft. Das Problem: Der Zugang zur Berufsfachschule 1 erfolgt ohne die Barriere eines Notendurchschnitts, den die Jugendlichen von der Hauptschule mitbringen müssen. Diese Hürde wartet dann aber beim Übergang von der Berufsfachschule 1 in die Berufsfachschule 2 (BF 2), also nach dem ersten Schuljahr – und mehr als 50 Prozent eines Jahrgangs schaffen den Sprung in die BF 2 nicht.

„Ovaler Tisch“ soll Fachkräftemangel abwenden

Der „Ovale Tisch“ für Ausbildung und Fachkräftesicherung in Mainz ist ein Gremium, in dem neben der Landesregierung die Wirtschaftsverbände und -kammern, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, die Gewerkschaften und die Landtagsfraktionen vertreten sind. Geleitet wird der Zusammenschluss von Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Ziel des „Ovalen Tisches“ ist im Hinblick auf die demografische Entwicklung die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Außerdem betreibt das Gremium Imagewerbung für die klassische Lehre, also die duale Ausbildung in Handwerks- und Industrieberufen. Dazu finden regelmäßig, wie nun auch in Bendorf, Informationsveranstaltungen in Schulen statt. hoa

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